Die Hamburger 'Modeschöpfer' von Loui Vetton sind wieder da. Ganze drei Jahre haben sich die inzwischen sechs Hanseaten Zeit gelassen, um an ihrem jetzt vorliegenden Drittwerk zu arbeiten. Zollten sie ihren Einflüssen beim Vorgänger noch in dem recht augenzwinkernd-schwurbeligen Albumtitel Postreggaeprecore Tribut, so kommt die Namensgebung 2013 vergleichsweise straight daher.
Der neue Silberling hört nämlich auf "Goodbye Fairgrounds. It's The New Black" und mutet somit allein vom Titel her wie eine Konzeptscheibe an. Auch die klanglich gemäßigten Intro sowie Outro - benannt jeweils nach einem Teil des Albumtitels - passen zu diesem Eindruck. Das Artwork ist wieder mal sehr stimmig ausgefallen.
Passend dazu hat sich die musikalische Ausrichtung der Nordlichter etwas verändert. Klar, auch aktuell nehmen die Bläser und die zwei Sänger einen wichtigen Bestandteil im Ska Punk-Sound der Hamburger ein. Dennoch gehen Loui Vetton einen Tick härter und unbeugsamer zu Werke als auf ihren Vorgängeralben - sowohl in lyrischer als auch musikalischer Hinsicht. "It's The New Black" eben, was übersetzt wohl so viel heißt wie 'mehr Rock, mehr Kante, mehr Dreck'.
Dass man dazu - schwarz hin oder her - aber weiterhin ganz wunderbar das Tanzbein schwingen kann und die Band ihren Humor nicht verloren hat, darf man beruhigt feststellen. Wäre bei der nach wie vor präsenten Ska-Ausrichtung aber auch ziemlich verwirrend, wenn diese Trademarks nicht mehr da wären.
Überzeugend und wie aus einem Guss läuft der Langdreher ins Ohr, alles klingt perfekt aufeinander abgestimmt und durchdacht als Gesamtkunstwerk fertiggestellt. Und doch lockt einen die erste Single "Somebody Help Me Down" schon fast auf eine falsche Fährte, weil er eben so beschwingt leichtfüßig in die Gehörgänge fließt (bombiger Bass, messerscharfe Brass-Salven). Hier hat man gleich zu Anfang richtig Spaß in den Backen und ärgert sich im Grunde schon fast, dass dieses Album so unpassend nach der Baggersee-Saison zum Herbstauftakt erscheint - aber das war beim letzten Longplayer ja auch schon so.
Nachfolgend reiht sich quasi Hit an Hit: "Arctic Roulette" läuft mit seinem Laut-Leise-Kontrast richtig gut rein, "Snowbird Mephisto, Stoned" offenbart durch sein dramaturgisches Intro die neue Düsternis, während das NOFX-mäßige, vielschichtige "Viva con Agua" (inkl. geilem Gitarren- und Bläser-Solo!) die Tanzflächen richtig zum Beben bringen sollte. Das punkig-kraftvolle "Beauty Of Illusion / Illusion Of Beauty", "This Ship Is Sinking" sowie "Wake Up Screaming" sind ebenfalls Songs allererster Kajüte - und mit "Left Undone" hat man am Schluss plötzlich noch ein melancholisches Groove-Monster auf dem Zettel, das richtig meisterhaftes Songwriting offenbart.
Insgesamt hat die Band in kompositorischer Hinsicht also dick aufgefahren und brennt ein Hitfeuerwerk ab, das es in sich hat. Erfreulich sind dabei auch die kritischen, tiefgründigen Texte, die sich sowohl mit persönlichen als auch globalen Themen beschäftigen und von irgendwelcher 08/15-Seichtwasser-Lyrik glücklicherweise weit entfernt sind.
Abschließend bleibt also nur zu hoffen, dass Loui Vetton mit dem amtlich produzierten "Goodbye Fairgrounds. It's The New Black" einen gewaltigen Schritt nach vorn machen. Ska-Fans (selbstredend) einschlägiger Ami-Referenzen, aber gerade auch Leute, die sich bisher noch nicht an diesen Stil herangetraut haben, ist dieser voller Herzblut steckende Silberling nur wärmstens zu empfehlen. Gut gemacht, Jungs!
Line-up:
Buzz Vetton (guitars)
Heidi Vetton (bass)
Jinxe Vetton (backing vocals)
Luk Vetton (saxophone and vocals)
Ole Vetton (drums)
Sherman Vetton (trumpet and flugelhorn)
Tracklist |
01:Goodbye Fairgrounds (0:54)
02:Somebody Help Me Down (3:41)
03:Arctic Roulette (3:04)
04:Beauty Of Illusion / Illusion Of Beauty (3:25)
05:Snowbird Mephisto, Stoned (3:24)
06:Viva con Agua (4:02)
07:This Ship Is Sinking (4:03)
08:Wake Up Screaming (4:04)
09:Left Undone (5:01)
10:It's The New Black (1:56)
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