Steve Lukather / Transition
Transition Spielzeit: 45:57
Medium: CD
Label: Mascot Label Group, 2013
Stil: Rock

Review vom 02.02.2013


Boris Theobald
Luke 2.0, zumindest mental - das verspricht Steve Lukather auf diesem Soloalbum. Auch der Titel, "Transition", passt da wohl ganz gut und drückt dem Werk den Stempel der Erneuerung auf. Er habe sein Leben ganz schön umgekrempelt, erzählt er. Ein Mann am Scheideweg, aber dann in die richtige Richtung abgebogen - alles erlebt und vieles durchgemacht in 36 Jahren 'on the road' mit allem, was gut, schlecht und hässlich ist. Klar und fokussiert, nach eigenem Bekunden mit reinem Körper, Verstand und Seele sitzt er relaxt da und sagt von sich: »I think I have come through a lot and I think I am a better person now. I like to believe that. I'm certainly a lot more common; a hell of a lot more healthy.«
Steve Lukather macht den Eindruck, mit sich im Reinen zu sein. Wer nun aber von "Transition" ein unbekümmertes Stück Party-Rock erwartet, der täuscht sich. Oder sagen wir so: Das Album scheint zweigeteilt. Genau in der Mitte bringt der Titeltrack den Wendepunkt. Zunächst schaut Steve Lukather zurück, verarbeitet die Vergangenheit und rechnet mit vielem und vielen ab. Die ersten vier Stücke drehen sich um Leute, die Unwahrheiten verbreiten, Menschen an ihrem Schwachpunkt angreifen (und davon hat(te) Luke wohl doch ein paar), um kaputte Liebe und um Gerechtigkeit. Bei einem so versierten und abgebrühten Songwriter wie Steve Lukather verspricht das Gefühl und Tiefgang.
Diese Erwartung erfüllt sich zumindest mit dem Opener "Judgement Day", der mit seinem melancholisch angehauchten Riff und seiner stoisch straighten Melodie durchaus unter die Haut geht. Die Nummer hat ein bisschen was von diesem ernsten "Kingdom Of Desire"-Vibe. Die nächste Toto-Referenz, vielleicht irgendwo zwischen "Tambu" und Falling In Between, bringt gleich "Creep Motel" ins Spiel. Ein bisschen funky, ein bisschen gebluest, aber mit einer starken Portion von 'laid back' groovt sich die Nummer in Ohr und Adern. Ein wenig krankt sie aber auch an ihrer Austauschbarkeit - der Wiedererkennungswert ist begrenzt.
Leider geht mit dem kitschigen, Chicago-liken "Once Again" die Spannungskurve rasch in den Keller. Dieser enttäuschende Track ist bei Weitem nicht das, wozu Lukather als Balladenschreiber im Stande ist. Mit "Right The Wrong" kann er diese Scharte wieder auswetzen - zumindest teilweise: Ein wirklich hübscher Groove aus hauchzarter Rhythmusgitarre und kristallenem Klavier wechselt sich mit einem Power-Refrain ab. Dennoch kommt auch "Right The Wrong" nicht über (guten) Lukather-Standard hinaus und präsentiert keine erinnerungswürdigen Ideen. Das kann bzw. könnte er besser.
Nun der 'Übergang'. "Transition" besteht aus einer instrumentalen Mischung von funkigem Fusion-Prog und Synthie-Psychedelic, bis nach fast vier Minuten dann doch noch der verträumt-verwunschene, leicht spannungsgeladene Gesang einsetzt. Daraus hätte sich etwas Starkes entwickeln können; doch nach weniger als einer Minute ist Schluss mit Gesang - schade. Aber nun, da die 'Transition' passé ist, geschieht etwas Überraschendes. Die Songs drehen plötzlich ins Positive, verströmen Optimismus. Luke scheint von Minute zu Minute tiefenentspannter zu werden. Nun hat er mit dem, was war, abgeschlossen und schaut nach vorn.
»Because I'm clear and focused and I can look back at it and go 'wow, I am really the luckiest guy in the world to do what I love doing and still have an audience to be able to do it. It's very humbling, really.«
"Last Man Standing" ist ein zufriedener, vor Zuversicht strotzender Midtempo-Rocker. "Do I Stand Alone" packt eine Schippe Tempo drauf. Mit Toto hat der Song rein gar nichts mehr zu tun - das ist einfachst gestrickter Melodic Rock à la Strangeways oder Survivor. Das sei Steve Lukather vergönnt, und es klingt auch gut - aber doch extrem unspektakulär. Viel hängen bleibt nicht; es ist einfach zu 'nett'. Und der letzte Song, "Rest Of The World" soult sich seinen seichten, sonnigen Weg irgendwo zwischen George Michael und Lionel Ritchie. Ganz okay, aber sehr glatt.
Der Rausschmeißer "Smile" ist nur eine Art Nachhall - ein leicht Keyboard-gestütztes Gitarren-Solo, das Steve Lukather seiner verstorbenen Mom widmet, »a sad but hopeful song - you know: smile through it all, no matter how bad it gets you will try to get through it. Maybe, hopefully, it will be better.« Diese Message kriegt Steve Lukather auf seinem Album "Transition", eingespielt mit Toto-und Solo-Kumpanen sowie weiteren musikalischen Freunden, zwar authentisch an den/die Hörer/in. Doch auch, wenn das bei einem so persönlichen Album (zumindest für den Künstler selbst) möglicherweise zweitrangig ist: Rein qualitativ betrachtet ist "Transition" nur Luke'sches Mittelmaß mit wenig Highlights. Zu viel 'nice to have', zu wenig 'muss ich haben' - statt Luke 2.0 leider Luke light.
Line-up:
Steve Lukather (vocals, guitar)
C.J. Vanston (keyboards)
Steve Weingart (keyboards)
Renee Jones (bass)
Eric Valentine (drums)
Phil Collen (guitar)
Gregg Bissonette (drums)
Tal Wilkenfeld (bass)
Chad Smith (drums)
Nathan East (bass)
Lee Sklar (bass)
Tracklist
01:Judgement Day (7:17)
02:Creep Motel (5:46)
03:Once Again (4:57)
04:Right The Wrong (6:20)
05:Transition (5:32)
06:Last Man Standing (5:21)
07:Do I Stand Alone (4:10)
08:Rest Of The World (4:01)
09:Smile (2:31)
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