Wer sich The Mighty Stef nennt, hat sicher keine Minderwertigkeitsprobleme.
Kollege Moritz hatte ihn uns im letzten Jahr vorgestellt und an 100 Midnights
seinen Spaß. Stefan Murphy aus Dublin trägt dick auf und dafür hat er gute Argumente. Er bezeichnet sich selbst als ambitionierter Singer/Songwriter, präsentiert sich jedoch eher als kraft- und saftvoller Rocker. Zu Jahresbeginn hat er den Nachfolger "TMS And The Baptists" auf dem deutschen Tonetoaster-Label herausgebracht, aufgenommen wurde er in nur zwei Tagen in Berlin. Mit dabei als Produzent war Tom Schwoll von Extrabreit und den Skeptikern. Nach den Heimatgewässern und Ausflügen ins Resteuropa hat sich Mucki-Stefan nun auch den germanischen Markt verstärkt vorgenommen. Bereits im Frühjahr war er hier auf Tour und im August wird er wieder live bei uns zu sehen sein. Ob die Baptists, die sich aus der Band Humanizi rekrutieren, die Begleitcombo stellen, ist mir nicht bekannt.
Den musikalischen Background der Grünen Insel höre ich nicht unbedingt heraus, aber dass Ex- Pogues-Manager Frank Murray (war auch für Thin Lizzy tätig) bei ihm die Strippen zieht, macht sich schon bemerkbar. Die Richtung ist damit klar: Es geht feuchtfröhlich bis mörderisch zu, die Songtitel sind entsprechend. Stef hat die richtige Saufstimme für diese Art von Songs, das klingt richtig schön nach verräucherter Kneipe. Neun neue Stücke wie wir sie lieben, fast alle im Mitgröhlformat - dicke Empfehlung, den Stef und seine Männer mal live anzutesten! "John The Baptist (Part I)" rockt da gleich kräftig los und mit "We Want Blood" kommt DER Ohrwurm des Albums zum Mitschunkeln gleich hinterdrein. Dass so einer erstklassig Balladen singen kann, ist klar und die erste folgt mit "Blood And Whiskey". Klingt mit schwerer Zunge deutlich nach Cowboyland. Zur Quetsche kreischt eine heftig angezerrte E-Klampfe. Das flotte "Georgia Girl" passt da gut dazu, allerdings wird nun langsam deutlich, dass diese Röhre ihre Grenzen hat.
"Hollywood", ebenfalls auf 'retro' getrimmt, wird zunehmend (gewollt) schnulzig, auch als Klamauk nicht so mein Ding. Teil II von "John The Baptist" ist keine direkte Fortsetzung von 'I', aber die nächste schöne akustische Ballade. Die Kopf-ab-Geschichte wird nach Texas verlegt und da ist bekanntlich der Boden auch richtig blutgetränkt. Im Calexico-Stil geht's mit "Social Science" weiter. Die schöne Stimmung wird dann allerdings von der völlig verhunzten Tränendrüsennummer "Jeffrey Lee Pierce" zerstört. Mit "The Harbour Song" macht 'Mr. Mächtig' schwer auf Tom Waits, für sich nicht schlecht, aber das kann der auch wesentlich besser.
Fazit: Kein Album aus einem Guss, die neun Titel halten die anfängliche Qualität nicht ganz durch, aber Zweidrittel sind sehr hörenswert für alle, die es deftig mögen. Wie gesagt, The Mighty Stef ist einer, den man live hören muss!
Line-up:
Stefan Murphy (vocals, guitars)
Gary Lonergan (bass)
Colm Rutledge (guitars, vocals)
Shaun Mulrooney (guitar, Hammond organ, pedal steel, mandolin, vocals)
Brian Gallagher (drums, organ, piano, harmonium, Glockenspiel, vocals)
Tracklist |
01:John The Baptist (Part 1)
02:We Want Blood
03:Blood And Whiskey
04:Georgia Girl
05:Hollywood
06:John The Baptist (part 2)
07:Social Science
08:Jeffrey Lee
09:Harbour Song
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