Die kanadische Bardin Loreena McKennitt kommt mit neuem Album und neuer Tour nach Deutschland. Dass sie hierzulande große Popularität genießt, ist ihrer zauberhaften World Music zu verdanken, die auch für Esoterik-Fans und das "Herr der Ringe"-Publikum genau den richtigen Lifestyle-Soundtrack über Jahre lieferte. Und auf dieser Welle schwimmt sie bis heute ganz oben, auch ohne allzu große kreative Anstrengungen. Genau genommen war ihr Comeback-Album "An Ancient Muse" von 2006 das letzte, was sie an neuem Material herausbrachte. Selbst das 2010er The Wind That Shakes The Barley war zum allergrößten Teil ein Cover-Album (allerdings im typischen Stil der Künstlerin produziert). Dazwischen lagen die unterschiedlichsten Aufgüsse früherer Arbeiten, die durch entsprechende Aufmachung und ein zielsicheres Marketing ihre Käufer fanden. Loreena McKennitt erreicht ein breites Publikum und das sei ihr auch vergönnt. Nicht anders ist es auf ihrer bevorstehenden Tour ab März, die unter dem richtungsweisenden Titel "A Celtic Footprint" durch weite Strecken Europas mit Schwerpunkt Deutschland führt. Bereits im Dezember meldete ihre Homepage, dass die Tickets zu 70 Prozent ausverkauft wären. Mittlerweile heißt es für die meisten Konzerte hierzulande »Sold out!«.
"Troubadours On The Rhine" bietet ebenfalls nur eine Zweitauflage bereits bekannter Titel und nicht mal das ehemals verkaufsfördernde Kriterium »first unplugged recording« stimmt wirklich. Es handelt sich um einen aufbereiteten Mitschnitt eines Radiokonzertes beim SWR1 vom letzten März, das die Künstlerin mit ihrem Gitarristen Brian Hughes und der Cellistin Caroline Lavelle absolvierte. Sie beschreibt es als etwas »komplett anderes«, das den »Charakter eines Hauskonzertes« hatte. Bei dem einstündigen Gig stellte sie Songs aus ihrem damals neuen "Barley"-Album und bekannte Titel ihres Repertoires vor.
Nun wäre es natürlich schon etwas Spezielles, diese immer etwas weltfern wirkende 'Elfin' quasi bei der Hausmusik zu erleben. Die eher sparsam arrangierten Songs der letzten Produktion kommen diesem Vorhaben selbstredend eher entgegen, aber auch die anderen, die wir üppiger illustriert kennen, wurden entsprechend angepasst. Das Trio zeigt sich gut eingespielt und schwelgt auch in diesem reduzierten Rahmen, der nur bedingt kammermusikalisch klingt. Das ist vor allem dem keineswegs 'unplugged' agierenden Brian Huges zu verdanken. Seine elektrisch verstärkte und mit einem Synthesizer verkabelte Gitarre sorgt für einen dicken Klangteppich. Das Cello übernimmt oft die Melodieführung, während sich die rothaarige Kanadierin an Harfe und Flügel begleitet. Schade, dass sie sich nicht auf ein wirklich rein akustisches Set eingelassen hat, das wäre wesentlich reizvoller gewesen, als dieses Hybrid-Format. Natürlich bietet es auch die zauberhaften Momente und lässt tief romantische Gefühle aufkommen, wie immer, wenn diese Stimme ertönt, zumindest bei ihren treu ergebenen Fans. Das Set ist nicht grad abwechslungsreich, die Balladen bleiben meist im getragenen Tempo. Da tut es gut, dass es wenigstens mit "The Bonny Swans" mal richtig dramatisch wird; das mit Abstand stärkste Stück auf dieser Scheibe mit einer sehr energisch intonierenden Sängerin sowie schönen Zwiegesprächen zwischen E-Gitarre und dem Cello von Caroline Lavelle. Der Abschlusssong "The Parting Class" bringt dann die Feendämmerung über den Mainzer Funkhaussaal. Insgesamt eine eher durchschnittliche Angelegenheit mit dem noch recht ansprechenden Instrumental "Between The Shadows" und einer deutlichen Steigerung zum Schluss. Zumindest gemessen an dem, was wir bisher an Live-Aufnahmen der Künstlerin und ihrem Tross kennen.
Das mitgeschnittene Radiokonzert ist auch nicht unbedingt ein Anreiz für Klang-Ästheten, es fehlt an Transparenz und Dynamik für richtigen Genuss an den heimischen Lautsprechern. Die mit reichlich Hall unterlegte Stimme klingt in vielen Peaks ungewohnt harsch und 'spitz', obwohl es ansonsten recht dumpf aus den Membranen tönt. Vielleicht hätte ein deutscher Studio-Meister die 'mystischen Soundnebel' über den Aufnahmen doch etwas mehr liften können.
Ob die vielen Fans rund um den Erdball bei der anstehenden "Celtic Footprints"-Tour mal wieder was wirklich Neues von ihrem Star zu hören bekommen, ist eine andere Frage. Wir werden versuchen, das bei einem Konzertbesuch zu ergründen.
Tracklist |
01:Bonny Portmore
02:Down By The Sally Gardens
03:The Wind That Shakes The Barley
04:Between The Shadows
05:The Lady Of Shalott
06:The Stolen Child
07:Penelope's Song
08:The Bonny Swans
09:The Parting Glass
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