Lucifer Was / The Crown Of Creation
The Crown Of Creation Spielzeit: 46:24
Medium: CD
Label: Transubstans Records, 2010
Stil: Symphonic Rock

Review vom 07.11.2010


Boris Theobald
Lucifer Was sind sich nicht nur treu geblieben; sie haben es sogar geschafft, einen magischen Schutzschild um sich herum aufzubauen, der sie über Jahrzehnte von musikalischen Einflüssen geschützt hat. In den 70er Jahren hatten die Norweger in der Gegend um Oslo Konzerte gespielt, sich 1996 nach 20 Jahren offiziell reformiert, sind seither aktiver denn je und veröffentlichen mit "The Crown Of Creation" seither schon ihr viertes Album, wobei ein paar Vorgänger auch aus älterem Material bestanden.
"The Crown Of Creation" ist symphonischer Prog Rock, so tief in den Spät-60ern und den 70ern verwurzelt, wie es nur irgendwie möglich scheint. Und wie der Titel des Albums schon vermuten lässt, dreht sich das Konzeptwerk um christlichen Stoff. Lucifer Was spannen den ganz großen Bogen von der biblischen Schöpfung (»And the earth was unformed and void, before all we know were installed«) bis hin zum Formulieren religiöser Daseins-Fragen nach dem Wie und dem Warum und dem Wohin mit zum Teil recht plakativ vertexteter frommer Nachdenklichkeit (»We're sons and daughters of the mothers and some fathers, too. We make the world go on and on and sometimes we make mistakes«).
Die klangliche Umsetzung erinnert, wenn es erlaubt ist, diese Parallele zu ziehen, passenderweise an die 'Schöpfungszeit' des symphonischen Prog Rocks. Hammond-Orgel, Querflöte, pulsierende Bässe und die urig und organisch klingenden Gitarren stammen aus einer Zeit, kurz nachdem die Welt des Prog Rocks noch leer und unförmig gewesen war. Hinzu kommt ein ca. 15-köpfiges Kammerorchester, das Kristiansand Symphony Orchestra, mit dem die Band stark interagiert.
Lucifer Was erinnern mich in erster Linie an Jethro Tull und an die im neuen Jahrtausend ja auch wieder zurückgekehrten Kansas-Vorläufer Proto-Kaw. Hier aber weniger an das großartige "Before Became After", sondern (leider) eher an das schwächere The Wait Of Glory. Denn Explosionen kreativer Art bleiben auf "The Crown Of Creation" Mangelware. Dabei startet das Album so vielversprechend! Den Anfang macht gleich ein rockiger Drive mit frickeligen Flöten; bei "Unformed And Void" packen einen nochmal die mammutösen Bässe à la Uralt-Genesis, eine Hand voll prickelnder Melodien auf rhythmisch angespitztem Untergrund können überzeugen ...
... so 'präsent' ist die Musik leider aber nur all zu selten. Das epische Geflecht komplett ineinander fließender Bestandteile wird bis auf ein paar Ausnahmen schnell zäh. Ein paar spannende Passagen mit mehr Dynamik und aktiveren Instrumenten bilden die Ausnahme - im Großen und Ganzen plätschert das großkompositorische Ungetüm aber so vor sich hin, ohne dass man groß die Ohren spitzt. Auch das stark eingebundene Kammerorchester veredelt zwar ganz klar das Klangerlebnis, kann aber kaum Akzente setzen (nur vereinzelt, zum Beispiel hübsch retro-proggige Fiedeleien beim zur Abwechslung mal flotteren "Rising Sun").
Sehr positiv fällt Sänger Jon Ruder auf. Der ist richtig, richtig stark, und erhält zuweilen auch noch weibliche Unterstützung. Aber die Band hinter ihm rockt zu wenig, driftet zu sehr in langatmig zerfaserte Variationen unauffälliger Melodien ab. Manche Passagen von Ruders expressivem Gesang erinnern im orchestral verstärkten Umfeld an die Musical-affinen Kompositionsvorlieben eines Dennis DeYoung. Es wird aber zu oft zu kitschig.
Mensch, wenn doch nur die ganze Platte so großartig wäre wie die ersten zweieinhalb Minuten! Leider wird es aber stattdessen ziemlich anstrengend, bis zum Schluss dran zu bleiben, obwohl die Spielzeit nur gut eine dreiviertel Stunde beträgt. Hochachtung für die mühevoll kleinteilige Einbindung des Mini-Orchesters! Doch jenseits der Heimatregion dürfte "The Crown Of Creation" auch in Genre-spezifischen Untergrundkreisen kaum über eine Randnotiz hinauskommen.
Line-up:
Thore Engen (guitar, vocals)
Jon Ruder (vocals)
Deb Girnius (flute, vocals)
Einar Bruu (bass)
Eune Engen (drums)
Arne Martinussen (B3 organ, mellotron, keyboard)
Andreas Sjo Engen (guitar)
Freddy Lindquist (guitar, keyboard, programming)

Additional musicians:
Kristiansand Symphony Orchestra
Tracklist
Phase one: From before the beginning and into the living life
01:Wonder (2:25)
02:Three Hammers (0:41)
03:Unformed And Void (3:34)
04:By A White Lace (3:56)
05:Beggar's Bowl (2:06)
06:Rising Sun (4:41)
07:Try Me (3:29)
08:The Crown Of Creation (4:20)

Phase two: The final things to come / Escathology:
09:Moments (3:30)
10:Bethanian Theme (4:13)
11:Burning Beautiful Flowers (1:14)
12:Cabris Sans Cornes (4:22)
13:When The Phoenix Flies Away (3:19)
14:Into The Blue (3:24)
15:Three Hammers Plus (0:59)
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