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Lionville / II
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Hier ist mal wieder ein ungeheuer wirksames Abschreckungsmittel für musikalische 80er-Allergiker! Der Italiener Stefano Lionetti öffnet ein zweites Mal die Stadttore von Lionville, dem Melodic Rock-Projekt, das quasi seinen Namen trägt. Erst im Jahr 2011 gab es das Debüt; und viele der Gastmusiker sind auch dieses Mal wieder dabei, darunter Alessandro Del Vecchio
(Edge Of Forever, Eden's Curse, Bruce Gaitsch, Richard Marx), Mario Percudani (Hungryheart, Issa), Anna Portalupi (u.a. Hardline, Mitch Malloy) und gleich die komplette Band Work Of Art. Nicht mehr dabei auf "II" ist dagegen Tommy Denander - aber den hören wir ja auch oft genug auf so vielen Alben! Neu bei Lionville sind unter anderem der Schwede Peter Friestedt, Joe La Viola mit seinen Saxofon-Solo (bei "Waiting For A Star To Fall") sowie Bill und Tamara Champlin. Bill Champlin, bis vor wenigen Jahren noch bei Chicago, singt die Lead Vocals bei "Higher" und teilt sich dabei den Job mit Stefano Lionetti und Work Of Art-Mann Lars Säfsund - Ein kraftvoller Stimmen-Dreierpack, während Ehefrau Tamara die Backings beisteuert.
Ansonsten werden die Lead Vocals unter Lionetti und Säfsund aufgeteilt. Beide machen einen richtig guten Job und bringen Herz und Leidenschaft in die Stücke rein. Zum Glück, denn wie schnell rutscht man mit solchen kompromisslosen Retro-Kompositionen in Kitsch-Kategorien ab? Das passiert hier aber nicht. Zumindest bekommt man das Gefühl nicht, wenn man dem Genre gewogen ist und gern auf die Einflüsse der vergangenen 20 Jahre wie tiefe Gitarren oder Computereffekte verzichtet. Unter den praktizierenden Musikern dieser Zunft gibt es durchaus qualitative Unterschiede.
Bei Lionville sind wir ganz klar auf der Siegerseite. Hier klingt nichts nach Plastik - alles ist handgemacht: Die Gitarren treiben schön nach vorn, die Bässe grooven und die Keyboards tragen entweder glitzernde Akustikschminke auf, wie in der hübschen Schmachtballade "No Turning Back", oder sie liefern Bombast. Beispiel hierfür ist der Chorus von "Waiting For A Star To Fall", der sich plötzlich so stark verdichtet, dass den Hörer ein wohliges Asia-Gefühl überkommt. Später klingt es eher nach Giant, wenn sich der Gesang immer höher und höher schraubt - ach ist das schön, wenn Leute, die viel können, alles geben!
"Waiting For A Star To Fall" ist übrigens der einzige Coversong, im Original von Boy Meets Girl - da wurde der Pop-Song aber wirklich mit ordentlicher Power garniert, gut gemacht! Ansonsten bewegt man sich stilistisch meist irgendwo zwischen Foreigner, Survivor und Toto in der Joseph Williams-Phase - der ersten, muss/ darf man ja inzwischen sagen. "Secret Touch" und (insbesondere) "All We Need" verströmen dieses Feeling. Denn was bei Lionville wirklich gut gelingt, ist diese butterweiche Mehrstimmigkeit. Außerdem blitzen in verschiedenen Songs zumindest ansatzweise toto-eske Solo-Zwischenspiele des Keyboards auf.
Natürlich bedienen sich Stefano Lionetti und Konsorten altbewährter Strickmuster. Aber wenn dabei so starke Songs herauskommen, dürfen die ruhig immer und immer wieder ausgepackt werden. 'Hinten raus' rutscht die Songqualität zwar etwas in den gehobenen (!) Durchschnitt ab. Auf der anderen Seite stehen aber klasse Stücke mit viel Gefühl, allen voran "Another Day", das wesentlich länger im Kopf rotiert als das Album im CD-Spieler - ein klasse Chorus: bestechend einfach, aber einfach ganz groß. Lionville, "II" - Fehlkauf annähernd ausgeschlossen...
Line-up:
Stefano Lionetti (lead & backing vocals, electric & acoustic guitars, keyboards) With: Lars Säfsund (lead & backing vocals) Alessandro Del Vecchio (keyboards & backing vocals) Bruce Gaitsch (electric & acoustic guitars) Mario Percudani (electric guitars) Anna Portalupi (bass) Alessandro Mori (drums & percussion) Very Special Guests: Bill Champlion (lead & backing vocals - #4) Tamara Champlin (backing vocals - #4) Robert Säll (guitars & keyboards - #6) Sven Larsson (guitars - #10) Peter Friestedt (guitars - #3) Joe La Viola (saxophone - #8) Herman Furin (percussion - #12)
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