Sonny Landreth
09.06.2011, Bluesgarage, Isernhagen
Bluesgarage
Sonny Landreth
Bluesgarage, Isernhagen
09. Juni 2011
Stil: Jam Rock


Artikel vom 14.06.2011


Jürgen Bauerochse
Sonny LandrethSonny Landreth wurde am 1. Februar 1951 in Canton, Mississippi, geboren und gilt neben Ry Cooder und
David Lindley zu den versiertesten Slide-Gitarristen der Gegenwart, was sich unter anderem auch durch die Wahl auf Platz 1 im 'Guitar Player' Magazin in dieser Sparte widerspiegelte. Außerdem wirkte er in den Jahren 2007 und 2010 bei
Eric Claptons legendären Crossroads-Festivals mit, zu denen ja bekanntlich auch nicht jeder x-beliebige Musiker eingeladen wird.
Dieses Renomee erwarb sich Sonny erstmalig, als er mit seiner Band The Goners im Jahr 1988 zusammen mit John Hiatt auf Tour ging und dabei bei Fans und Mitmusikern einen bleibenden Eindruck hinterließ.
Sonny LandrethSeit dieser Zeit verbindet Landreth und Hiatt eine enge Freundschaft, die sich immer wieder durch intensive Zusammenarbeit bestätigt. So war Sonny Landreth bei den Aufnahmen der Alben "Slow Turning" (1989), "The Tiki Bar Is Open" (2001) und "Beneath This Gruff Exterior" (2003) von Hiatt dabei, wobei vor allem beim Letztgenannten die Einflüsse des Gitarristen deutlich herauszuhören waren.
Im Gegenzug gab es Gastauftritte von John Hiatt auf den Landreth-Longplayern "Outward Bound" und "Levee Town".
Inzwischen kann Sonny Landreth auf neun Solo-Scheiben zurückblicken und ist außerdem bei Produktionen von Bonnie Raitt, Mark Knopfler, Buddy Guy und Peter Maffay zu hören.
Sonny LandrethSo war es kein Wunder, dass die Bluesgarage auch an diesem Donnerstagabend sehr gut gefüllt war, denn ein Musiker dieser Güteklasse zieht natürlich das interessierte Publikum an. Da außerdem auf dieser Europa-Tour nur zwei Shows in Deutschland angesetzt waren, gab es auf dem Parkplatz sehr viele auswärtige Autokennzeichen zu sehen. Es war schon erstaunlich, aus welchen Gegenden die Besucher mitten in der Woche nach Isernhagen angereist waren und das zeigt einmal mehr, dass die Szene der älteren Musikliebhaber dieses Genres durchaus noch aktiv ist. Ein sehr gutes Gefühl!
Sonny LandrethSieht man sich mal die äußeren Randerscheinungen dieses Abends etwas genauer an, so waren doch kleine aber feine Unterschiede zu den 'normalen' Bands sichtbar. Hier war ein 'Star' am Werk. Vor dem Gig war kein Instrument auf der Bühne zu sehen. Die Klampfen wurden erst unmittelbar vor Beginn des Sets an ihren Platz gebracht, und dazu blieben sie bis zur allerletzten Sekunde in ihren Koffern.
Auch die Tatsache, dass bei jedem Gitarrenwechsel der Roadie auf die Bühne sprinten musste, um die Klampfen zu tauschen, war schon etwas eigenartig anzusehen. Aber es sah schon stark aus, wie das gewechselte Instrument dann mit Staubtuch und Wedel aufs Intensivste bearbeitet wurde. Tja, man gönnt sich ja sonst nichts…!
Sonny LandrethDoch das sind natürlich nur Kleinigkeiten, die nicht so wichtig sind. Schließlich muss jeder selbst wissen, wie er sich an so einem Abend verhält. Was zählt ist ausschließlich die Musik, und da erwartete uns etwas ganz Besonderes. Obwohl der Sound für meine Ohren diesmal nicht optimal ausgepegelt war, zeigte die Band, zu was sie musikalisch in der Lage ist.
Dabei muss ich vor allem die Schlagzeugarbeit besonders hervorheben. Hier wäre der Lieblingsbegriff des Kollegen Mike Kempf wirklich angebracht gewesen, der in diesem Zusammenhang sehr gerne von einem 'Kraftwerk' spricht. So eine Wucht, verbunden mit einer unglaublichen Präzision, habe ich bisher wirklich sehr selten erlebt. Da grub sich jeder Schlag tief in die Gedärme ein. Was für ein herrliches Gefühl. Und da auch jeder Bass-Zupfer dieses Feeling noch verstärkte, war der nötige Drive kaum zu überbieten.
Sonny LandrethUnd der Mastermind himself? Eigentlich war er durch die donnernde Rhythmus-Gruppe etwas im Nachteil, die sein Gitarrenspiel und auch die Vocals zu sehr in den Hintergrund drängten. Aber was Sonny Landreth auf der Slide-Gitarre bringt, das kann man wirklich nur als die 'Hohe Schule' bezeichnen. Ohne das Röhrchen auch nur einmal vom Finger zu nehmen, und außerdem nur mit reiner Fingerpicking-Technik, verzauberte er vom ersten Ton an das Publikum mit Sounds, die wohl auch im Isernhagener Kulturtempel nur selten zu hören sind. Mal melodisch singend, dann wieder todtraurig aufjaulend oder treibend nach vorn swingend ließ er die faszinierten Leute (einschließlich des Rezensenten) mit offenem Mund vor der Bühne staunen.
Sonny LandrethDa spielte es auch keine Rolle, dass einige der Landreth-Songs nicht gerade vor Eingängigkeit strotzen. Vor allem die Instrumental-Titel, die den größten Teil des Konzertes ausmachten, erforderten doch ein gehöriges Maß an Aufmerksamkeit. Dann allerdings konnte man die ganze Klasse dieser Jams mit all ihren Feinheiten genießen. Es war absolut faszinierend zu beobachten, was dieser Mann mit jedem einzelnen Finger an seinem Instrument anstellen kann. Da die einzelnen Songs auch von der Spielzeit sehr schön ausgedehnt wurden, konnten sich die Zuhörer perfekt auf minutenlange Soli konzentrieren.
Sonny LandrethDas Einzige, was ich an diesem Abend etwas vermisst habe, war die fehlende Kommunikation zwischen der Band und dem Publikum. Da fast alle Titel übergangslos ineinander übergingen, gab es logischerweise auch kaum Ansagen, sodass die Distanz zwischen Musikern und Fans nie verschwand. So herrschte doch eine relativ kühle Atmosphäre, die meiner Meinung nach nicht in ein Club-Konzert gehört, da eine entspannte Stimmung viel zu einem guten Gelingen so einer Veranstaltung beiträgt.
So kann ich als abschließendes Fazit festhalten: Sonny Landreth hat mit Sicherheit ein musikalisch hochwertiges Konzert abgeliefert, bei dem es allerdings etwas an Feeling fehlte. Trotzdem möchte ich diese neunzig Minuten nicht missen, denn hier war wirklich einer der besten Slider unserer Zeit auf der Bühne!
Line-up:
Sonny Landreth (slide guitar, vocals)
David Ranson (bass)
Kenneth Blevins (drums)
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