Lynyrd Skynyrd, Support: The Brew / 07.06.2012, Zitadelle, Berlin-Spandau
Rocktimes Konzertbericht
Lynyrd Skynyrd
Support: The Brew
Zitadelle, Berlin-Spandau
07. Juni 2012
Konzertbericht
Stil: Southern Rock
©Fotos: Stephan Lenz


Artikel vom 16.06.2012


Mike Kempf
The BrewWer The Brew als Vorgruppe für sein eigenes Konzert verpflichtet, der hat entweder ein enormes Selbstvertrauen, Größenwahn oder sich einen unvergänglichen Namen in der Historie der Rockgeschichte erspielt. Sicherlich ist Letzteres zutreffend, denn Lynyrd Skynyrd hat seinen Namen unumstritten in den vergangenen Jahrzehnten unlöschbar in die 'Ahnentafel' weltweiter Musikfreunde gestanzt. Trotzdem, wir, mein Kollege Holger und ich, hatten uns die aufstrebende britische Band am 20. Oktober 2011 angeschaut und waren von der Dynamik und dem spielerischen Können des Trios sehr angetan. Da mein Kollege für unser Magazin in Rüdesheim aktiv war, sprang für ihn mein Nachbar Stephan Lenz in die Bresche und zeigt sich für die Fotos des Konzertberichts verantwortlich. An dieser Stelle: Danke Stephan!
The BrewWie es nicht anders zu erwarten war, nutzte die Band die ihr zugestandene Dreiviertelstunde, um auch vor größerem Publikum für Eindruck zu sorgen. Von der Dynamik, der Performance, den Songs und den musikalischen Einzelleistungen des Trios, gab es von meiner Seite aus keinen Grund zu meckern. Doch leider wurde der Band nur die halbe Kraft an Soundqualität zugestanden, und das bei der eh schon schlimmen Akustik im Innenhof des Spandauer Wahrzeichens. Deshalb tat mir die Kapelle auch ein wenig Leid, denn die im Mittelpunkt ihrer Präsentation stehende The Third Floor-CD, ging dadurch fast komplett unter. Besonders beim richtig geilen Drum-Solo von Kurtis Smith, der sich mit Sticks, aber auch 'barhändig' die Seele an seinen Fellen ausdrosch, fiel mir auf, dass alles was die Band auch unternahm, letztlich viel zu leise aus den Boxen kam. So war die Darbietung nur ein Schatten ihres letzten Berlin Gigs vom 20. Oktober letzten Jahres. Doch an der Band selbst lag es nicht!
The BrewEine kurze Umbauphase von ca. fünfzehn Minuten wurde schnell genutzt, indem ich mich mit meinen Nebenleuten rege austauschte. Während der sehr erfahrene Konzertgänger Micha recht locker dem bevorstehenden Konzert von Lynyrd Skynyrd entgegen sah, war mein direkter Nachbar Tobias kaum zu bremsen und als das ausgewählte Intro vom 1980er AC/DC-Scheibchen "Back In Black" - "Shoot To Thrill" - ertönte, gab es für uns Beide kein halten mehr.
Lynyrd SkynyrdBereits 1964 als The Noble Five gegründet, existieren Lynyrd Skynyrd immer noch und stehen kurz vor ihrem fünfzigjährigen Bandjubiläum. Alle Achtung! Dementsprechend begann die Band, die zum Teil bis zu elf Musiker auf der Bühne brachte, sehr routiniert und zelebrierte ihren Southern Rock mit gewohnt guter Qualität. Sänger Johnny van Zant feuerte mit seinen Gesangseinlagen die Fans unermüdlich an, wobei er, wenn er sich mal in den hinteren Gefilden der großen Bühne aufhielt, anhand seiner Größe kaum noch zu erkennen war. Apropos hintere Gefilde: Hier stand das Drum-Set von Michael Cartellone, und dieser beeindruckte mich ebenso stark wie sein Vorgänger von The Brew, Kurt