Die Compilation "Fear The Universe" der niederländischen Traditional Metal-Combo
Martyr wurde bereits 2009 über die nur ein Jahr später leider verblichenen Rusty Cage Records veröffentlicht, doch bei reizvollen Zusammenstellungen unbekannter 80er-Jahre-Combos ist es meines Erachtens nach nie zu spät, ein Review darüber zu schreiben. Kurz zur Vorgeschichte: Gegründet im Jahre 1982 in Utrecht, erschienen bis zur Auflösung 1987 sechs Demos und zwei Studioalben, erst im Jahre 2001 fand eine Reunion statt, seit dem Auftritt 2005 auf dem
Keep It True in unveränderter Besetzung.
Und nun zum vorliegenden Release: Die erste CD beinhaltet die aktuellste EP "Fear", welche fünf komplett neue Tracks beinhaltet und den allerersten Sänger Rop van Haren (bis zum 83er Demo "Metal Torture" dabei gewesen) erneut am Mikro präsentiert. Die Songs hauen mich persönlich nicht wirklich vom Hocker, auch wenn es sich bei allen Tracks um handwerklich gut fabrizierten Stoff handelt: Ihnen fehlt leider der gewisse Biss, um wirklich aus der Masse herauszuragen. Die Stimme von Rop ist kraftvoll, könnte allerdings noch einen kleinen Tacken dynamischer tönen. Auch die Produktion klingt für meinen Geschmack ein bisschen zu modern, an manchen Stellen geht das durch den Sound fast schon ein wenig in die Groove Metal-Richtung. Da hätte ruhig etwas mehr vom räudigen Spirit der frühen Tage mit einfließen können. Also letztendlich nur etwas angehobenes Mittelmaß...
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Auf der zweiten CD befindet sich dann für alle 80er-Freaks das interessantere Häppchen: Eine remasterte Neuveröffentlichung des Debütalbums "For The Universe", das 1984 erstmals über Megaton Records erschien. Hier wird astreiner, klassischer Metal geboten, der vor High-Pitched-Geschrei bzw. manchmal etwas
Harry Conklin-mäßigen Power Metal-Vocals (damals noch vom nicht mehr aktiven
Gerard Vergouw) und unverkennbarem, breiigem Twin-Gitarren- und rumpeligem Drumsound nur so strotzt. Klassische
Maiden-Harmonien treffen auf kultigen Dutch Metal, den man in Liebhaberkreisen von Kollegen wie beispielsweise
Emerald kennt und liebt. Auch kurze Synthesizer- und Clean-Parts kommen in einigen Songs vor, beispielsweise in "The Eibon" oder "The Awakening"; sehr geil! Eine wirklich sehr schöne (wenn auch etwas zu kurz geratene) Scheibe, die Keep It True- und Swordbrothers-Stammgästen eine unterhaltsame knappe halbe Stunde bereiten dürfte. Schade, dass sie davon heute nur noch den Opener "Speed Of Samurai"
auf Konzerten spielen.
Die Doppel-CD, aus der man rein von der Spielzeit auch eine einzelne hätte machen können, kommt im aufklappbaren Digipak daher, das auf der Vorderseite mit dem (zugegebenermaßen hässlichen) Cover der aktuellen EP und hinten mit dem Original-Cover des Debüts geschmückt wird und im Innenteil jeweils genauere Infos zu beiden Releases (Line-Up etc.) bietet. Möglich ist eine Order auf der offiziellen Webseite, wo man das Schmuckstück für schlappe 12,50 € inklusive Versand bestellen kann.
7,5 von 10 RockTimes-Uhren