Spielzeit: 52:06 Medium: CD Label: Ruf Records, 2014 Stil: Blues, Blues Rock Review vom 05.04.2014 Mike Kempf

Wenn es sich bei mir um erstklassige Frauenrockstimmen handelt, heißt es: Aller guten Dinge sind drei! Neben der US-Bluesrockerin Dana Fuchs und der kanadischen Rockröhre Layla Zoe, zählt noch Meena Cryle zu meinen Favoriten, die ich allesamt schon live erlebt habe und wonach ich anschließend jedes Mal voller Bewunderung über deren sensationelle Gesangseinlagen den Heimweg antrat.

Hatte Meena in der Vergangenheit bei ihren beiden Vorgängeralben Try Me und Feel Me auf ein üppiges Line-up mit zahlreichen Sessionmusikern zurückgegriffen, so hat sie sich diesmal fast 'nur' die Dienste ihres langjährigen musikalischen Weggefährten und Sechssaitenakrobaten Chris Fillmore, der Bassistin Marlene Lacherstorfer und die des Drummers Frank Cortez gesichert. Soll heißen: Das Quartett spiegelt quasi ihre derzeit aktuelle Bandbesetzung wider, mit der sie momentan live auf Europas Bühnen aktiv ist und was den Vorteil mit sich gebracht haben dürfte, auf ein vertrautes musikalisches Umfeld zurückgreifen zu können. Doch so ganz ohne Gastmusiker kommen Meena und Fillmore nicht aus, siehe untere Auflistung aller Akteure. Ob sich nun meine Vermutung, der Erhalt einer 'Filetscheibe' bestätigt, kann nur Meenas aktuelle Tonkonserve selbst erzählen.

"Tell Me" wurde von Raphael Tschernuth produziert und wird, so wie ihre ersten Platten, ebenfalls über Ruf Records vermarktet. Zumindest bei Thomas Ruf weiß man, dass er für den Blues kein Fallobst anpreist, und genauso ist mein erster Eindruck des Tonträgers: "Tell Me" hört sich schon beim Vorüberhören einfach klasse an. Da muss ich meine Lauschlappen schon genauer spitzen, um den Inhalt besser zu verstehen. Schon mit dem Opener "Take This Pressure Off Of Me" wird eine erstklassige Blues Rock-Duftmarke gesetzt, die Appetit auf mehr macht und spätestens nach "Enough Is Enough" hat mich die Platte quasi komplett 'gefesselt'. Ganz klar: "Enough Is Enough" empfiehlt sich schon anhand von Fillmores glänzendem Saitengezupfe, das er extrem gefühlvoll in Szene setzt und damit für sehr anspruchsvolle Gitarrenläufe sorgt. Hier gibt's von mir schon mal eine Eins plus!

Diese verdient sich Meena übers gesamte Album. Leute, die Frau kann singen! Selbst wenn sie die Balladen "Tell Me" oder "You May Love Me Today" ins Mikro haucht, bekomme ich sogar als AC/DC-Oberspezi weiche Knie. Auffällig, dass sich die Band keines bestimmten Genres bedient, sondern ihr Drittwerk mit einer Mischung von reichlich Blues, etwas Soul, Southern, Jazz und einer guten Portion Rock'n'Roll 'abschmeckt' und somit den Konsumenten viel Abwechslung bietet. Auch wenn die musikalischen Protagonisten Meena und Fillmore (gleichzeitig Co-Produzent) klar im Mittelpunkt des Geschehens stehen, möchte ich auch die Bassistin Marlene Lacherstorfer und den Schlagzeuger Frank Cortez lobend erwähnen, die ihren 'Bossen' ein grundsolides, fehlerfreies Klangfundament zur Verfügung stellen.

Fazit: So wie es mir von zahlreichen Musikern immer wieder bestätigt wird, könnte es vermutlich auch Meena & The Chris Fillmore Band ergangen sein, als sie alle Tracks im Kasten hatten. Und zwar der Eindruck, dass der aktuelle Tonträger immer als der bisher beste empfunden wird. Zumindest für mich ist "Tell Me" ihr bisheriges Sahnealbum, wirkt sehr authentisch und stützt sich auf folgende Tatsachen: Eine großartige Sängerin, ein sehr gefühlvoller Ausnahmeklampfer und Slidegitarrist ("Bring Me The Water"), eine sich prima ergänzende Rhythmusfraktion und ein Produzent, der sein Handwerk versteht - fertig ist die Rezeptur, um ein Musikalbum der Spitzenklasse anzubieten. Es ist ein Album, dass sich durchaus mit Ron Spielmans Swimming In The Dark vergleichen lässt. Und wie endete dort meine Rezension? Ich zitiere mich selbst: »...einfach nur anspruchsvolle Musik genießen wollen. Von mir gibt es eine uneingeschränkte Kaufempfehlung!«.

Line-up:
Meena Cryle (vocals, acoustic guitar, tambourine, backing vocals)
Chris Fillmore (electric guitars, acoustic guitars, banjo, mandolin, slide guitar, piano - #3, clavinet, tambourine, percussion, washboard - #11)
Marlene Lacherstorfer (bass, bottles - #11)
Frank Cortez (drums, tambourine - #11)

Very special guests:

Carl Kaye (pedal steel guitar)
Roland Guggenbichler (Hammond organ, Rhodes, piano, accordion, pump organ)
Brigitte Guggenbichler (backing vocals)
Raphael Tschernuth (upright bass - #11)