In der Rockwelt ist definitiv Platz für einen Typen wie mich!
Monroe Wir plauderten mit der Glam-Ikone Michael Monroe über sein brandneues Album Sensory Overdrive und wühlten bei dieser Gelegenheit auch gleich etwas in seiner bewegten Vergangenheit. Leider war der Sänger insgesamt ziemlich desinteressiert und kurz angebunden ...


Interview vom 17.03.2011


Moritz Alves
RockTimes: Hallo Michael, danke, dass du dir die Zeit nimmst und die folgenden Fragen beantwortest! Und natürlich Glückwünsche zu deinem Arsch tretenden neuen Album "Sensory Overdrive"!
Michael Monroe: Danke!
RockTimes: Um zuerst mal einen Eindruck zu bekommen: Wo bist du gerade und was hast du vor? Gibt es irgendwelche Pläne, die es wert sind, hier erwähnt zu werden?
Michael Monroe: Ich bin momentan in Finnland. Diese Woche probe ich mit meiner Band für die anstehende Tour, drehe zwei Videos und spiele einige Akustik-Shows zu verschiedenen Anlässen in Helsinki.
RockTimes: Dann lass uns sofort auf dein neues Album zu sprechen kommen! Es ist großartig, ich mag den deutlichen Punk Rock-Vibe. Wie kommt's, dass du und deine Band heute so hart klingt?
Michael Monroe: Danke, ich freue mich, dass du es magst! Ich mag einen härteren Sound und wir alle haben diesen ziemlich punkigen Vibe.
RockTimes: Eine Sache, die mir auffällt ist, dass du nur sehr wenig Saxofon auf dem Album eingesetzt hast. Weshalb hast du dieses Trademark dieses Mal so sehr reduziert?
Michael Monroe: Es gab einfach nicht genügend Songs auf dem Album, bei denen das Saxofon gepasst hätte.
RockTimes: Bitte gib unseren Lesern ein paar allgemeine Infos zum Album! Weshalb hast du den Titel "Sensory Overdrive" gewählt? Und wie kann er mit dem Artwork und dem musikalischen Inhalt kombiniert werden?
Michael Monroe: Sami Yaffa [von 1980-85 Bassist der Hanoi Rocks und zurzeit auch bei den New York Dolls am Tieftöner - Anm. d. Verf.] schlug den Titel vor, ich fand ihn für das Album perfekt und dachte, er würde besonders gut zum Coverartwork passen. Es ist eine ziemliche "A Clockwork Orange"-Sache.
RockTimes: Wer spielt heute in deiner Band? Sind es dieselben Leute, mit denen du an "Watcha Want" vor acht Jahren gearbeitet hast? Und haben sie zum Songwriting beigetragen?
Michael Monroe: Nein, ich habe Sami Yaffa am Bass, Steve Conte [hat u.a. auch schon bei den New York Dolls gespielt - Anm. d. Verf.] und Ginger [The Wildhearts-Mastermind - Anm. d. Verf.] an den Gitarren und Karl Rockfist [schwedisches Drum-Urgestein, das u.a. schon mit Sorg, Steel Prophet, Danzig und The Chelsea Smiles gespielt hat - Anm. d. Verf.] am Schlagzeug. Ja, wir haben die Songs zusammen geschrieben.
RockTimes: Habt ihr dieses Mal irgendwelche Coverversionen aufgenommen?
Michael Monroe: Nein. Alle Songs sind Originale.
RockTimes: Gibt es sonst etwas, das über den kreativen Prozess von "Sensory Overdrive" erwähnenswert wäre?
Michael Monroe: Es wurde in Los Angeles aufgenommen, wurde von Jack Douglas [u.a. Aerosmith, John Lennon - Anm. d. Verf.] produziert, wurde gemischt und gemastert von Petri Majuri in den Seawolf Studios in Helsinki.
RockTimes: Können wir eine Tour im Zusammenhang mit deinem neuen Album erwarten? Wann kommst du auf deutsche Bühnen zurück?
Michael Monroe: Wir werden das Album so viel wie möglich betouren. Wir möchten unbedingt auch so schnell wie möglich in Deutschland spielen und arbeiten gerade daran.
