The Machine / Offblast!
Offblast! Spielzeit: 50:39
Medium: CD
Label: Elektrohasch Records, 2015
Stil: Stoner Rock

Review vom 19.07.2015


Michael Breuer
Endlich ist es zurück, das Power-Trio aus Rotterdam und Delft; und es hat sein fünftes vollständiges Werk (wenn man den Split mit Sungrazer nicht mitzählt) im Gepäck. Musikalisch gereift entwickelt sich The Machine allmählich vom Rohdiamanten zum leuchtenden Juwel der europäischen Stonerszene. Dabei wäre es fatal, diesen flotten Dreier allein auf die tief gestimmten Gitarren und brachialen Riffs zu reduzieren. Klar, die Jungs knallen Dir ein Brett um die Ohren, wie es die Münchner Stonergötter von Colour Haze härter nicht tun könnten. Aber im Herzen der 'Maschine' schlägt der Blues(-Rock), fuzzig, spacig und knüppelhart – und der will raus in die Welt.
So startet "Offblast!" wie ein mit den Hufen scharrender Stier in einem ekstatischen Jam-Monster namens "Chrysalis", bei dem Jimi Hendrix ganz offensichtlich die Patenschaft übernommen hat. Wild und geradezu Ohr-gasmisch starten Davy Boogaard am Schlag, Hans van Heemst am Bass und David Eering an der Gitarre eine furiose Treibjagd auf Dein musikalisches Gemüt, Heavy-Psych-Blues allerfeinster Sorte. Sie wollen dir den Marsch blasen, mit Vollgas und ohne Gefangene. Aber sie geben uns auch ein Statement, dass The Machine trotz aller unzweifelhaften Weiterentwicklung das Herzstück seines Ursprungs niemals aus den Augen verliert. Und das sollte eigentlich jeden Hardrocker entzücken, nicht nur die Gemeinde der Stoner-Jünger.
In den Anfangstagen prügelten die Maschinisten solche Jam-Gestalten reihenweise auf die Platten, mit dem Höhepunkt in "First Unique Prime" auf "Drie". Erst mit Calmer Than You Are, übrigens einer Phrase aus dem Film "The Big Lebowski" von den Coen-Brüdern, konzentrierte sich die Band erstmals mehr auf songtypischere Strukturen, während auf der Split mit Sungrazer besonders rifflastig und intensiv agiert wurde, teilweise fast doomig und versehen mit einer kurzen Punknummer.
All diese Entwicklungen komprimieren sie nun zu einer hoch explosiven Mischung.
Als archaischen Kontrapunkt zum ersten Jam setzt die Band quasi in einer Klammer den zweiten Lonplayer, ebenfalls instrumental inszeniert an den Schluss der Scheibe mit dem beziehungsreichen Titel "Come To Light", ein psychedelisches Meisterwerk mit Synths und Theremin-Schnipseln garniert. Ein hypnotischer Trip durch eine farbenschwangere Galaxis, harter Space Rock, der Dich tranceartig eingroovt auf deiner Reise durch die buntesten Winkel deiner selbst.
Dazwischen sind die mehr oder weniger kürzeren, eben songtypischeren Nummern gesetzt, beginnend mit dem Riff-Kracher "Dry End" und der bereits durch das Video bekannten Nummer "Coda Sun". Bei aller gebotenen Härte bleiben die Melodien dennoch gleich im Ohr.
Mein aktueller Liebling ist "Gamma", ein kompakt komponierter Track, der mit einem einfachen Riff Fahrt aufnimmt, dann aber entschleunigt und in einen unwiderstehlichen, psychedelischen Sog führt, in dem David Deinen Geist mit geheimnisvoll verfremdeten Gitarrenklängen molekülweise und Stück für Stück auflöst. Er versetzt Dich in eine rotierende Wolke und lässt Dich ganz allmählich in eine andere Dimension übertreten. Einfach gespenstisch gut.
Auch "Off Course" bildet im Kern ein klassisches Songmuster, baut aber seine Spannung auf, nur um ähnlich wie auch schon in "Gamma" in einem aberwitzigen Freak-Out zweier kontrastierender, völlig autarker Gitarrenlinien zu kulminieren. Eine Eruption von gewaltigem Ausmaß, wie ein Naturereignis.
Mich hat mal jemand während einem der vielen Konzerte von The Machine in Holland gefragt: »You take no dope?"« »Nein«, hab ich gesagt, »diese Musik ist mein Dope!« Das gilt noch immer, mehr denn je zuvor. Noch zur Jahresfrist sorgte ich mich sehr, dass wachsende berufliche und familiäre Verantwortung – immerhin haben zwei kleine Maschinisten in diesem Jahr das Licht der Welt erblickt – der Band eine weniger aktive Zukunft würde bescheren können. Doch David konnte mich beruhigen: »Keine Sorge Michael, The Machine wird es geben bis ans Ende unserer Tage«.
Danke Leute, genau das wollte ich hören!
Die Musik von The Machine ist hochenergetisch und voller Inspiration, Musik, bei der man spürt, wie viel Spaß ihre Schöpfer daran haben. "Offblast!" bläst Dir das Kleinhirn weg und reduziert Dich auf Deine musikalischen Triebe, Deine Fahrkarte in eine psychedelisch-wilde Welt. Das macht den Jungs so schnell keiner nach.
Line-up:
Davy Boogaard (Schlagzeug)
Hans van Heemst (Bass)
David Eering (Gitarre, Gesang und zusätzliche Instrumente)
Tracklist
01:Chrysalis [J.A.M.] (16:25)
02:Dry End (3:05)
03:Coda Sun (5:34)
04:Gamma (6:48)
05:Off Course (6:36)
06:Come To Light (12:11)
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