Über den Importweg ist das letzte Studioalbum "Chance & Circumstance" von den in Raleigh (im US-Bundesstaat North Carolina) ansässigen Milagro Saints bereits seit gut zwei Jahren erhältlich, wurde aber nun im Sog der allerneuesten Aufnahme Mighty Road Songs... noch einmal neu aufgelegt und durch den schwedischen Vertrieb Hemifrån zugänglich gemacht. Das Debüt ("Midnight America") der Amerikaner erschien bereits 2001 und im Lauf der Jahre ließ das Sextett noch fünf weitere Platten folgen, bis es dann an die Aufnahmen zu dem mir jetzt vorliegenden Silberling ging.
Auf die Geschichte der Band ist Ulli in seinem Review ja bereits kurz eingegangen, sodass wir uns gleich den vorliegenden elf Songs (plus Intro und Outro) widmen können. Wenn mein geschätzter Kollege von der 'Quirligkeit' der Band schreibt, dann kann ich das nur unterstreichen. Quirligkeit und ein über allem schwebender Jam-Charakter begleitet sämtliche Tracks. Ein sehr gutes Beispiel dafür ist der "Morning Song", bei dem die Band swingt wie etwa The Grateful Dead zu ihren guten Zeiten. Klasse, wie sich die Instrumente (speziell die Gitarren und die Hammond) hier ineinander verzahnen, sich gegenseitig aus der Hand fressen und anfeuern.
In genau dieselbe Kerbe haut auch "Don't Give Up", das musikalisch - trotz den im Text angesprochenen Problemen - federleicht rockend daher kommt. Nun ist diese Nummer mit über sieben Minuten Spielzeit ja nicht gerade kurz ausgefallen, hätte aber auch locker zu einem über zwanzigminütigen Jam ausgebaut werden können. Es würde mich auch nicht wundern, wenn die jeweiligen Songs auf den Konzerten der Milagro Saints nochmal deutlich länger ausgespielt werden würden. Das Intro besteht aus einer gerade mal halbminütigen Mundharmonika-Einlage von Lee Kirby, der sich mit dem losgelösten "Free" der erste kleine Hit der Scheibe anschließt.
Dass ich weiter oben bereits die Grateful Dead erwähnt habe, kommt dann auch nicht von ungefähr. Man hat durchgehend das Gefühl, es hier mit einer organisch gewachsenen Einheit statt mit einer guten Handvoll an Individualisten zu tun zu haben. Da greift ein Rädchen ins andere und die kompletten knapp fünfzig Minuten wirken wie aus einem Guss, im Prinzip wie ein großes Ganzes. Zwar dominieren grundsätzlich die Gitarren den Gesamtsound der Band, aber auch der Tastenmann Lee Kirby weiß sich immer wieder sehr originell und variabel in Szene zu setzen. Sei es an der Hammond, am Piano oder weiteren Instrumenten, der Mann sticht heraus.
Komponiert wurden dagegen sämtliche Stücke vom Sänger (und Gitarristen) S.D. Ineson im Alleingang. Auch die mittlerweile nicht mehr der Band angehörende Mitgründerin Joyee Bowden stattete den Jungs im Studio einen Besuch ab und ließ zur Feier des Anlasses gleich noch mal die Klasse hinsichtlich ihrer gesanglichen Fähigkeiten aufblitzen. Der zweite Track, der die Siebenminuten-Schallmauer durchbricht, ist "Other Side Of The River", das zwar etwas schwermütig und von Fernweh getragen seine Kreise zieht, dabei aber sehr viel Zuversicht und Hoffnung versprüht.
Die Milagro Saints haben sich ihren nicht weg zu diskutierenden Platz in der aktuellen Americana- und Roots Rock-Szene zweifelsfrei zu Recht erspielt. Nur ein Beleg dafür ist diese Scheibe "Chance & Circumstance", der hoffentlich schon sehr bald brandneues selbstkomponiertes Material in Form eines Albums folgen wird. Stücke wie "Midnight Flame", "Evangelyne", "These Things (About You)" oder die bereits weiter oben erwähnten sprechen für sich. Und das mit einer ganz deutlichen Sprache.
Schön wäre außerdem noch, wenn sich die Band auch mal in unseren Breitengraden auf der Bühne präsentieren würde, denn diese Songs (und Musiker) bergen ein Riesenpotential, ein wahres Jam-Feuerwerk stattfinden zu lassen.
Line-up:
Lee Kirby (Hammond organ, piano, harmonica, melodica, accordion)
S.D. Ineson (acoustic guitars, lead vocals)
Smitty (lap steel, Dobro)
Rusty May (drums)
Roberto Morales (electric guitars, mandolin, 12-string rhythm guitar)
Steve Samosky (bass)
With:
Jick wins-Low (drums - #4,5,10,12, bass - #4,5,10, trombone - #7, electric guitar - #2,10, fiddle - #12, additional piano - #6, additional mandolin - #10)
David Kaminski (bass - #12)
Joyee Bowden (additional vocals)
Tracklist |
01:Intro
02:Free
03:Morning Song
04:Gonna Rain Again
05:Evangelyne
06:These Things (About You)
07:Don't Give It Up
08:Pennsylvania Rose
09:Midnight Flame
10:Ghost
11:Golden Day
12:Other Side Of The River
13:Outro
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