Märvel / Thunderblood Heart
Thunderblood Heart Spielzeit: 35:45
Medium: CD
Label: Killer Cobra Records, 2008
Stil: Rock

Review vom 21.02.2008


Markus Kerren
Hah, Treffer - versenkt! Im lustigen Länderraten lag ich dieses Mal doch glatt gleich auf Anhieb richtig. Märvel kommen aus Linköping in Schweden und sind, selbst wenn ich sie bisher auch noch nicht wahrgenommen hatte, bei weitem keine Szene-Frischlinge mehr. Drei Singles, ein paar EPs und das Debütalbum aus dem Jahr 2005 sprechen für ein gutes Stück Erfahrung. Nun folgt Anfang 2008 also das zweite abendfüllende Werk "Thunderblood Heart". Abendfüllend? Naja, knapp 36 Minuten Spielzeit sind eigentlich eher lausig, damit wäre man selbst im LP-Zeitalter kaum ungerügt davongekommen.
"Never Mind The Bollocks" hatten die Sex Pistols im Jahr 1977 ihr einziges ernstzunehmendes Studioalbum genannt. "Never Mind The X-Men" faselt das Infoblatt zu diesem Märvel-Album und informiert, dass die Bandmitglieder ihre Freizeit damit verbringen Videogames zu spielen, alten Damen über die Straße zu helfen und nebenbei auch noch die Welt zu retten. Ach ja, Infoblätter ... .
Kommen wir also besser zur Musik, denn die hat im Fall dieses schwedischen Dreiers (in klassischer Gitarre/Bass/Drums-Besetzung) durchaus ihre Qualitäten. Irgendwie erinnerte mich "Thunderblood Heart" umgehend sehr an die wirklich coole Scheibe Human Cannonball von Captain Murphy, was aber möglicherweise am so typischen skandinavisch/schwedischen Sound liegen mag, denn die Mucke der beiden Bands unterscheidet sich dann doch sehr.
Märvel zelebrieren straighten Rock mit starkem Siebziger-Feeling, wobei sich die Gitarrenriffs des Öfteren nach ganz frühen Kiss und AC/DC anhören. Das Infoblatt (hach ja, die schon wieder…) behauptet gar, dass sich der Gesang hier täuschend ähnlich nach Paul Stanley anhört. Erstens vollkommener Quatsch und zum Zweiten vollkommen unnötig, da sich die Vocals von John Steen in keinster Weise hinter einem großen Namen verstecken müssen.
Die Songs der Skandinavier sind unkompliziert, aber dafür sehr effektiv gestrickt. Ein kraftvolles Powerhouse stellt die 'Hintermannschaft' mit Ulrik Boostedt ("Animalizer", kicher) am Bass und Tony Samuelsson ("The Ambassador", pruuust) hinter den Drums dar, während John Steen ("Vocalo", naja…) seine Riffs und Soli zum besten gibt. Aber mal im Ernst, trotz dem ganzen Image-Quatsch kommen die Songs von Märvel richtig gut. Denn hier wird, neben aller Rauheit und den Ecken und Kanten auch ganz akribisch auf feine Melodien Wert gelegt. In einem schwachen Moment habe ich mich gar bei dem Gedanken ertappt, ob sich die Beatles (ooooh, Frevel) so anhören würden, hätten sie sich im jungen Alter im derzeitigen Jahrzehnt gegründet. Aber okay, immer schön auf dem Teppich bleiben, Markus.
Nichtsdestotrotz sind Stücke wie "Fringe Of Comfort", "I Wanna Know You (Just A Little Bit Better)", der Titelsong oder "Girl, Where's My Amulet?!" und auch der Großteil der restlichen Songs richtige Gassenhauer, machen Spaß und können überzeugen. Wie schon anfangs erwähnt, sind die kurze Spielzeit und das Comic-hafte Image Minuspunkte. Letztendlich ist "Thunderblood Heart" ein klasse Party-Album, das aber auch längere Autofahrten durchaus versüßen kann.
Rockige 7 RockTimes-Uhren, deren Glasfassungen das Trio auf der im März stattfindenden Deutschland-Tour ziemlich sicher zerspringen lassen wird. Zumindest, wenn sie die rockende Power und die starken Harmonien von "Thunderblood Heart" auch auf den Bühnenbrettern rüberbringen können.
Good stuff! Zwar kein Klassiker, aber die fallen ja auch nicht unbedingt jeden Monat in Scharen vom Himmel. Definitiv 'Rocka Rolla' mit einem guten Kick. Macht Spaß!
Line-up:
John Steen (guitars, vocals)
Ulrik Boodstedt (bass)
Tony Samuelsson (drums)
Tracklist
01:Intro
02:Fringe Of Comfort
03:I Wanna Know You (Just A Little Bit Better)
04:Thunderblood Heart
05:So Good Together
06:Girl, Where's My Amulet?!
07:Code Of The Road
08:Cagney Sans Lacey (The City Is Burning)
09:Willful Non Participation
10:Mind Over Matter
11:Musta Fresta!
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