Michael Lehrmann / Three Words Later
Three Words Later Spielzeit: 48:28
Medium: CD
Label: Phonector, 2012
Stil: Instrumental Rock

Review vom 22.12.2013


Joachim 'Joe' Brookes
Als Gitarrist hatte Michael Lehrmann bereits für viele Künstler/Bands in die Saiten gegriffen. Unter anderem sind hier IC Falkenberg, Die Sputniks, Reform oder Stern-Combo Meißen zu nennen. "Three Words Later" ist Michael Lehrmanns Debütalbum und der Titel ist schon einmal sehr gut gewählt, denn ... es handelt sich um eine rein instrumentales Platte, die insgesamt dreizehn Lieder enthält. Alle Songs wurden von Michael Lehrmann geschrieben und er wird von seinem Sohn Felix Lehrmann am Schlagzeug sowie Thomas Stieger (Bass) begleitet. Henry Kotowski spielt in zwei Tracks die Harp und Matthias Millhoff bringt für "Paradise Pear" den Korg MS-20-Synthesizer zum Klingen.
Ohne auch nur einen Ton der Scheibe gehört zu haben, gingen die Gedanken bei "Gimme Back My Hair" in Richtung "Give Me Back My Wig" von Hound Dog Taylor. Oh, Überraschung ... Michael Lehrmanns Song ist tatsächlich ein Blues. An dieser Stelle tritt dann auch Henry Kotowski mit seinem kleinen Instrument in Aktion. Der 12-Takter von Michael Lehrmann wird mit der akustischen Gitarre präsentiert und der Künstler hat den Blues in den Adern. Felix Lehrmann und Thomas Stieger lassen dem Groove freien Lauf und beim Hörer ist die Fußwippe im Dauereinsatz. Der Gitarrist findet selbst hier neben dem Blues ganz feine Variationen aus verwandten Stilen und subsummiert sie alle unter seinem Hut. Seine Fingerfertigkeit ist auch von Tempo geprägt, aber bei Michael Lehrmann fließen Spieltechnik und Emotionen gemeinsam in einer Ader.
Apropos Stile ... da ist der Mann alleine schon vom Songwriting her ein Meister seiner Gilde. Er ist definitiv in sehr vielen Genres sattelfest und sein Ideenreichtum ist überdimensional. Wer ihn schon einmal live erlebt hat, weiß, dass er für die Zuschauer und seine Fans spielt und nicht zugunsten einer Selbstdarstellung. Auf "Three Words Later" steht die Gitarre im Fokus, allerdings sind seine Begleitmusiker oder die ebenfalls von Michael Lehrmann eingesetzten Keyboards keine bloßen Erfüllungsgehilfen des Protagonisten.
In nicht wenigen Momenten werden Parallelen zu Tommy Emmanuel gezogen und der ist ja nun wirklich keine schlechte Adresse. War er gerade noch auf beeindruckende Weise fantasievoll im Jazz unterwegs ("A Job To Build A Dream On") schüttelt sich Michael Lehrmann nach dem äußerst flotten Saitenritt auf "I Rest My Case" den Country-Staub aus seinem bunt-karierten Westernhemd.
Natürlich lassen Instrumentalsong trotz ihrer Titel-Gebung viele Fantasien beim Hörer zu. Der Tag sendet nach einer kühlen Nacht seine ersten Vorboten. Die aufgehende Sonne am östlichen Horizont lässt ihre ersten wärmenden Strahlen auf die im Licht glänzenden Tautropfen fallen und es wird einem trotz der Kürze von "Slow Ahead" richtig warm uns Herz. In dieser etwas über eine Minute Intro genießen wir Michael Lehrmann solo. Um den sinnbildlichen Faden des Openers weiterzuspinnen, erleben wir in "Spurious Interruption" die mächtig gefüllte Erlebniswelt einer Großstadt mit ihrem nicht enden wollenden Treiben und ihrer Hektik. Michael Lehrmann rockt einerseits lässig und andererseits vehement. Antörnende Riffs geben sich die Kante, werden gefolgt von waghalsigen Saitenfahrten und nach dem verträumten Beginn ist man jetzt bestimmt hell wach. In den letzten zirka dreißig Sekunden, angetrieben von einem mächtig gut trommelnden Felix Lehrmann wird die Hast durch eine Tempoverschärfung noch spürbarer.
Bei einem relaxten Rhythmusfundament werden die Gitarre und die etwas später einsetzenden Keyboards in ein gleißendes Licht gestellt. So hat "Paradise Pear" von beidem etwas mit auf den Weg bekommen ... paradiesische Entspanntheit und fruchtigen Geschmack. Wie sich am Ende Gitarre sowie Tasteninstrument näher kommen ist der Hammer. "Blood Runs Cold" liefert exotische Klangwelten, die Jazz und Rock auf intensive Art zusammenbringen ... Fusion eben. Wie der Anfang, so der Schluss? Nicht so ganz, denn Michael Lehrmann spielt mit Band und "Jacob's Ladder" rundet den musikalischen Genuss mit weiteren Geschmacksvariationen von "Three Words Later" bemerkenswert ab.
Dieses Debüt beeindruckt den Hörer, ist sehr gut gelungen und es bleibt zu hoffen, dass "Three Words Later" nicht die letzten musikalischen Tonträger-Worte eines Michael Lehrmann bleiben, denn die dreizehn Lieder begeistern rundum.
Line-up:
Michael Lehrmann (guitars, keyboards)
Felix Lehrmann (drums)
Thomas Stieger (bass)
Henry Kotowski (harmonica - #5,9)
Matthias Millhoff (Korg MS-20 - #6)
Tracklist
01:Slow Ahead (1:04)
02:Spurious Interruption (4:28)
03:Keep It Under Your Hat (4:09)
04:A Job To Build A Dream On (4:12)
05:I Rest My Case (6:00)
06:Paradise Pear (5:56)
07:Three Words Later (5:20)
08:Blood Runs Cold (5:00)
09:Gimme Back My Hair (4:32)
10:Roasting In The Sun (4:34)
11:Jacob's Ladder (3:13)
(all songs written by Michael Lehrmann)
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