Le Corbeau / Moth On The Headlight
Moth On The Headlight Spielzeit: 47:32
Medium: CD
Label: Fysisk Format/Cargo, 2011
Stil: Alternative Rock

Review vom 02.06.2011


Joachim 'Joe' Brookes
Die Band Le Corbeau stammt aus Norwegen und "Moth On The Headlight" ist deren drittes Album, dessen Titel sehr fantasievoll ausgefallen ist. Ob die Musik auch so eingestuft werden kann, gilt es zu ergründen. Vom Label Fysisk Format hatten wir schon die erste Platte der Band Misty Range unter Beobachtung und deren Debüt fiel auf fruchtbaren Boden.
Le Corbeau hat dem Papp-Digipak kein Booklet gegönnt, sondern alle Informationen stehen auf einer ebenfalls aus Pappe bestehenden, beidseitig bedruckten Karte. Alles lässt sich dabei aus dem Handgeschriebenen nicht so leicht entziffern. Da verliert man schon die Lust am Lesen. Interessanter ist da schon der Bandname, fußend auf dem französischen Film-Noir "Le Corbeau" aus dem Jahr 1943.
Das gesamte Artwork der Verpackung ist eine Collage, die einen immensen Datenfluss verursacht. Ist auch die Musik so angelegt, darf man sich auf Interessantes mit der Stimmung eines Film-Noir freuen. Im Licht gleißende Songs sind hier allerdings Mangelware und selbst wenn Øystein sowie Mette Sophie beim Leadgesang gemeinsame Sache machen oder alleine aktiv sind, der Charakter des Dunklen bleibt. Stößt Dag Stilberg ins Saxofon-Horn, lässt es den Hörer aufhorchen. Immer dann wird der zähe Alternative Rock von einer sphärischen Patina überzogen. Das gefällt zunächst ... kann aber auch innerhalb der etwas mehr als dreiviertel Stunde im Sande verlaufen.
Ohne zu solieren sorgt das Saxofon im phasenweisen Spiel mit den Gitarren für etwas hellere Momente. Da erfreut man sich glatt an einem Gewitter zum Ende des zweiten Tracks und wenn die Nummern so weiterlaufen, fragt man sich, ob diese zur Schau getragene Monotonie ganz bewusst ein Showelement ist. Variationen, ausgenommen im Tempo, sind nicht das große Ding von La Corbeau. Dennoch entsteht Spannung, wie man mit "Mizogumo (Head In The Trees)" fast zehn Minuten überstehen will. Mit verschleppter Rhythmik wirkt die Musik noch dramatischer und Vocals wurden hier ausgeschlossen. Der Einsatz einer Bariton-Gitarre verfehlt nicht seine Wirkung, aber wenn es nach der Hälfte der Distanz immer noch in Moll-Tönen daher geht, ist Ohren- und Nerven-Kondition angesagt. Die sich entwickelnde Schräglage der Sechssaiter ändert nicht viel an der Gleichförmigkeit.
Jawohl, jetzt geht es aber ab! "Black Belvedere" wird vom Geräusch eines PS-starken Motorrades eröffnet und dann ... bringt Le Carbeau ein ganz wenig Farbe in ihre Musik aus Schwarz und Weiß. Abermals ist es das Saxofon, das die Kohlen aus dem Feuer reißt. Na ja, Feuer ist wohl etwas übertrieben. Zwischenbilanz nach mehr als der Hälfte der Kompositionen: Wenn auf der Platte nicht noch Entscheidendes geschieht, ist der Album-Titel "Moth On The Headlight" noch die phantasievollste Komponente. Man wird zum Rosinenpicker. Den Begriff benutze ich sonst in anderen Zusammenhängen, aber in "Another Moment When Time Stands Still" entwickelt das Sextett für die letzte Zeitspanne des Tracks glatt ihre ureigene Ansicht von Rock'n'Roll. Das ist schon etwas Besonderes!
"Remains" schafft es doch glatt, einige Lücken in der dichten Wolkendecke zu finden. Wenige musikalische Sonnenstrahlen erhellen das Gemüt des Hörers. Auch "Drumming On Heavy Rain" klingt heller. Die Gitarren sind freundlicher gestimmt und "1959" ist dann zum Schluss die instrumental-balladeske Ausgabe von Le Corbeau. Ja, endlich winzige Knospen von Melodie! Ausgerechnet hier macht der Saxofonist Stilberg Pause.
Die Band erweist sich summa summarum als 'not my cup of tea' und ich hole mir erst einmal eine neue Tasse heißen Tee.
Line-up:
Øystein (guitars, vocals, percussion, bass - #1,2,6)
Mette Sophie (vocals)
Henrik (baritone guitar)
Kenneth Amundsen (guitar - #6)
Dag Stiberg (alto saxophone)
Henning (bass)
Tord (drums, percussion)
Tracklist
01:Moth On The Headlight (2:48)
02:Yvette Rosemont (5:31)
03:1962 (4:31)
04:Mizogumo (Head In The Trees) (9:56)
05:Black Belvedere (4:46)
06:Another Moment When Time Stands Still (3:52)
07:Remains (5:44)
08:Drumming On Heavy Rain (5:57)
09:1959 (4:30)
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