Elliott Murphy / Coming Home Again
Coming Home Again Spielzeit: 62:37
Medium: CD
Label: Blue Rose, 2007
Stil: Singer/Songwriter

Review vom 26.01.2007


Norbert Neugebauer
Wer kennt Elliott Murphy? Musikfans, die regelmäßig bei Blue Rose ordern oder die zumindest mal in die Label-Sampler "Nuggets" (siehe die Nummern 18, 19 und 20) reingehört haben. Und sonst? Sicher nur ein sehr spezielles Publikum. Dabei veröffentlicht der gebürtige New Yorker und seit 1990 in Paris lebende Mann das mittlerweile 29. Album in seiner fast dreieinhalb Jahrzehnte umfassenden Karriere. Er gehört zu den unermüdlich Tourenden und ist in Europa weit unterwegs, im Mai auch wieder in Deutschland (siehe Tourtermine).
Nach der letzten Blues-CD "Murphy Gets Muddy" mit Cover bekannter Standards stellt der umtriebige Musiker diesmal wieder seine eigenen Autoren-Qualitäten unter Beweis und liefert mit seiner regulären Band ein gutes Singer/Songwriter-Album ab. Aufgenommen wurde es in Le Havre und dazu gibt es einige Gast-Beiträge. Der Titel ist dabei leicht missverständlich, Murphy meint damit, dass er soviel unterwegs ist, dass er quasi überall zuhause ist.
Die 13 Songs pendeln zwischen recht exotischen Schauplätzen und drehen sich um alle möglichen Leute, also klassisches Terrain für einen Liedermacher. Der ist allerdings fest eingebettet in seine Band, die ihn mal sanft, mal rockig unterstützt, also keinesfalls ein Ego-Trip. Erzählen kann er, seine meist gefühlvollen, balladesken Songs haben Charme und sind gut geerdet. Die variable, aber nicht sehr feste Stimme erinnert mitunter an den jungen Bob Dylan , an Rick Danko von der Band oder andere Kollegen der Zunft. Allerdings gehört "Coming Home Again" zu der Art von Musik, die sich wohl erst nach mehrmaligem Hören voll erschließt, die zwar gefällt, aber nicht sofort hängen bleibt. Es lohnt auf jeden Fall, sich damit näher zu befassen; gute Texte, feine Arrangements und ein transparenter Sound unterstreichen die hohe Qualität der Produktion.
Im Opener "Pneumonia Alley" macht gleich die Slide von Murphys Partner Olivier Durand Lust auf mehr. Dann geht's mit einem riffigen Akustik-Rocker mit Gitarre und Mundharmonika ("As Good As") weiter. "A Touch Of Kindness" erinnert mit seinen Ohrwurmqualitäten an Al Stewart. Mit den nächsten beiden Titeln wird's ruhiger und nachdenklicher. "Making Friends With The Dead" und "40 Days And 40 Nights" sind Songs mit leicht surrealen Texten der Selbstreflexion, mal sparsamer, mal üppiger instrumentiert.
"Losing It" kommt als Country-Schnulze über das Älterwerden daher, bevor Murphy mit "The Prince Of Chaos" einen düsteren Slowsong mit reichlich seltsamem Arrangement anstimmt. Dafür legt "Maryann's Garage Sale" als Sixties-Popsong im Stil von "La Bamba" und mit "Mendocino"-Orgel (Gast Kenny Margolin von der Willy DeVille Band) kräftig los. Recht schräg schleicht sich auch "Not Enough Time" heran. "Johnny Boy Gone" ist eine Ballade, die es in sich hat, musikalisch und textmäßig allererste Sahne. Mit "Canaries In The Mind" rockt's wieder fröhlich, "Jesse" ist der sanfte Nachruf auf einen abgestürzten Musikerfreund und mit "Home Again" klingt das Album geruhsam aus.
Nun, es ist vorauszusehen, dass Murphy auch mit diesem Album nicht den großen Wurf landen wird, weil seine schönen Songs einfach keine Breitenwirkung erzielen. Fans gut gemachter, abwechslungsreicher Singer/Songwriter-Musik mit durchaus rockigem Background sollten "Coming Home Again" jedenfalls antesten. Wer John Hiatt mit seinen eher akustischen Sachen mag, dem wird auch "Coming Home Again" gefallen. Allerdings ist ein deutlicher Pop-Anteil nicht zu überhören. Dem sehr geschmackvollen dreiflügeligen Digipack ist ein reich bebildertes Booklet mit allen Texten und den jeweiligen Besetzungen eingefügt.
Tracklist
01:Pneumonia Alley
02:As Good As
03:A Touch Of Kindness
04:Making Friends With The Dead
05:40 Days And 40 Nights
06:Losing It
07:The Prince Of Chaos
08:Maryann's Garage Sale
09:Not Enough Time
10:Johnny Boy Gone
11:Canaries In The Mind
12:Jesse
13:Home Again
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