Vicious Rumors / 01.06.2011, Live-Music-Hall, Mörlenbach-Weiher
Support: Martyr
Live-Music-Hall
Vicious Rumors
Support: Martyr
Live-Music-Hall, Mörlenbach-Weiher
01. Juni 2011
Stil: Heavy Metal
Konzertbericht


Artikel vom 09.06.2011


Marius Gindra
Martyr Anlässlich ihrer aktuellen Monsterscheibe Razorback Killers begaben sich die US Metal-Könige Vicious Rumors ein weiteres Mal - nachdem bereits im Oktober 2010 eine Reise durch heimische Gefilde stattfand - auf Deutschlandtournee. Im Rahmen dieses ausgiebigen Trips machten sie auch im kleinen Odenwald-Dörfchen Mörlenbach-Weiher Halt, wo sie einen mit nur rund 40 zahlenden Gästen äußerst spärlich besuchten Gig in der gemütlichen Live-Music-Hall spielten. Als Support wurde das holländische 80s-Underground-Juwel Martyr verpflichtet, das sich als perfekte Ergänzung zum Headliner erwies.
Setlist Martyr Um ziemlich genau 20 Uhr wurden die Pforten geöffnet, obwohl Martyr vor bereits anwesendem Publikum noch ihren Soundcheck machten. Es sollte bis etwa 21:30 Uhr dauern, bis die Utrechter mit dem Song "Snow And Fire" loslegten. Das Quintett zockte mit mächtig Spaß in den Backen in ihrem etwa 45-minütigen Set fast alle Songs ihrer aktuellen EP "Fear", doch mit "Speed Of Samurai" (vom Debüt "For The Universe" (1984)) und "Darkness At Time's Edge" (vom gleichnamigen Album (1985)) wurde auch älterer Stoff aufgefahren. Sänger-Neuzugang Rop van Haren sprang wie eine wild gewordene Bestie über die Bühne, rannte mehrmals durchs Publikum, begoss sich auf der Bühne literweise mit Wasser und zeigte sich auch stimmlich als erstklassiger Entertainer. Eine sehr toll zum Headliner passende Vorband, der übrigens noch ein Bonuspunkt dafür gebührt, dass sie ihr Merch zu verdammt fairen Preisen anboten. Die Doppel-Digipak-CD mitsamt einer Neuauflage der Debütscheibe und der aktuellen EP kostete gerade mal läppische acht Kröten.
Vicious Rumors Etwa 20 Minuten Umbaupause waren vonnöten, bis Vicious Rumors mit "Murderball", dem Opener des aktuellen Prachtwerkes, losrockten. Zu behaupten, die Masse sei am Überkochen gewesen, wäre eine Lüge. Doch die paar Herrschaften, die es über ihr metallisches Herz brachten, sich in die erste Reihe, bestehend aus mittlerweile obligatorischem Kuttenträger-Jungvolk zu stellen (eine zweite Reihe gab es in Form älterer Blech-Veteranen, die gemütlich vom Tresen oder einem der runden Stehtische das Geschehen betrachteten), haben zünftig die Matte geschwungen, wie es einer solchen Legende eben gebührt!
Nachdem der neuen Platte nochmals mit dem Titelsong Tribut gezollt wurde, begann der historische Teil des Abends, der von vier Songs des "Digital Dictator"-Klassikers eingeleitet wurde (Titelsong, "Minute To Kill"; "Lady Took A Chance", "Out Of The Shadows"). Zwischendrin wurden immer wieder einige Nummern der aktuellen Platte, deren Stücke viel Aufmerksamkeit bekamen, eingestreut, die sich mit Bandklassikern von ausschließlich Album zwei bis vier abwechselten. Leider musste der Titeltrack des "Soldiers Of The Night"-Debüts zusammen "Down To The Temple" und "Sonic Rebellion" vom Set gestrichen werden, weil sonst die Spielzeit wohl zu lange gewesen wäre. Somit gab es nach und nach Genre-Göttergaben wie "Worlds & Machines", "Ship Of Fools", "Abandoned", "Don't Wait For Me" und "Hellraiser" zu bestaunen.
Vicious Rumors Das Zusammenspiel der Musiker war selbstverständlich hochprofessionell, wenn man mal von dem kleinen Soundproblem kurz vor Ende absieht, als der Bass ca. ein bis zwei Songs lang so ziemlich alles außer den Drums und den Vocals übertönte. Auch der neue Fronter Brian Allen scheint sich perfekt in die Band eingelebt zu haben: Er sang wie ein junger Gott, traf sämtliche High-Pitched-Töne und zeigte sich auch abseits der Musik als humorvoller Zeitgenosse. Das beste Beispiel hierfür war der Moment, als ihm einer der Kellner ein Schnapsglas mit Jägermeister reichte und er zu Bandleader Geoff Thorpe, der gerade eine Ansage machte, herüberschaute, die Hand vor sein eigenes Gesicht hielt und das Gläschen abzog. Zum Kringeln!
Ebenfalls erwähnenswert die Frage ins Publikum, wer denn die neue Scheibe besäße. Als ich dann in bester Schulbub-Manier den Finger streckte, folgte die Frage, welcher Song denn der Opener sei. Ein Glück, dass ich mich nicht blamierte und die Antwort wusste...
Vicious Rumors Nach rund 90 Minuten purer Power Metal-Manie stand wohl auch für die meisten fest: Mit Vicious Rumors wird in den nächsten Jahren garantiert noch zu rechnen sein, denn in einem solch kreativen Hoch befanden sich die sympathischen Kalifornier seit dem Tod von Carl Albert nicht mehr. Und auch sie muss man für faire Merchpreise loben: Bandshirts kosten in der Regel 15 €, CDs ebenfalls nicht mehr und die Eintrittspreise der Gigs betragen selten mehr als 10-12 €. That's Metal!
Zum Abschluss meines kleinen Berichtes möchte ich - auch im Namen des Veranstalters Caschi, bei dem ich mich auch noch einmal für die Akkreditierung bedanken möchte - einen kleinen Aufruf starten: Da in der letzten Zeit auf seinen Veranstaltungen jedes Mal äußerst wenig Besucher erschienen, steht es momentan nicht besonders gut um die Zukunft der Location, obwohl hier wirklich teilweise ein paar wahrlich namhafte Künstler auftreten; meist dann jedoch vor gerade mal 40-50 Personen. Wer also wirklich auch weiterhin tolle Konzertabende hautnah und ohne fanfeindliches Gedrängel vor den Bühnenbrettern erleben will, kann sich gerne auf die unten verlinkte Homepage begeben und Ausschau halten.
Externe Links: