Da hat sie mich ja ganz schön erwischt, die gute Allison. Wenn ich bisher auch keines ihrer Alben gehört hatte und sie lediglich vom Namen und den Background Vocals zu Ehemann Steve Earles Album Washington Square Serenade kannte, so hatte ich sie dennoch immer irgendwie mit Country in Verbindung gebracht. Was sich nach ein paar Recherchen bezüglich ihrer Vergangenheit auch gar nicht als so falsch rausstellte. Auf ihrem mittlerweile achten Album "Crows" ist davon allerdings so gut wie gar nichts mehr zu erkennen. Es fällt mir ehrlich gesagt schwer, hier eine Stilbeschreibung zu finden. Geboten wird modernes Singer/Songwriter-Material, versehen mit einem Schuss Pop, minimalen Zutaten aus Country, Jazz und Blues. Ach was, lasst uns doch einfach sagen: Allison Moorer spielt Allison Moorer-Musik.
Und nicht nur das, sie kreiert auch ihre ganz eigene und dichte Atmosphäre, mit der sie den Zuhörer sehr schnell vollkommen in ihren Bann zieht. Insgesamt 13 Tracks, die sehr tiefgehend sind, von nachdenklich über melancholisch bis zu schwermütig daherkommen und dennoch einen starken Hitcharakter haben. Dazu fantastisch gesungen von einer hervorragenden Vokalistin, die mit ihrer Stimme einfach berührt. Lasst uns also einfach mal ein paar Zeilen lang in die Allison Moorer-Welt eintauchen.
Eine dieser durch Ohrwurmfaktor sowie schwermütiger Atmosphäre geprägten Nummern ist zum Beispiel "When You Wake Up Feeling Bad", zu der mir beim ersten Anhören auch eine Marianne Faithfull zu Zeiten von "A Secret Life" in den Sinn kam. Ein feines E-Piano, eine zarte Elektrische und ein angenehmer, raumfüllender Bass unterstützen neben dem Schlagzeug den Gesang der Moorer. Eine geradezu gespenstisch wirkende Steel Guitar treibt bei "The Stars & I (Mama's Song)" ihr Unwesen. Klasse und wahnsinnig gefühlvoll umgesetzt, während sich Allison hier einmal mehr mit einer schweren persönlichen Tragödie aus ihrer Vergangenheit auseinandersetzt. Das geht unter die Haut und hypnotisiert regelrecht durch seine Intensität.
Ein weiteres Highlight ist "Sorrow (Don't Come Around)", bei dem die Protagonistin der verhassten 'Traurigkeit' eindringlich klar zu machen versucht, sie doch endlich mal aus ihren Klauen zu lassen, da sie bereits mehr als ihren gerechten Anteil davon abbekommen hat. Das mag sich nun nicht unbedingt furchtbar aufregend anhören, ist aber einmal mehr sehr intensiv und mit wunderschönen Melodien umgesetzt. Bei dem Titel "It's Gonna Feel Good (When It Stops Hurting)" musste ich schon fast schmunzeln, da mir mein Schwiegervater diesen Spruch immer wieder mal gerne mit auf den Weg gibt.
Unbedingt erwähnt werden sollten auch mal die Musiker. Da ist der für diese Tracks perfekte Drummer R.S. Field, der das Album auch produziert hat (und u.a. auch schon mit Buddy Guy und John Mayall zusammengearbeitet hat), Brad Jones, der einen sagenhaft warmen und füllenden Bass spielt, Chris Carmichael hat für die dezent eingesetzten Streich-Instrumente gesorgt und schließlich der Gitarrist Joe McMahan, der hier optimale Arbeit leistet. Als Gast konnte gar die Nashville (wo das Album auch aufgenommen wurde) -Legende Richard Bennett gewonnen werden, der zwei der Stücke mit seiner Sechssaitigen veredelte.
Eines davon ist zugleich auch mein Anspieltipp auf "Crows", nämlich der Track "Just Another Fool", der einem geradezu das Wort 'Singleauskopplung' entgegen zu schreien scheint. Eine etwas flottere akustische Gitarre wird von 'gesampelten' Drums unterstützt und Allison Moorer legt eine sehr eingängige, aber nie aufdringliche Gesangsmelodie darüber. Das direkt im Anschluss folgende "The Broken Girl" steht dem allerdings kaum hinterher. Beendet wird "Crows" schließlich mit dem Titelsong, der noch einmal alle Stärken des Albums in sich vereinigt: Tolle Melodien, eine dichte, melancholische Atmosphäre, tiefgehende Texte und eine sehr bemerkenswerte Stimme, die einen mit ihrer Intensität umgehend in ihren Bann zieht.
Für mich ist Allison Moorer eine absolute Entdeckung und wer die Lady noch nicht kennt, der sollte sie unbedingt einmal anchecken. Eine starke Scheibe, bei der es sich empfiehlt, sich intensiver damit auseinander zu setzen.
Line-up
Allison Moorer (lead & background vocals, piano, Wurlitzer, acoustic guitars)
R.S. Field (drums, tambourine - #4, acoustic guitar - #12)
Joe McMahan (acoustic & electric guitars, steel guitar, celestaphone)
Brad Jones (bass, vibes)
Ken Lewis (percussion - #2, 3)
Richard Bennett (guitars - #3, 10)
Chris Carmichael (strings)
Tracklist |
01:Abalone Sky
02:Goodbye To The Ground
03:Just Another Fool
04:The Broken Girl (Album Version)
05:Should I Be Concerned
06:When You Wake Up Feeling Bad
07:Easy In The Summertime
08:The Stars & I (Mama's Song)
09:Still This Side Of Gone
10:Like The Rain
11:Sorrow (Don't Come Around)
12:It's Gonna Feel Good (When It Stops Hurting)
13:Crows
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