Johnny Mastro & Mama's Boys / Spring Euro Tour 2009
02.05.2009, Blues Joint, Seelze
Johnny Mastro & Mama's Boys Johnny Mastro & Mama's Boys
Spring Euro Tour 2009
Blues Joint, Seelze
02. Mai 2009
Stil: Blues



Artikel vom 06.05.2009


Jürgen Bauerochse
Johnny Mastro & Mama's BoysTrauriger Anlass - Rattenscharfes Konzert!
So könnte man diesen sonnigen und warmen Samstagabend umschreiben und hätte dabei den Nagel genau auf den Kopf getroffen. Dieser 2. Mai 2009 wird in die Geschichte der lokalen Rockmusik-Szene im Großraum Hannover als der Tag der (vorläufig?) letzten Veranstaltung im Blues Joint, Seelze eingehen. Letztendlich waren die Schwierigkeiten, eine passende Location zu finden, sowie die alles andere als zentrale Lage, doch zu viel für Kay Steffens, sodass er sich nach relativ kurzer Zeit dazu entschließen musste, das Projekt erst einmal einzustellen. Doch wer den guten Kay kennt, der weiß, dass er nicht so schnell aufgibt. Und so bin ich mir ziemlich sicher, dass wir in Sachen Musikveranstaltungen wieder von ihm hören werden.
Johnny Mastro & Mama's BoysUm diesen letzten Abend noch einmal gebührend zu begehen, hatte das Blues Joint die amerikanischen Blues Band Johnny Mastro & Mama's Boys verpflichten können, die in Deutschland zwar noch ein Geheimtipp gehandelt werden, aber mit ihrer dreckigen und rohen Musik immer mehr Fans anziehen. Die Bluesharp steht eindeutig im Mittelpunkt der vier Kalifornier, die als musikalische Einflüsse Hound Dog Taylor und die Butterfield Blues Band angeben und mich auf ihren Alben ganz stark an die Red Devils, sowie die frühen Canned Heat erinnern. Klar, dass Bandleader und Namensgeber Johnny Mastro auch stark von Little Walter beeinflusst worden ist.
Johnny Mastro & Mama's BoysSchon die beiden mir bekannten Alben "The Black Album" und Take Me To Your Maker ließen mich aufhorchen und überzeugten durch die unglaubliche Power, die die Band auf diesen Produktionen an den Tag legte. Schon bei den Studioaufnahmen konnte man leicht erahnen, was für ein Feuerwerk Johnny Mastro & Mama's Boys auf der Bühne abbrennen würden. In meinem CD-Review bemängelte ich lediglich die Länge bzw. Kürze der einzelnen Songs, die fast alle unterhalb der vier Minuten Grenze lagen und teilweise durch ziemlich abrupte Endungen auffielen. Dieses 'Manko' würde bei den Live-Shows mit Sicherheit nicht zum Tragen kommen. Man durfte also gespannt sein, wie die Titel während des Gigs umgesetzt würden. Es ist doch immer wieder ein geiles Gefühl, wenn man nicht genau weiß, was einen so erwartet, wenn eine Band die Bühne betritt, der man bisher noch nicht persönlich begegnet ist.
Johnny Mastro & Mama's BoysDas Equipment wirkte eigentlich relativ unspektakulär. Ein ziemlich mickriges Schlagzeug, einige zierliche Amps und zwei Gibson Gitarren am linken Bühnenrand waren alles was zu sehen war. Im Grunde genommen ein recht bescheidener Anblick, der in keinster Weise erahnen ließ, was hier gleich abgehen sollte, als die vier Kalifornier um ca. 21.30 Uhr mit ihrem Gig begannen. Unwillkürlich wurde ich an die Blues Brothers erinnert, denn optisch fielen zunächst einmal die Sonnenbrillen und die dunkle Kleidung der Band auf. Lediglich Bassist Mike Hightower zeigte sich mit Jeans und T-Shirt 'normal' gekleidet. Die Show konnte starten…!
