The Lone Crows / Same
The Lone Crows Spielzeit: 48:42
Medium: CD
Label: World in Sound, 2013
Stil: Heavy Blues Jam


Review vom 08.05.2013


Ulli Heiser
»Heilige Scheiße - Tränen der Freude kullern aus meinen verquollenen Äuglein: Bad Company ist wieder auferstanden!! Reinkarniert in fünf bajuwarischen Jungspunden, augenscheinlich in den Mittzwanzigern. Dass ich so was noch erleben darf...«, schrieb Kollege Steve kürzlich an
anderer Stelle.
Diesen Satz will ich gerne übernehmen - mit zwei Änderungen. Aus Bad Co mache ich 'Eine vergangene Zeit' und aus » fünf bajuwarischen…« werden bei mir vier amerikanische.
Mit zwei Gitarren, Bass und Schießbude treten die vier Jungs an, uns ihren schweren, psychedelischen Blues Rock vorzustellen. Wobei Blues Rock, auch mit den Attributen heavy und psychedelisch, einfach zu wenig ist. Scheinbar haben Tim, Joe, Julian und Andy die Plattenregale ihrer Väter und Großväter studiert, denn neben Referenzen wie The Black Keys, Wolfmother, Kyuss und The Flying Eyes liest man auch Led Zeppelin, Doors und Quicksilver Messenger Service (!). QMS in einem Atemzug mit z. B. Kyuss? Geht das? Ja, es klappt, denn diese Mischung aus sauschwerem Blues Rock, acidhaftem Stoner Rock und psychedelischen Brachialgewittern lässt auch Raum, um in "Heard You Call" wahrhaftig den Flair und Spirit der Westcoast-Legende zu spüren. Eindeutig ein Zeichen, dass die vier Musiker ihr Handwerk verstehen. Viele kleine Nuancen, die QMS ausmachten, werden von den Lone Crows perfekt aufgegriffen und meinen erstaunten Lauschern präsentiert.
Der Fokus ihres Debütalbums liegt aber in rauchgeschwängertem, schwerem, psychedelischem Acid Blues Rock. »Heilige Scheiße« muss ich wieder Kollege Steve zitieren. Brachiale Jams, scheinbar eine Melange aus Led Zeppelin und Black Sabbath und auch schon mal (wegen der Orgel in "Runnin' Through My Head") Deep Purple, gepaart mit den Stonergrößen prallt da aus den Lautsprechern auf den Hörer. Bass und Schlagzeug bereiten einen guten Boden. Einen Nährboden für Gitarren. Und was für einen!
Mal kommen sie wie aus dem Nichts - messerscharf wie ein Nebelstrahler durchschneiden sie die wabernden Wolken - dann bauen sie sich majestätisch turmhoch direkt in die Komposition. Sie überreiten dich, wenn urplötzlich das Stahlgewitter aus dem scheinbaren Nichts hereinbricht. Sie können aber auch bluesig jammern und dezent wie bei den alten Fleetwood Mac brillieren.
Das alles klingt wie live gespielt und sicher ist das mit der Grund, wieso diese Scheibe so anders ist. Kein Stück, Pause und wieder ein Stück... Nein, das Album rollt einfach unaufhaltsam nach Vorne. Unbändiger Groove, lange Instrumentalparts, in denen Felle und dicke Saiten ebenso ihre Momente haben wie die beiden Sechssaiter. Einfach herrlich, wenn Bass und Drums wie Treibsand erbarmungslos ziehen und dann plötzlich die Gitarre aus der Ecke aufschreit ("When I Move On"). Die Stücke wurden spontan im Studio aufgenommen. Nicht Take bei Take und hier und da gefeilt. Nein, in einem Guss, um nicht oft zu wiederholen, sondern Stimmung und Ausdruck Lauf zu lassen. Dazu muss man gut sein, sein Handwerk verstehen, und das scheint auch so zu sein, denn da ist keine Spur von Unsicherheit oder mangelnder Perfektion.
Das komplette Album brät dir eine Breitseite nach der anderen ins Hirn und ich muss nochmal den Kollegen..., ihr wisst schon: »Heilige Scheiße«...
The Lone Crows zaubern alten Blueszutaten eine andere Miene ins Gesicht. Den Zwölftakter hört man schon ab und an durchschimmern, aber diese Burschen geben ihm musikalisches Viagra. Dazu lassen sie ihm viele Minuten Zeit, sich zu entwickeln und verpassen ihm so viel Acid, Stoner und Psychedelic, dass es eine wahre Pracht ist.

Ich schließe, wie ich begonnen habe - mit einem Zitat und zwar aus dem gleichen Artikel von Kollege Steve: »Dreimal heiliger Haufen! Was soll eigentlich nach einem solchen Debütalbum noch kommen???
Lem Motlow hat sich hier die Messlatte für Künftiges gewaltig hoch gelegt. Trotzdem oder gerade deswegen muss ein ganz dicker Kauftipp vergeben werden!!!«
Und ich ersetze Lem Motlow mit The Lone Crows.
Meine Herren, Chapeau!.
Line-up:
Tim Barbeau (guitar, vocals)
Joe Goff (drums & percussion)
Julian Manzara (guitars)
Andy Battcher (bass)

Anders Nelson (organ - #9)
Tracklist
01:Lone Crow
02:Can't Go Home Again
03:Heard You Call
04:You Got Nothing
05:Moonshine
06:The Ghost
07:When I Move On
08:The Crawl
09:Runnin' Through My Head
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