Johnny Mastro & Mama's Boys / Luke's Dream-Tour 2012
06.09.2012, Jim Knopf - das neue Rockhaus, Algermissen
Johnny Mastro & Mama's Boys Johnny Mastro & Mama's Boys
Luke's Dream-Tour 2012
Jim Knopf - das neue Rockhaus, Algermissen
6. September 2012
Stil: Blues Rock


Artikel vom 13.09.2012


Jürgen Bauerochse
Johnny Mastro & Mama's BoysEs war wieder einmal so weit. Die RockTimes-Redaktion, Abteilung Südniedersachsen, nahm eine neue Location unter die Lupe, die hoffentlich noch viele interessante Konzerte präsentieren wird und uns somit einen weiteren Anlaufpunkt in Sachen Gigs geben kann.
Macher des Jim Knopf - das neue Rockhaus in Algermissen ist Rainer Pullwitt, der schon in Sarstedt für etliche starke Veranstaltungen verantwortlich war und nun einen neuen Anlauf nimmt, die Musikfans aus der Umgebung raus aufs Land zu locken.
Dazu wünschen wir ihm ganz viel Erfolg, denn er hat es verdient. Ganz klar, dass wir ihn dabei nach Kräften unterstützen werden. So ist eine Vorstellung des Clubs in Vorbereitung und wird zeitnah bei uns online gehen.
Johnny Mastro & Mama's Boys Zum Premierenkonzert hatte Rainer mal wieder eine seiner persönlichen Lieblingsbands gebucht, die schon im letzten Jahr mächtig abgeräumt und gleich zwei Tage hintereinander den Saal gerockt hatte. Die amerikanische Hardcover-Blues Band Johnny Mastro & Mama's Boys war der erste Live-Act im Jim Knopf und stellte ihr brandneues Album Luke's Dream vor, das von meinem geschätzten Kollegen Joe schon unter die Lupe genommen und für ganz stark befunden wurde. Und auch wir freuten uns auf ein Wiedersehen, denn die Shows der Band strotzen immer nur so vor Kraft und Dynamik und reißen das Publikum jedes Mal von den Sitzen. Außerdem waren wir natürlich auf die neuen Songs in der Live-Version gespannt, denn die versprachen schon auf der Konserve jede Menge Druck.
Johnny Mastro & Mama's Boys Als die Band pünktlich um 20.30 Uhr die sehr gut einzusehende Bühne betrat, hatte sich eine kleine aber feine Fanschar versammelt, um die Power-Blueser aus Los Angeles zu hören. Für einen Gig mitten in der Woche war der Besuch ganz okay, obwohl ich Rainer für den Start eine noch vollere Hütte gewünscht hätte.
Es begann gleich mit einigen neuen Titeln und sofort war bemerkbar, dass es an diesem Abend etwas gesitteter zugehen würde. Der 12-Takter wurde nicht ganz so heftig raus gehauen. Dafür gab es mehr leisere Parts auf die Ohren, was der Band aber ausgesprochen gut zu Gesicht stand. Ob das am Einfluss des neuen Drummers Gary Ferguson lag, der inzwischen Jimmy Goodall an den Fellen abgelöst hat, kann ich nicht sagen, aber jedenfalls kam so die ganze Klasse der Musiker an ihren Instrumenten noch deutlicher zum Tragen.
Johnny Mastro & Mama's Boys Überhaupt war der Mann an der Schießbude für mich eine sehr positive Überraschung, denn er legte ein wahnsinnig differenziertes Spiel an den Tag und machte mit knochentrockenen und harten Schlägen jede Menge Druck. Dabei kam ihm sicherlich seine große Routine zugute, die er im Laufe der Zeit bei der Zusammenarbeit mit Leuten wie Glenn Hughes, Gary Moore, Les Dudek, John Hiatt und Fastway, um nur einige zu nennen, erworben hat. Der Mann ist tatsächlich eine Bereicherung für die Band und weiß genau, worauf es bei dieser Art von Musik ankommt.
Daneben knallte ein sichtlich gut aufgelegter Mike Hightower eine Salve nach der anderen aus seinem Tieftöner. Völlig losgelöst setzte er den ganzen Körper zur Unterstreichung der Rhythmen ein. 'Mississippi' Mike Hightower hatte sichtlich Spaß an diesem Gig.
Johnny Mastro & Mama's Boys Auch Gitarrist Smokehouse Brown war in seinem Element. Nach wie vor gab er richtig Gas, doch legte er diesmal mehr Wert auf eine saubere Gitarrenarbeit. Es fehlten seine Ausbrüche an den sechs Saiten. Nur ganz gelegentlich drehte er bei den Soloparts richtig ab, hatte sich ansonsten aber so ziemlich unter Kontrolle. Ob das am fehlenden Nikotinkonsum lag, weiß ich nicht, jedenfalls musste diesmal keine einzige Zigarette während des Gigs dran glauben. Auch ein absolutes Novum und ein klarer Fall von Entzugserscheinung. Trotzdem, oder gerade deshalb war sein Gitarrenspiel, ob mit oder ohne Slideröhrchen, wieder mal ein totaler Genuss. Smokehouse Brown ist immer wieder eine Ohrenweide, und es ist nach wie vor ein Erlebnis, ihn auf der Bühne zu erleben.
Johnny Mastro & Mama's Boys Nun zum Bandleader und Namensgeber himself. Johnny Mastro steht nach wie vor für die hohe Schule der Bluesharp. Immer wieder wechselt er die Instrumente und gibt so jedem einzelnen Song ein ganz anderes Klangbild. Immer wieder kommt mir bei seinen Darbietungen der selige Al Wilson von Canned Heat in den Sinn, dessen legendären Sound am Mississippi-Saxofon er perfekt umsetzen kann. Auch stimmlich war der kleine Mann mit der großen Sonnenbrille sehr gut dabei, wobei natürlich die sehr gute Akustik im Jim Knopf ebenfalls eine große Rolle spielte. Jedenfalls war die Band die Idealbesetzung für den Eröffnungsgig in Algermissen und schaffte es spielend, das Publikum zu begeistern.
Johnny Mastro & Mama's BoysUnd doch konnte ich mich des Gefühles nicht erwehren, dass Johnny Mastro & Mama's Boys etwas mit angezogener Handbremse agierten. Nicht nur, dass es diesmal keinerlei Einlagen des Frontmannes auf den Knien oder im Liegen gab, auch die Ausflüge zwischen die Zuhörer fanden nicht statt. Werden auch diese Jungs so langsam älter? Natürlich konnte man nach wie vor den Dreck unter den Fingernägeln förmlich spüren. Die Songs strotzen immer noch vor Rohheit und Schmutz, aber dennoch war der allerletzte Einsatz, für den die Band stets ein Garant war, diesmal nicht vorhanden. Für mich war dieses etwas 'gesittetere' Konzert trotzdem ein absoluter Hinhörer, denn so stand das Feeling für den 12-Takter noch stärker im Vordergrund. Nach wie vor gehören Johnny Mastro & Mama's Boys zu den heißesten Live-Acts der Gegenwart in Sachen Blues Rock, auch wenn nicht immer die 110 Prozent abgerufen werden.
Wir bedanken uns ganz herzlich bei Rainer Pullwitt und seiner Familie für die problemlose Akkreditierung und die nette Betreuung an diesem Abend.
Line-up:
Johnny Mastro (harp, vocals)
Smokehouse Brown (guitar)
Mike Hightower (bass)
Gary Ferguson (drums)
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