Ivan Mihaljević & Side Effects / Destination Unknown
Destination Unknown Spielzeit: 52:34
Medium: CD
Label: SG Records, 2010
Stil: Heavy Rock

Review vom 18.03.2011


Boris Theobald
Man ist nur so gut, wie die Mannschaft, in der man spielt! Gilt sogar für Solo-Künstler ... und so steht bei Ivan Mihaljević jetzt die 'Crew' mit vorne drauf: Die 'Side Effects', so nennt der junge Kroate, Jahrgang 86, seine Mini-Band, in der die Stelle am Bass konstant geblieben ist, aber der Schlagzeuger gewechselt hat. "Destination Unknown" hat er also den Nachfolger des 2008er-Werks Sandcastle genannt. 'Sand' ist schon wieder auf dem Plattencover, dieses Mal als Sandstrand mit ner Flaschenpost - schöne bildliche Umsetzung der Titel-Metapher - Sand im Getriebe ist aber auch dieses Mal Fehlanzeige!
Sieben Mal mit Gesang und vier Mal rein instrumental beweist Ivan Mihaljević, dass weiterhin üppig Ideen aus der Kreativzentrale zwischen den Ohren in die flinken Fingern fließen. Seine Sache, das sind straight rockende Songs mit wenig Schnörkel - nur ein kleines bisschen Keyboard-Atmo im Hintergrund, und auch am Leib- und Mageninstrument, der Gitarre, wird, bei all dem, was man da von anderen so gewohnt ist, erstaunlich wenig rumgeprotzt! Trockene Heavy-Riffs - einfach gestrickt, aber auch schon mal gern pfiffig über den Song hinweg variiert. Dazu wirklich edle Lead-Melodien.
Und die sind bei Stücken mit Gesang (klasse Chorus u.a. bei "Instant Star (Add Water)" oder "The Curse") oder Instrumentalstücken gleichermaßen stark. Bei "Choosh Pies" oder "Dreamscapes" klingen die mitunter gedoppelten Lead Gitarren schon mal so, als würden sie 'singen'. Die Hooklines sind eingängig und emotional und man trällert ratzfatz mit; und dazwischen frickelt der Chef so über die Saiten, dass es harmonisch und melodisch auch wirklich Sinn gibt. Mihaljević nimmt einen sowohl beim cool und flink nach vorn treibenden "The Pirate Song" oder beim eher nachdenklichen "Sorry Pt. I" prima mit. Die beiden könnten auch auf einem Satriani-Album stehen, denn es stimmt auch das Atmosphärische, das Emotionale.
Ivan Mihaljević hat sich dieses Mal im Vergleich zu "Sandcastle" verstärkt Gäste eingeladen. Mehrere Gitarrensoli sind Dauerleihgaben befreundeter Fremdkünstler. Und bei "Your Plane Flew Away", einer Art Hymne gegen das Gammelleben, sticht natürlich auch in Bridges und Chorus die markante Gaststimme Marko Osmanovićs ins Ohr. Klingt ein bisschen nach Axl Rose und passt prima zum Song, der funkig und flott und ansatzweise jam-rockend mit gleißender Hammond und slappendem Bass ordentlich Gas gibt. Große technische Klasse, hier kommt alles auf den Tisch!
Aber auch ausgerechnet die ruhigeren Momente bleiben wirklich hängen. Die Klavier-gestützte Powerballade "Hollow Wish" ist richtig schön traurig und intensiv. "Shadows" überrascht mit Percussion, die mittelalterliches Schlagwerk imitiert. Die Folk-anghauchten Gitarren und Flötenklänge tun ihr Übriges dazu. Zusammen mit dem sehr ausdrucksstarken und teils noch gedoppelten Gesang klingt das Stück fast wie ein Blind Guardian-Song - 'nur' akustisch, aber doch sehr präsent, alles andere als balladenhaft und spannend bis unheilvoll.
Und mit dem gerade mal gut zwei Minuten langen "Post-apocalyptic Images" hinterlässt Ivan Mihaljević auf einem abwechslungsreichen Album mit Ohrwürmern, Spielwitz und Tiefgang mit den bleibendsten Eindruck - ausgerechnet mit einer Nummer nur mit Klavier, Keyboard-Teppich und Gesang. Aber letzterer dürfte Vocals-technisch das Stärkste sein, was Mihaljević bislang abgeliefert hat. Wie er hier mahnend eine Vision der absoluten Vernichtung beschreibt, ist wirklich ergreifend. Und das höre ich gerade, während in Japan Atomreaktoren vor sich hin schmelzen ...
»Through the ruins of the poison past
Dimmed sunlight's breaking through
Through the filthy clouds of dust
Over Fifth Avenue.
[...]
The whole world is black and white
There is no day and night
You can read from this sight
We've clearly lost this fight.«
Line-up:
Ivan Mihaljević (guitars, vocals, keyboards)
Majkl Jagunić (bass guitar)
Alen Frljak (drums)

Guest musicians:
Brett Garsed (second guitar solo - #5)
John Denner (third guitar solo - #5)
Phil Hilborne (second guitar solo - #9)
Marko Osmanović (lead vocals - #9)
Igor Tatarević (keyboards - #4,7,11)
Danko Krznarić (Hammond organ - #9)
Josip Mihaljević (keyboards - #5)
Taher Sanuri (vocals - # 9)
Tracklist
01:Instant Star [Add Water] (4:23)
02:The Curse (6:17)
03:Choosh Pies (3:53)
04:Post-apocalyptic Images (2:17)
05:Dreamscapes (4:46)
06:Shadows (4:23)
07:The Pirate Song (3:34)
08:Sorry Pt. I (3:32)
09:Your Plane Flew Away (6:01)
10:Sorry Pt. II (2:46)
11:Hollow Wish (7:03)
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