Veröffentlichungsflut im Hause Megadeth: Die Anzahl der Compilations scheint so langsam ins Unermessliche zu steigen. Nach der Best-Of-Zusammenstellung "Greatest Hits: Back To The Start" (2005), dem DVD-Rundumschlag Arsenal Of Megadeth (2006) und der umfangreichen Box "Warchest" (2007) erscheint jetzt unter dem Titel "Anthology - Set The World Afire" eine weitere Zusammenstellung im Doppel-CD-Format. Und so kommen auf zwei Studioalben ( The System Has Failed (2004), "United Abominations" (2007)) in den letzten Jahren gleich vier Compilations (Live-Alben nicht mit eingerechnet). Das ist schon ein starkes Stück, das 'Megadave' Mustaine erst mal jemand nachmachen muss...
Da aber sowohl "Arsenal Of Megadeth" als auch "Warchest" durch ihre Inhalts-Fülle ein wenig außer Konkurrenz stehen, ist es hauptsächlich interessant zu erfahren, wie sich die mir vorliegende Doppel-CD und "Greatest Hits: Back To The Start" unterscheiden. Denn natürlich ist auch "Anthology - Set The World Afire" eine lupenreine Best-Of-Ansammlung, selbst wenn sie diesen Namen nicht explizit trägt. Daher ist es keine Überraschung, dass sich bei diesem Abgleich herausstellt, dass sich quasi alle schon auf "Greatest Hits: ..." enthaltenen Songs auch auf "Anthology - ..." wiederfinden (sieht man mal von leichten Abweichungen in Form einer Live-Version von "Symphony Of Destruction" hier bzw. des 2002er Remixes von "Mechanix" dort ab).
Somit ist also der Grundstock des Materials gleich. Fairerweise muss aber angemerkt werden, dass man bei Megadeth auch nicht um Klassiker wie "Peace Sells", "Hangar 18", "A Tout Le Monde" oder "Foreclosure Of A Dream" herumkommt. Daher ist diese Übereinstimmung unvermeidbar, will man den Backkatalog von Megadeth denn adäquat abbilden. Das Schöne an "Anthology - ..." ist, dass man hier zwei prallgefüllte Silberlinge mit insgesamt 35 Songs vorliegen hat. Was die Quantität angeht, ist also schon mal geklotzt und nicht gekleckert worden. Schade ist dagegen allerdings, dass sich mit Ausnahme einer bislang unveröffentlichten Demo-Version von "High Speed Dirt" zumindest für echte Fans keine Kaufanreize bieten. Und es sei mal dahingestellt, ob man dieses Demo wirklich braucht... Somit kann also schon an dieser Stelle festgehalten werden, dass sich diese zwei Scheiben eher für Neueinsteiger bzw. für Gelegenheitshörer eignen, die sich die ultimative "Warchest"-Box nicht leisten können oder wollen.
Denn abgesehen von der langen Spielzeit bietet "Anthology - ..." nur wenig spannendes: Das Coverartwork sieht ziemlich billig aus, das Booklet ist mit vier Bandfotos sowie den Tracklisten der beiden CDs mehr als spartanisch gestaltet. Was die Songauswahl anbetrifft, so hat man sich im Wesentlichen auf den vor vier Jahren erschienenen, remasterten Backkatalog konzentriert (mit dem "Crown Of Worms"-Demo ist sogar einer der damaligen Bonus-Tracks vertreten), diese Auswahl allerdings mit kleinen Appetithappen angereichert: So gibt es neben Live-Versionen ("Reckoning Day" (Phoenix, 1997), "Symphony Of Destruction", "Peace Sells" (beide San Francisco, 1992)) z.B. auch ein paar Schmankerl von der 1995er "Hidden Treasures"-Compilation ("Go To Hell", "Breakpoint", "Angry Again") und den "Duke Nukem"-Beitrag "New World Order" zu hören. Das alles ist zwar kein wirklich unbekanntes Liedgut, wertet "Anthology - ..." unterm Strich aber ein gutes Stück auf. Dass man dabei im Großen und Ganzen chronologisch vorgeht und sich nicht nur auf Single-Auskopplungen beschränkt, ist außerdem positiv. Und dass die neuesten Studioalben alle unberücksichtigt bleiben, diese Compilation also mit dem Jahr 2000 endet, ist auch zu verschmerzen. Die fetten Jahre von Dave Mustaine und seiner ewig wechselnden Mannschaft sind hier nämlich zweifelsohne abgedeckt.