Smith. Seine ausdrucksstarke Körpersprache gepaart mit seinem gekonnten Spiel setzte viele Akzente und hielt die Band auf Trab. Wenn man überhaupt davon sprechen konnte, dass sich die Truppe antreiben ließ oder sich gar komplett verausgabte. So wechselten sich die Gitarristen mit lockeren Positionswechseln ab - stand mal Gary Rossington mit seiner Gibson an vorderster Front, war es mal der stark tätowierte Rickey Medlocke, der zahlreiche Solo-Attacken in die Menge feuerte, oder Mark Matejka mit seiner Fender-Stratocaster bewaffnet, der ebenfalls für einige tolle Soli zuständig war.
Lynyrd SkynyrdDie zwei, später gar drei Background-Sängerinnen schienen für mich nur zur Dekorationszwecken nötig, denn rein musikalisch betrachtet waren die Damen zwar für den Background zuständig, doch die Ladys hauten mich nicht gerade vom Hocker. Am besten gefiel mir Rickey Medlocke, der eigentlich der einzige war, der ab und zu so richtig aus sich heraus kam. Wenn er dann noch seine Silbermähne durch die Luft wirbeln ließ, ja dann war auch ich in seinen Bann gesogen. Basser Johnny Colt und Tastenspezi Peter Keys erledigten zufriedenstellend ihren Job, standen aber ganz klar im Schatten des Gitarreninfernos ihrer Klampfer. Gitarreninferno deshalb, weil meist drei Sechssaiter präsent waren, die für einen enormen Klangteppich sorgten, in den Soli ebenfalls ganz gut agierten, ohne nun was Herausragendes hervorzuzaubern.
Lynyrd SkynyrdLetztlich nahm die Band ihre Fans auf eine Zeitreise durch ihre langjährige Karriere mit, bot zahlreiche Klassiker, die von den Fans wohlwollend registriert und fleißig mitsingend begleitet wurden. Dabei wurden zahlreiche Souvenirs, meist in Form von Plektren, in die Menge geworfen, die das Publikum in wahren Schlachten versuchte zu ergattern. Ohne Rücksicht auf Verluste wurde gerungen, gezerrt und geschubst, um auch nur eine dieser Spenden der Band zu ergattern.
Dass es letztlich für mich kein großartiges Konzert war, hat mehrere Gründe: Die knappe Spielzeit von eineinhalb Stunden, inklusive einer Zugabe ("Sweet Home Alabama"), fand ich gemessen im Verhältnis zum Eintrittspreis von 56 € ziemlich dürftig. Nie bekam ich das Gefühl, dass die Band bis an ihre Grenzen ging und wirklich alles in die Waagschale warf. Und eben, wie bereits oben erwähnt, die mangelnde Soundqualität, für die die Band, ebenso wie The Brew, nichts konnte. Auch ein Grund, warum ich Club- und Hallenkonzerte bevorzuge und ich mich jetzt schon sehr auf den kommenden Oktober freue, wenn The Brew im Postbahnhof von Berlin wieder ihr bestes geben. Die Band, die für mich als Punktsieger aus dem Doppel-Gig hervorging. Zugegebenermaßen bevorzuge ich auch eher den Stil des britischen Trios.


Line-up Lynyrd Skynyrd:
Johnny van Zant (vocals)
Gary Rossington (guitar)
Mark Matejka (guitar)
Rickey Medlocke (vocals, guitar)
Johnny Colt (bass)
Peter Keys (keyboards)
Michael Cartellone (drums)


Line-up The Brew:
Jason Barwick (vocals, guitar)
Tim Smith (bass)
Kurtis Smith (drums)
The Brew     The Brew     The Brew
Lynyrd Skynyrd     Lynyrd Skynyrd     Lynyrd Skynyrd
Lynyrd Skynyrd     Lynyrd Skynyrd     Lynyrd Skynyrd
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