RockTimes: Einfach um dich ein wenig zu provozieren: Was würdest du antworten wenn jemand sagte, dass "Sensory Overdrive" genauso gut ein Hanoi Rocks-Album hätte sein können und dass man keine Sound-Unterschiede zu deiner alten Band hören könnte?
Michael Monroe: Ich würde raten, dass sie ihre Ohren untersuchen lassen sollten… oder was dazwischen liegt! (lacht)
RockTimes: Lass uns nun für einige Fragen zu den Hanoi Rocks kommen. Wie siehst du die letzten Jahre mit der Band heute? Ich meine die 'wiedergeborenen' Hanoi Rocks nach der Reunion 2002?
Michael Monroe: Ich finde, wir haben drei gute Alben mit der Band gemacht und es war wichtig zu sehen, was wir zu der Zeit erreichen konnten. Es war ein guter Abschluss für Hanoi und ich bin froh, dass wir die Band intakt auflösen konnten.
RockTimes: Wie ist dein Verhältnis zu den Ex-Mitgliedern von Hanoi Rocks heute, insbesondere zu Andy McCoy? Seid ihr noch immer befreundet und in Kontakt?
Michael Monroe: Wir stehen nicht mehr so sehr in Kontakt, weil wir heutzutage beide unser eigenes Ding machen. Ich habe etwas Mundharmonika auf Conny Blooms und A.C. Christells [Hanoi Rocks-Gitarrist bzw. -Bassist von 2004 bis zum Split - Anm. d. Verf.] neuem Electric Boys-Album gespielt. Der Song wird auf der japanischen Version als Bonustrack zu finden sein.
RockTimes: Bist du immer noch der Meinung, dass die Auflösung 2008 notwendig war?
Michael Monroe: Ja. Wir hatten es mit der Band so weit wie möglich gebracht und es war Zeit, Schluss zu machen.
RockTimes: Auf dem Hanoi Rocks-Album "Twelve Shots On The Rocks" sagtest du: »Radio and MTV, you need people like me!« Ist diese coole Aussage noch immer wahr? Findest du, dass es zu wenig echte, relevante Rockstars (wie dich) heutzutage gibt?
Michael Monroe: Ich weiß nicht wie es anderen geht, aber ich glaube, dass in der Rockwelt definitiv Platz ist für einen Typen wie mich.
RockTimes: Was denkst du über das heutige Musikfernsehen und Radio?
Michael Monroe: Ich höre nicht genug Radio oder schaue MTV um das beantworten zu können.
RockTimes: Was ist deine Meinung zu Online-Musikmedien wie RockTimes?
Michael Monroe: Es tut mir leid, damit kenne ich mich nicht aus.
RockTimes: Kommen wir auf das momentane Sleaze/Glam-Revival zu sprechen, das zurzeit besonders in Skandinavien stattfindet: Was ist deine Meinung dazu? Wie siehst du das Ganze?
Michael Monroe: Passiert so etwas gerade? Ich war mir dessen nicht bewusst. Offensichtlich weiß ich zu wenig darüber um das zu kommentieren. Tut mir leid!
RockTimes: Wie schätzt du deinen Status und Einfluss auf die heutige Szene ein?
Michael Monroe: Es ist schwer für mich, das einzuschätzen. Ich finde, das ist dein Job.
RockTimes: Was ist deine Meinung zu Bands der Los Angeles-Sleaze/Glam-Szene, die heute immer noch ziemlich aktiv sind? Mötley Crüe und Poison zum Beispiel.
Michael Monroe: Dazu habe ich keine Meinung.
RockTimes: Ich nehme an, dass du die neuesten Zwischenfälle mit Crüe-Sänger Vince Neil verfolgt hast, der wegen Trunkenheit am Steuer festgenommen und für den Verstoß mild verurteilt worden ist. Was denkst du über dieses Thema, insbesondere wenn du berücksichtigst, dass er es war, der 1984 für den Tod eures Schlagzeugers Razzle verantwortlich war - weil Vince damals auch besoffen fuhr?
Michael Monroe: Ich bin mir solcher Zwischenfälle nicht bewusst und kann sie deshalb nicht kommentieren. Überhaupt möchte ich das ganze Thema lieber nicht kommentieren.