Fazit: "Anthology - Set The World Afire" bietet zwar einen sehr guten Überblick über die erfolgreichsten Schaffensphasen von Megadeth, kann durch das fast ausschließlich bekannte Material aber nicht auf ganzer Linie punkten. Daher dürfen beinharte Anhänger über diese Scheibe guten Gewissens hinweg sehen, haben sie doch quasi ohnehin jeden der Songs schon in irgendeiner Form im heimischen Plattenschrank stehen. Für Leute aber, die sich bisher noch nicht so richtig mit Megadeth beschäftigt haben, können diese zwei Silberscheiben eine lohnende Investition darstellen, bekommt man hier doch viel wichtiges Mega-Material auf einmal geboten. Trotzdem bleibt festzuhalten, dass, wer das Geld hat, doch bitte gleich zu "Warchest" greifen sollte...
Anmerkung: Mittlerweile hat Chris Broderick (u.a. Nevermore, Jag Panzer) Glen Drover an den sechs Saiten ersetzt. Nachfolgend habe ich allerdings genau die im Booklet genannte Besetzung aufgeführt.
Line-up:
Dave Mustaine (vocals, lead & rhythm guitars (1983 - present))
Glen Drover (guitars, background vocals (2005 - present))
James LoMenzo (bass guitar, background vocals (2006 - present))
Shawn Drover (drums, background vocals (2005 - present))
Al Pitrelli (lead & rhythm guitars (2000-2002))
Marty Friedman (lead & rhythm guitars (1990-1999))
Jeff Young (lead & rhythm guitars (1988))
Chris Poland (lead & rhythm guitars (1984-1987, 2004))
James MacDonough (bass guitar (2004-2006))
Jimmie Lee Sloas (bass guitar (2004))
David Ellefson (bass guitar, background vocals (1983-2002))
Vinnie Colaiuta (drums (2004))
Jimmy DeGrasso (drums (1998-2002))
Nick Menza (drums, background vocals (1989-1998))
Chuck Behler (drums (1988))
Gar Samuelson (drums (1984-1987))
Tracklist |
CD 1:
01:Mechanix (4:21)
02:Rattlehead (3:40)
03:Peace Sells (4:01)
04:Wake Up Dead (3:38)
05:Devil's Island (5:05)
06:Anarchy In The UK (3:01)
07:Set The World Afire (5:48)
08:Into The Lungs Of Hell (3:23)
09:In My Darkest Hour (6:26)
10:Holy Wars…The Punishment Due (6:31)
11:Tornado Of Souls (5:19)
12:Hangar 18 (5:12)
13:Take No Prisoners (3:27)
14:Go To Hell (4:35)
15:Sweating Bullets (5:27)
16:Crown Of Worms [Demo Version] (3:18)
17:High Speed Dirt (4:47) [Demo Version, Prev. Unreleased]
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CD 2:
01:Skin O' My Teeth (3:15)
02:Ashes In Your Mouth (6:05)
03:Breakpoint (3:27)
04:Angry Again (3:47)
05:Train Of Consequences (3:31)
06:Reckoning Day [Live] (4:02)
07:A Tout Le Monde (4:22)
08:The Killing Road (3:51)
09:New World Order (3:48)
10:Trust (5:10)
11:She-Wolf (3:38)
12:Insomnia (4:16)
13:Prince Of Darkness (6:27)
14:Kill The King (3:43)
15:Dread And The Fugitive Mind (4:23)
16:Foreclosure Of A Dream (4:22)
17:Symphony Of Destruction [Live, Prev. Unreleased In The U.S.] (3:50)
18:Peace Sells [Live] (4:16)
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Externe Links:
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