Mit "Pulse For A Graveheart" präsentieren die Italiener von
Mind Key den Nachfolger ihres 2004er-Debütalbums "Journey Of A Rough Diamond". Lange hat's gedauert; zwischenzeitlich sammelte man viel Live-Erfahrung, unter anderem beim Prog Power Europe und sogar im Schlepptau von Branchenprimus
Dream Theater. Probleme gab es mit dem Job des Leadsängers.
Mark Basile, der Sänger der ersten Scheibe, hatte sich rasch verabschiedet; zwischenzeitlich hatte man mit
Giorgio Adamo die DVD
Habemus Poland mitgeschnitten; und nun ist (nach einem vorherigen Intermezzo schon zum zweiten Mal)
Elio Fierro die Stimme der Band. Man kann nur hoffen, dass es dabei bleibt - der Mann ist klasse!
Seine leicht angeraute Stimme erinnert an
Jorn Lande - und damit ist
Elio Fierro eigentlich nicht der typische (Prog) Metal-Sänger. Aber
Mind Key machen auch keinen typischen Prog Metal. Die Stücke sind kompakt und übersichtlich und haben nicht nur im straighten Aufbau, sondern auch im Stil der Gitarren-Riffs und im Klang der Keyboards einen klaren Melodic (Hard) Rock-Anstrich. Am ehesten wird das deutlich bei "Crusted Memories", das glatt als mittelharte
Whitesnake-Halbballade durchgehen würde. Aber auch sonst gibt es wunderbar melodisch-harten Stoff für Liebhaber von Bands und Projekten wie
Allen/Lande,
Shadowland oder den modernen
Europe.
Der Prog-Faktor spielt dabei aber auch immer eine Rolle: Messerscharfe Breaks, Rhythmus-Spielereien wie zum Beispiel Triolen, beanstandungslose High-Speed-Parallelläufe und das Keyboard als Solo-Instrument sowie als Mit-Träger von Spannung und Melodie machen auch die geradlinigsten Heavy-Rocker zu kleinen Schmacht-Häppchen für Kompliziert-Denker. Eben dies sowie die warmen Keyboard-Atmosphären und die noblen, nicht-alltäglichen Melodien erinnern auf der Schwelle von Hard Rock zu Prog Metal immer wieder an Bands wie
Sun Caged oder
Mind's Eye; der zarte epische Touch hier und da an Gruppen wie
Serenity. Ein melodischer Überflieger ist "Eye Of A Stranger" - einfach traumhaft! In besonders Metal-lastigen, düster groovenden Momenten können auch mal
Symphony X oder
Evergrey als Vergleich herangezogen werden.
Vertrackt und
Dream Theater-lastig geht es bei dem auf 6:40 Minuten gestreckten "Graveheart" zu. Dagegen schielt das mehr als neun Minuten lange "Now Until Forever" so ganz und gar nicht in Richtung Prog Metal, sondern bietet eine kaum beschreibbare, aber erstaunlich kurzweilige Aneinanderreihung von Double-Bass-Metal, glitzerndem 80er-Jahre-AOR, und technisch wie rhythmisch unheimlich ausgebufftem
Toto-Material zwischen treibendem Hard Rock, Fusion und Jazz-Einschüben. So manches auftauchende Riff ist so sehr '
Toto', dass man gar eine direkte Hommage an
Lukather & Co. vermuten darf.
Alles in allem bieten
Mind Key einen hochinteressanten Stilmix - "Pulse For A Graveheart" ist druckvoll und zugleich emotionsbeladen produziert, steckt voller eingängiger, aber keinesfalls einfacher Stücke, getoppt von ein paar Longtracks, die wirklich Klasse haben. Und die Verschmelzung der diversen Stilrichtungen wird noch mal richtig deutlich beim Blick auf die Liste der musikalischen Gäste, die auf je einem Song der Platte mitwirken: Sänger
Tom Englund, Gitarrist
Reb Beach und Keyboarder
Derek Sherinian.