RockTimes: Wenn du an Bret Michaels' (Poison-Frontmann) Reality-Shows wie "Rock Of Love" denkst, was ist deine Meinung dazu?
Michael Monroe: Ich habe sie nicht gesehen, sondern nur davon gehört.
RockTimes: Natürlich sollten wir das Guns N' Roses-Thema auch abdecken. Findest du, dass Axl Rose mit der kompletten Neugestaltung seiner Band das Richtige getan hat?
Michael Monroe: Das geht mich wirklich nichts an, bei allem nötigen Respekt.
RockTimes: Hast du dir denn "Chinese Democracy" angehört? Was denkst du über das Album?
Michael Monroe: Ich hab es nicht genug gehört, um eine Meinung bilden zu können.
RockTimes: Stehst du mit Axl Rose, Slash (Original-Lead Gitarrist) oder irgendwem von der klassischen GN'R-Besetzung noch in Kontakt?
Michael Monroe: Ich habe noch Kontakt zu Slash und Duff [McKagan, Original-Bassist - Anm. d. Verf.]. Von Axl habe ich schon eine Weile nichts mehr gehört.
RockTimes: In den frühen Neunzigern hast du zweimal mit GN'R zusammengearbeitet. Auf "Bad Obsession" und dem Dead Boys-Cover "Ain't It Fun" kann man hervorragende Beiträge von dir hören. Kannst du dich noch an die Umstände erinnern? Und was denkst du von diesen Songs und der Zusammenarbeit heute?
Michael Monroe: Das war eine coole, spaßige Erfahrung. Besonders "Ain't It Fun" war das perfekte Tribut an den großartigen Stiv Bators [Dead Boys-Frontmann, 1949-1990 - Anm. d. Verf.].
RockTimes: Lass uns über Velvet Revolver sprechen: Diese Typen suchen nun schon eine ganze Weile nach einem Ersatz für Scott Weiland. Hättest du Interesse an dem Job? Ich denke, es würde sehr gut passen - sowohl deine Performance-Fähigkeiten als auch dein kreativer Input würden die Band aufwerten.
Michael Monroe: Sie haben mich nicht gefragt.
RockTimes: Mit deinen alten Nebenprojekten Jerusalem Slim und Demolition 23 hast du 1992 und 1994 zwei Alben aufgenommen. Beides waren sehr aufregende Bands, finde ich. Hast du nie daran gedacht, eines dieser Projekte nach dem Ende von Hanoi Rocks 2008 wiederzubeleben? Glaubst du, irgendein Revival könnte in der Zukunft passieren?
Michael Monroe: Demolition 23 war eine großartige Band. Jedoch hat meine neue Band mit Sami Yaffa und den anderen die besten Zutaten von Demolition 23, meinem anderen Solo-Material und dem originalen Hanoi-Zeug.
RockTimes: Wie sieht dein Verhältnis zu Steve Stevens (spielte mit Monroe zusammen bei Jerusalem Slim) heute aus?
Michael Monroe: In fast 20 Jahren habe ich ihn weder gesehen noch von ihm gehört.
RockTimes: Wenn du zurück blickst, wie siehst du deine Soloalben? Gibt es etwas, das du verändern würdest, wenn du könntest? Würdest du Axl Rose jemals wieder um seinen Gastgesang bitten, nachdem er dich damals auf "Dead, Jail Or Rock'n'Roll" (Track vom 1989er Album "Not Fakin' It") begleitet hat?
Michael Monroe: Ich denke ich habe einige ziemlich gute Alben während meiner Solokarriere gemacht. Wenn Axl mich in Zukunft bei irgendwelchem Zeug begleiten möchte, würde ich wahrscheinlich nicht nein sagen.
RockTimes: Okay, Michael, ich denke, wir sind mit dem Interview nun fertig. Danke nochmals, dass du dir die Zeit für all diese Fragen genommen hast und tief in deiner Vergangenheit und deinem jetzigen Leben gewühlt hast. Natürlich gehören die letzten Worte dir! Teile uns alles mit, was du möchtest!
Michael Monroe: Ich möchte einfach dir und meinen Fans für all die Unterstützung danken und hoffe, wir sehen uns bald auf meiner Tour in Deutschland! Love, Peace & Rock'n'Roll!
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