Johnny Mastro & Mama's BoysUnd das tat sie dann auch - Und wie! Mit voller Wucht trafen schon die ersten Schläge von Drummer Jimmy Goodall meine Gehörgänge wie Donnergrollen. Der Bass setzte ein und ein wohliges Grummeln ging mir durch die Gedärme. Holla, was für ein satter Sound. Genau das Richtige für diese Art von Musik. Das war schon mal der perfekte Background. Und genau so druckvoll ging es weiter, als Gitarre und Bluesharp einsetzten. Zwar klang die Klampfe am Anfang des Sets noch etwas dünn, was sich aber sehr schnell änderte. Sofort begann Smokehouse Brown mit einem schönen Slide-Einsatz und wurde schon nach wenigen Sekunden Eins mit der dominierenden Harmonika von Johnny Mastro. Canned Heat mit dem unvergessenden Alan Wilson ließen grüßen, wie er sich von dem unkonventionellen Gitarrenspiel eines Henry Vestine begleiten ließ. Diese waren von Anfang an ein Schlag in die Fresse jedes Zuhörers.
Johnny Mastro & Mama's BoysVom ersten bis zum letzten Ton gab es keinerlei Kompromisse. Volle Kanne von vorne bis hinten. Schweiß, Alkoholdunst und Tabaksrauch waren förmlich spürbar, wenn Johnny Mastro mit voller Hingabe ein Solo nach dem anderen aus seiner Harp herausholte und so ganz nebenbei auch noch das Gesangsmikro bediente. Noch immer ist es mir schleierhaft, wo der Mann die Luft dazu hernahm, um so ein Feuerwerk abzubrennen. Schnell war er völlig durchgeschwitzt, was ihn aber nicht davon abhielt, mindestens ein Drittel der Show kniend oder auf dem Boden liegend zu absolvieren. Dieser Mann versteht es wirklich, eine perfekte Performance an den Tag zu legen.
Johnny Mastro & Mama's BoysDas Publikum war begeistert und geizte nicht mit spontanem Zwischenapplaus. Übrigens auch nicht beim Gitarristen Smokehouse Brown, der immer wieder fast ekstatische Ausbrüche zeigte und förmlich zu explodieren schien, während er seinen Sechssaiter malträtierte. Diese Band machte einfach keine Gefangenen. Dabei spielte virtuoses Können keinerlei Rolle. Es gab nur Druck, Rotz und Schmodder auf die Lauscher, wie ich es bisher noch bei keinem meiner Konzerte erlebt habe. Wo gibt es schon mal einen Harpspieler, der in einer Entfernung von knapp einem Meter vor einem RockTimes-Redakteur kniet und sich dabei den letzten Sabber aus der Mundhöhle bläst. Einfach nur großartig!
Johnny Mastro & Mama's BoysSchon vor dem Zugabenteil brodelte es im Saal. Immer wieder wurden Pfiffe und Anfeuerungsrufe laut, die die Musiker noch weiter pushten. Noch einmal warf sich Johnny Mastro auf die Knie und startete zu einem wilden Jam mit Smokehouse Brown, der, nun ebenfalls schweißgebadet, auf der Bühne stand und in letzten Zuckungen den Mikrofonständer mit seiner Gitarre vergewaltigte. Johnny Mastro & Mama's Boys hatten ein grandioses Finale hingelegt.
Johnny Mastro & Mama's BoysDie gut zwei Stunden dauernde Power-Show trieb mir und den anderen Besuchern den Adrenalinspiegel in ungeahnte Höhen. Die Songs wurden zum großen Teil direkt hintereinander ohne Pause gespielt, was von den Zuhörern dankbar angenommen wurde. Die Band zeigte eine unbändige Spielfreude und sorgte so für einen richtig tollen Konzertabend.
Normalerweise halte ich mich mit 'guten Ratschlägen' lieber etwas zurück, doch im Falle von Johnny Mastro & Mama's Boys würde ich jedem Leser einen Konzertbesuch empfehlen, der die Möglichkeit hat, die Band live zu erleben. Wer diese Chance nicht nutzt, der verpasst wirklich etwas!
An dieser Stelle möchte ich mich ganz herzlich bei Kay Steffens und dem Team des Blues Joint für die angenehme Zusammenarbeit bedanken und ihm für seine künftigen Aktivitäten alles Gute wünschen. Die Besuche bei Dir haben uns immer sehr viel Spaß gemacht!
Line-up:
Johnny Mastro (harp, vocals)
Smokehouse Brown (guitar)
Mike Hightower (bass)
Jimmy Goodall (drums)
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