Unser geschätzter Frankenwäldler Norbert hatte David Munyon zum ersten Mal in RockTimes mit seinem Cover-Album Big Shoes aus dem Jahr 2008 vorgestellt. Vollkommen überzeugt war Mister Neugebauer zwar damals (wegen der teilweise eher ungeschickten Songauswahl) nicht, aber dennoch konnte er sich mit den geglückten Versionen mehr als nur anfreunden. Wie dem auch sei, auf seinem neuen Album "Pretty Blue" greift Munyon ausschließlich auf eigenes, wenn auch über viele Jahre angesammeltes Material zurück und liefert dieses Mal, soviel sei verraten, ein bärenstarkes Album ab.
David Munyon trägt seine Stücke zumeist in getragener, ruhiger Form vor. Aber wenn sich das Tempo selten irgendwelchen Geschwindigkeits-Beschränkungen auch nur annähert, so überzeugt das Songwriting durchweg. Getragen werden die Titel von der sonoren, altersweisen Stimme des Amerikaners, die bei manchen Songs sehr angenehm an den formidablen Guy Clark erinnert. Aufgenommen in Deutschland für das Stockfisch-Label, hatte Munyon sich eine klasse Studio-Band zusammengestellt, die die Tracks verstanden hat und sie entweder zurückhaltend oder (seltener) rockig optimal unterstützt.
Den Song-Reigen mit sehr persönlich und ehrlich wirkenden Texten eröffnet "Jimi's Guitar", eine offene Liebes-Erklärung an die Musik der Legende James Marshall Hendrix. Im groben Zusammenhang damit steht auch "Drive To L.A.", bei dem es um einen Mann geht, der seine Woodstock-Tattoos immer noch mit Stolz trägt und sich auch von dem Lebens-Gefühl der damaligen Zeit nie getrennt hat. Nicht nur bezüglich "Atlanta", sondern mit dem Blick auf das gesamte Album muss unbedingt auch Dagmar Wirtz erwähnt werden, die mehrfach mit wunderschönen wie passenden Background Vocals am Start ist.
Richtig cool ist zum Beispiel das rockige und dennoch dezente "Rock'n'Roll Things" über einen reiferen Mann, der einen Blick zurück auf sein Leben wirft, seine Vergänglichkeit erkennt und noch im gesetzten Alter seinen 1967er Chevrolet am meisten vermisst. Bilder über die Dinge, die er einmal im Leben besaß (und dann wieder verlor) tauchen auf, gefolgt von der Feststellung, dass der Rock'n'Roll (und diesbezügliche Utensilien) das Einzige ist, was ihm letztendlich geblieben ist. Das fiebrige, fast schon gehetzte "On The Autobahn" beschäftigt sich mit der ewigen Frage, dem ewig im Unterbewusstsein schwelenden: Egal, welche Entfernungen man von zu Hause aus weggereist ist, wie weit man eigentlich letztendlich gekommen ist.
Neben Munyons Stimme bestimmt die Akustik-Gitarre die vorliegenden zwölf Songs. Die ergänzenden Sahne-Stücke im Sound sind zum Beispiel Lutz Möllers Fender Rhodes-Piano, Ian Melroses Dobro- und Gitarrenspiel, der Fretless-Bass von Hans-Jörg Mauksch wie auch die bereits erwähnten, veredelnden Background Vocals von Dagmar Wirtz. Die ersten Akustik-Gitarren-Akkorde von "I Want Your Love" erinnern etwas an Neil Young. Ein Eindruck, der sich aber sehr schnell verflüchtigt, sobald der Gesang des Protagonisten einsetzt und die Chose zu einem Munyon-Titel macht. Richtig sentimental kann man beim Titelsong werden, der von der Sehnsucht zurück zu einer vergangenen Liebe handelt.
"Pretty Blue" ist insgesamt eine sehr ruhige Platte. Wenn man in der Stimmung dafür ist, wird man mit diesem Album allerdings sehr schöne Stunden verbringen können. Um es noch mal auf den Punkt zu bringen: Das Songwriting ist stark, die (dezenten) Ausschmückungen durch die weiteren Instrumente wunderbar und die Atmosphäre traumhaft angenehm. Wer zunächst mal reinhören möchte, dem würde ich "Pretty Blue", "I Want Your Love", "Drive To L.A." oder "Rock'n'Roll Things" empfehlen. Aber eigentlich sind die Tracks alle richtig gut. Für einen ruhigen, entspannten Abend, wohlgemerkt.
Line-up:
David Munyon (vocals, guitars)
Ian Melrose (acoustic & electric guitars, dobro, low whistle)
Lutz Moeller (Fender Rhodes)
Dagmar Wirtz (background vocals)
Hans-Joerg Maucksch (fretless bass, percussion)
Grischka Zepf (electric bass)
Bernd Junker (drums)
Tracklist |
01:Jimi's Guitar
02:Mercy In Her Eyes
03:World Love
04:Pretty Blue
05:I Want Your Love
06:On The Autobahn
07:Hollywood Town
08:Carolina Song
09:Drive To L.A.
10:Atlanta
11:Rock'n'Roll Things
12:Lover Hold Me Now
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