Ausgehend von Reviver hat me.man.machine. Nachwuchs bekommen. Simon Østrup (Gitarre/Backing Vocals) erweitert das ehemalige Quartett zu einem Quintett. Mit dem Gitarristen und Sänger Roland Häusler kann im wahrsten Sinn des Wortes mehr Alarm gemacht werden. Die Gruppe hatte bereits mit dem gerade erwähnten Vorgänger »ein klasse Album, das dem Indie Rock alle Ehre macht« auf den Markt gebracht.
"Plastic Faith" hat nichts mit künstlichen Stoffen zu tun, sondern ist alternativer Indie Rock zum Anfassen.
Auch wenn das Design des Booklets den Charakter eines vom Reißwolf bearbeiteten Papiers hat, sind die insgesamt dreizehn Songs herrlich gestaltete Lieder von natürlicher Schönheit und Dramatik. Die Schweizer Band me.man.machine hat in jeder Nummer eine Überraschung parat und wer auf Alternative Music, die nicht von der Stange kommt, steht, der darf sich bei "Plastic Faith" auf eine tolle Platte freuen.
Von hymnenhaften Refrains bis hin zu eindringlich-persönlichen Momenten kann Roland Häusler mit seiner Stimme viele Stimmungen umsetzen und das klasse rockende "Phobophbia" ist nicht nur therapeutische Kost für Leute, die Angst vor der Angst haben, denn me.man.machine fegt die Phobie aus der Seele.
Der Rock der Combo ist wuchtiger geworden und hat ein atmosphärisch dicht geflochtenes Netz aus Emotionen.
Der Wechsel von aufwühlenden Gitarren hin zu Phasen, die durch die Marco Neeser-Keyboards geprägt sind, ist beeindruckend. Es gibt Stimmungen von beklemmender Dämmerung, die sich auf fantastische Weise in helle Momente verwandeln. Ein derartiger Umgang mit unterschiedlichen Seelen-Formatierungen ist große Klasse!
Geht me.man.machine mit "Long Gone" und "Anew" neue Wege?
"Long Gone" öffnet die Tür zum filigran-zerbrechlichen me.man.machine-Klangraum. Fast unbemerkt ziehen einen die Streicher-Klänge von Sarah Cohen sowie Adrian Häusler in ihren Bann und im großartigen Finale "Anew", abermals mit Cello/Viola/Violine, wird es geradezu herbstlich-nachdenklich. Für dieses sinnliche Epos ist es nur verständlich, dass hierzu ein entschleunigtes Tempo am Besten passt. Ganz schön mutig von me.man.machine., "Plastic Faith" einen derartig balladesken Ausklang zu geben. Sehr gelungen!
Das Quintett fühlt sich aber auch im Großstadt-Rock sehr wohl.
Los geht diese Perspektive schon mit dem Opener "Break Me Down", in dem textlich der Albumtitel enthalten ist. Von den ersten Pianotönen und einer leicht angehauchten traurigen Stimmung entwickeln sich die ersten fast vier Minuten zu einer Nummer, dessen Dramaturgie sich nicht unbedingt erahnen lässt. Aber nach nicht ganz der Hälfte des Tracks wechselt man die Stimmung schneller als ein Magier das Kaninchen aus dem Zylinder holt. Das Schlagzeug schlägt mit aller Härte durch, schon mit einem Anstrich von Industrial. Hammer!
Das rockige "Back Again" gefällt durch Groove und herrlich gesetzten Keyboard-Blitzlichtern und einem Intermezzo der ruhigeren Art. Vom Refrain her ist Mitsingen nicht untersagt.
"Wake Up" ist das wohl quirligste Stück des vorliegenden Albums. Treibende Rhythmen und die Hektik einer Millionenstadt reflektierende Gitarren wirken belebend wie scharfe Chilischoten.
"Plastic Faith" ist sehr gut inszenierte Alternative Music, die durch ihren persönlichen me.man.machine-Stil eine individuelle Handschrift trägt. Dicke Empfehlung!
Line-up:
Roland Häusler (vocals)
Marco Neeser (keyboard, programming)
Daniel Manhart (bass, backing vocals)
Simon Østrup (guitar, backing vocals)
Siro Müller (drums)
Tracklist |
01:Break Me Down (3:43)
02:Indestructible (4:46)
03:Phobophobia (4:42)
04:Long Gone (5:07)
05:Back Again (4:09)
06:Adore (5:20)
07:Wake Up (4:12)
08:Let Go Tonight (4:58)
09:Rush (4:36)
10:Sober (5:39)
11:Sister (4:50)
12:What Have I Become (3:55)
13:Anew (3:49)
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