Der Wahnsinn, was alles in Sachen 'female fronted' Metalbands aus den Niederlanden stammt! Within Temptation, Epica, Revamp, Delain ... Und auch La-Ventura lassen sich da qualitativ nicht lumpen - so viel schon mal vorweg. 2008 gab es das Premierenalbum A New Beginning, zwischenzeitlich eine EP und ein paar Wechsel im Line-up: Marco van Boven (keys) und Erwin Polderman (drums) raus und Drummer Renzo van Poecke rein. Seit 2013 führt der Nachfolger "White Crow" die noch junge Bandhistorie fort - Anfang Zwo-14 hat das Album nach erfolgreicher Labelsuche auch seinen Release-Termin in Deutschland. Es braucht nicht viele Hörproben, um sich sicher zu sein: Die drei Herren und die singende Frontfrau Carla van Huizen bereichern das Plattenregal der Genreliebhaber. Um Qualität? Ganz sicher! Um Innovation? Geht so.
La-Ventura vereinigen einige Stilarten der oben genannten Bands, wie Symphonic-, Melodic- und Gothic Metal; eine Alternative- bis Modern-Schlagseite kommt immer wieder hinzu; man arbeitet hier und da mit kühlen (und coolen) Computereffekten. "Falling Down" liefert gleich zu Beginn die Visitenkarte ab: Röhrende, stöhnende und erdige Gitarrenriffs mit abgehackten Rhythmussalven, megapräsenter, expressiver Gesang mit fein ineinander verwobenen Backing-Arrangements, hochmelodische Refrains mit Power-Atmo. Routiniert changiert man die Dynamik zwischen Headbang-Momentum und getragenen Passagen, die bei geschlossenen Augen in die Ohren drängen. Immer viel Bewegung - innerhalb der Stücke, aber auch von Song zu Song.
"Falling Down" ist eher rau, kantig und wuchtig; "Human Vanity" entpuppt sich als melodisches Sahnestück. Voilà, der erste große Anspieltipp! Erste Sahne, wie man hier diesen extrem eingängigen, wehmütig-expressiven Refrain einbettet in Trommelgewitter und nervöse, böse, staubtrockene, düstere Gitarrensounds. Ein weiteres Highlight des Albums ist der "Song For An Idiot". Geheimnisvoll und episch macht das Teil Tempo, Druck und dabei aber so richtig das Licht aus. Was die Härteskala so bietet - fein! Das könnte ansatzweise auch von Kamelot stammen, mit einem Amaranthe-Chorus obendrauf. Es gibt bei La-Ventura allerdings weder männliche Gesangsparts noch Growls. Alles bleibt klar; da ist man konsequent.
Noch ein dolles, druckvolles Ding: "Drowning". Ein schönes Beispiel dafür, wie ausgeklügelt auch die Strophen sind - die werden keinesfalls zu Gunsten großer Chorusse vernachlässigt. Es knistert vor Spannung. Natürlich helfen da auch Effekte und feinfühlig dosierte dramatisierende Synthies mit. Aber vor allem stricken Rhythmus- und Lead Gitarre sich immer wieder richtig gute Ideen zurecht, welche die Songs gut voneinander unterscheidbar machen. Und gerade bei "Drowning" ist es auch Sängerin Carla Van Huizen, die mit Gefühl und Technik starke Akzente setzt. Der Melodiebogen mit dieser ganz hohen Spitze ... das ist traumhaft - und später im Refrain ist sie es, die mit ihrer Kraft den Ton angibt und aus der (natürlich auch vorhandenen) Bombast-Instrumentierung heraussticht.
Es finden sich noch so manche musikalischen Momente, bei denen es einem ganz heiß und kalt wird - beispielsweise beim hypnotisch-eindringlichen Refrain von "Time And Time Again". Und Momente, bei denen man denkt: 'Mein lieber Herr Abbruchunternehmer, so buchstabiert man h-e-a-v-y'. Bloß irgendetwas Absonderliches oder Gewagtes hören wir nicht. La-Ventura spielen abwechslungsreich und einwandfrei, allerdings unterm Strich sehr nahe an den aktuellsten Outputs von Lacuna Coil oder auch Evanescence. Speziell an letztere erinnert auch die sehr kompakte Struktur der Songs - Radio-Ambitionen nicht ausgeschlossen - in denen nur in Ausnahmefällen mal Platz für kurze Gitarrensoli bleibt. Aber diese Songs sind trotzdem raffinierte kleine Päckchen mit Power und Passion.
Als Draufgabe beinhaltet die digitale Version des Albums noch den Song "Close To You" als Radio Edit; die physische Ausgabe kommt zusätzlich mit dem Stück "Memoria" ins Haus. In welcher Form auch immer - mit "White Crow" nehmen La-Ventura den Fahrstuhl schön weit hoch in die oberen Apartments des internationalen Melodic Metal mit Frauenstimme. Wie gut die Aussicht von da oben ist, kann die Band selbst zeigen, wenn sie künftig versucht, eine stilistische Eigenständigkeit zu entwickeln. Es wäre der Tupfen auf dem 'i'.
Line-up:
Carla van Huizen (vocals)
Sasha Kondic (guitars)
Mike Saffrie (bass)
Renzo van Poecke (drums)
Tracklist |
01:Falling Down (3:46)
02:Human Vanity (3:51)
03:Close To You (3:38)
04:Song For An Idiot (4:12)
05:White Crow (3:56)
06:Drowning (5:01)
07:Time And Time Again (4:00)
08:Neverending Story (3:51)
09:The Only One (3:41)
10:Watch Me Go (4:03)
|
|
Externe Links:
|