Luley / Today's Tomorrow
Today's Tomorrow Spielzeit: 48:23
Medium: CD
Label: AOR Heaven, 2012
Stil: Melodic Rock

Review vom 06.06.2012


Jochen v. Arnim
Kennt ihr noch Tokyo oder Craaft? Diese Melodic Rocker aus den Achtzigern, gar nicht mal so unerfolgreich, ging in Richtung Toto oder Foreigner, trotzdem weg vom Fenster? Mit Frontmann und Gitarrero Klaus Luley? Klingelt es ein wenig? Nun gut, dieser Herr ist nach vielen Jahren des Abtauchens wieder an die Oberfläche gekommen und hat zusammen mit dem Bassisten Matthias Rethmann und dem Schlagwerker Chris Elbers unter dem schlichten Namen Luley die vorliegende "Today's Tomorrow" eingespielt. AOR Heaven, als sicherlich passendstes Label für dieses Genre, hat sein Werk nun in die Regale gebracht.
Elf feine Rocksongs, davon eine remasterte Version der alten Tokyo-Nummer "Tokyo" liefert uns der Multiinstrumentalist auf rund fünfzig Minuten Silber. Als Produzent war Michael Voss (u. a.
Mad Max, Michael Schenker, C.T.P.) am Start und hat diesem ersten Solowerk Luleys kräftig auf die Sprünge geholfen. Dabei wurde wenig auf einschneidende Veränderungen gebaut, vielmehr macht man genau das weiter, was schon vor über zwanzig Jahren Engagements als Support für Queen, Bon Jovi, Rod Stewart oder Meat Loaf einbrachte, nämlich sauberen Melodic Rock zu spielen. Natürlich gibt es Konzessionen an die Weiterentwicklung auf dem Markt, keine Frage, und dennoch fühlt sich der geneigte Hörer durchaus in eine Zeit versetzt, als die großen Stadionrocker ihre Anfänge hatten.
Direkt der Opener "Can't Live Without You" rockt ganz im richtigen Stil, alle Register sind gezogen, eingängige Melodie, satte Gitarrenarbeit, leicht mit Keyboards unterlegt, mehrstimmige Backings und natürlich Soloausflüge auf der Stratocaster. "Mountain Of Love" kommt danach im Mid Tempo etwas poppig-getragener daher, wird aber besonders durch die omnipräsente Saitenarbeit des Masterminds für den subjektiven Geschmack wieder rausgerissen. Und da bei "Slippin Away" danach gleich wieder ein paar Gänge hochgeschaltet wird, kommt keine Langeweile auf. "Livin In The Night" driftet gefährlich-gut ins Balladenhafte und kann mit allen Komponenten aufwarten, die zu einer Feuerzeug-und-Arme-schwenken-Mitsing-Nummer gehören, ohne Abstriche. Man muss die Atmosphäre schon mögen, die so eine Musik mit sich bringt, um sie wertschätzen zu können, und Luley tut alles dafür, dass sich das einem erschließt.
"Tokyo" hämmert wie vor etlichen Jahren schon einmal, zwar alles frisch überarbeitet und sicherlich viel, viel besser als auf der alten TDK C60-Kassette, die hier bei mir rumfliegt (und die wohl schon ein paar Mal mit dem Bleistift wieder in Fasson gebracht werden musste - Ihr erinnert Euch?). Im selben Stil geht es dann weiter, mal ein wenig rockiger, mal ein wenig poppiger, oder wie bei "Still Got A Long Way To Go" auch in Richtung ernsthaftem Hard Rock tendierend. Immer wieder dringt die bereits angesprochene Gitarre in Form prägnanter Läufe und Soli durch und auch seine Gesangsparts sind äußerst wechselhaft ausgelegt. Da gibt er mal den fast schmalzig-schnulzigen Mainstream-Schönsänger und dann auf der anderen Seite den ehrlichen Rocker.
"Today's Tomorrow" ist als quasi Erstling nach so vielen Jahren des nicht in Erscheinung Tretens eine durchweg runde Angelegenheit für Luley geworden. Persönlich würde ich mir als nächstes eine etwas härtere Gangart wünschen, die Ansätze in einigen Stücken zeigen deutlich, dass er absolut nichts von seinem Handwerk verlernt hat und uns jetzt mit dem sog. Second Wind durchaus noch den einen oder anderen weiteren guten Silberling bescheren könnte.
Line-up:
Klaus Luley (vocals, guitars, keyboards)
Matthias Rethmann (bass)
Chris Elbers (drums)
Tracklist
01:Can't Live Without You
02:Mountain Of Love
03:Slippin Away
04:Livin In The Night
05:Tokyo
06:Don't Wanna See Your Face
07:Higher
08:Here In My Arms
09:Still Got A Long Way To Go
10:Take Me Today
11:When The Night Comes Down
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