Bluegrass hat sicher nur einen sehr eng begrenzten Liebhaberkreis in der
RockTimes-Leserschaft. Ein Mauerblümchen, selbst für Fans von Roots Music. Und
Liz Meyer werden dann auch nur die Eingeweihten unter den Hillbillies kennen. Dabei ist die Frau schon lange im Geschäft, arbeitet genreübergreifend und kann sich auf die Unterstützung solcher Größen wie
Emmylou Harris (einer langjährigen Freundin), des Mandolinen-Asses
David Grisman oder des Banjo-Großmeisters
Bela Fleck verlassen. Die Amerikanerin lebt seit einigen Jahren in Holland und tourte auch mehrfach in Deutschland. Zuletzt trat sie mit ihrem Partner
Mark Cosgrove beim Bardentreffen in Nürnberg 2007 auf. Ihr 1994er Album "Womanly Arts" wurde nun von in-akustik bei uns veröffentlicht.
Darauf ist die eine Hälfte der Songs astreiner Bluegrass in moderner Interpretation, wobei die Sängerin und Gitarristin von einer ganzen Heerschar von Gästen begleitet wird, darunter auch die Obengenannten. In unterschiedlicher Besetzung spult die Truppe ein Set an größtenteils akustisch instrumentierten Songs ab, die sicher auch bei der New Country-Gemeinde Anhänger finden könnten. Das Ganze atmet weitgehend 'Live im Studio'-Atmosphäre, was auch in der etwas flachen Nashville-Abmischung nicht verloren ging.
Probleme beim Hörgenuss bereitet dem Rezensenten jedoch die Stimme von Mrs. Meyer. Ein sehr harscher Alt, der alles andere als eingängig ist und vor allem bei den langsameren Titeln schnell an seine Grenzen stößt. Schade, so driften die gemäßigteren Nummern öfters zu Schmachtfetzen ab. Die Titel Nr. 1, 2, 5, 6 und 7 sind Bluegrass der besseren Machart. Dafür sorgen schon die illustren Gäste. Der Rest bewegt sich zwischen Singer/Songwritertum, Pop und New Country. "Living In the Past" ist ein durchaus ansprechender Lovesong, der allerdings arg durch den Stilwolf gedreht wird. Von Haus aus eine gemäßigte Soulnummer à la Neville Brothers, aber New Country-Gedudel einerseits und Schmuse-Sax als Zutaten andererseits, das ist dann doch zu viel.
Der Titeltrack ist Midtempo-Pop, ordentlich gemacht, aber auch hier passt die Stimme nicht recht dazu. Bei dem langsamen Roots-Song "Footprints" gelingt ihr die Mischung wesentlich besser. Dass lovely Emmy Harris ihre gefühlvollen Backing-Vocals zu der nostalgischen Edelschnulze "Close The Door Lightly" beisteuert, unterstreicht leider nur die Beschränktheit des Leadgesangs der Protagonistin. Mit der Schlussnummer drückt Liz Meyer nochmal auf die Country-Tränendrüsen, aber darauf kommt's auch nicht mehr an.