Mirror Of Deception / A Smouldering Fire
A Smouldering Fire Spielzeit: 57:07
Medium: CD
Label: Cyclone Empire, 2010
Stil: (unorthodox) Doom Metal

Review vom 17.10.2010


Andrea Groh
Mirror Of Deception wurden 1990 in Esslingen (in der Nähe von Stuttgart) gegründet und sind somit eine der dienstältesten Doom-Formationen (neben Dawn Of Winter), vielleicht sogar DIE 'Vorzeigeband' jener Sparte in Deutschland, welche allerdings jahrelang hauptsächlich im Untergrund aktiv war, was ebenfalls für Mirror Of Deception zutrifft. Es gab in den 90ern fast nur Demo-Veröffentlichungen: 1993, 1994, 1996, 1998 und die EP "Veil Of Lead", 1997.
Erst die Jahrtausendwende brachte eine Veränderung, die Doom Szene erhielt mehr Aufmerksamkeit, wozu sicher auch die Artikel beitrugen, die Jochen Fopp in Fanzines darüber schrieb. Auch ich wurde so auf ihn aufmerksam, und als ich erfuhr, dass er zudem Gitarrist in einer Band ist, nämlich Mirror Of Deception, wollte (musste!) ich selbstverständlich gleich das Debüt von 2001, "Mirrorsoil", haben und danach die Zusammenstellung "Past & Present", die auch Songs aus den 90ern enthielt.
2003 folgte die EP "Conversion" und eine Sensation: Jochen hatte zusammen mit Frank von Well Of Souls und dem Betreiber der Crailsheimer Eiche die Idee zu einem reinen Doom Metal-Festival, auf dem natürlich auch diese beiden Bands spielten. Das Doom Shall Rise war geboren und sollte zu einer festen Einrichtung werden, allerdings in der etwas größeren Chapel in Göppingen.
Trotz der Organisation des Festivals ging es auch mit Mirror Of Deception weiter: Es folgten "Foregone" (2004) und "Shards" (2006). Dann zwei Split-LPs: 2008 mit Tefra und 2009 mit Garden Of Worm.
Diese überbrückten die Zeit bis zur 'richtigen' neuen Veröffentlichung, die nun 2010 herauskommt und sich "A Smouldering Fire" nennt, was sowohl die Beständigkeit der Band als auch der Doom-Szene an sich symbolisieren soll.
In der Erstauflage erscheint diese mit einer (mir leider nicht vorliegenden) 20 Jahre Jubiläum Bonus-CD, auf der sich Neueinspielungen alter Songs und bisher nicht auf CD veröffentlichte Tracks befinden, z.B. einige von den oben erwähnten Split-LPs. Die Titelliste klingt daher vielversprechend.
Kommen wir nach der Vorgeschichte nun zur Musik (wem das zu lang gedauert hat, ist wahrscheinlich kein Doomer, denn im Doom sollte man es nicht zu eilig haben ...). Mirror Of Deception-Fans werden blind zugreifen und das können sie auch, denn es hat sich nichts Grundlegendes geändert. Es sind höchstens feine kleine Facetten hinzugekommen, die das Spektrum erweitern.
Für alle anderen: Die Band selbst bezeichnet ihre Musik als 'unorthodox Doom Metal', was dann die Frage aufwirft, was denn orthodoxer Doom Metal ist. Ich nehme an, damit ist das gemeint, was andere 'traditionellen' Doom nennen. Der ist natürlich auch hier die Basis, dennoch ist das Lobenswerte an Mirror Of Deception, dass sie weder genau in eine der bekannten Doom-Schubladen passen, noch wie eine andere Band klingen und damit eine gewisse Eigenständigkeit vorweisen können.
Typische Doom-Elemente treffen auf 80er-Jahre-Kauzigkeit, Melancholie steht neben kantigen rauen Gitarren, die teilweise schon fast aggressiv wirken. Als Gegenpart wird teilweise zweistimmiger Gesang eingesetzt, der seinen eigenen, meist spröden Charme hat. Das Tempo ist überwiegend schleppend, doch nicht ganz kurz vorm Einschlafen, wird aber auch mal angezogen oder ganz ruhige Parts eingebaut.
Obwohl Jochen einmal sagte, Doom sei für viele langweilig, ist das Songwriting doch (im gewissen Rahmen) abwechslungsreich und interessant gestaltet. Es gibt auch wieder einen deutschen Song ("Lauernder Schmerz") auf "A Smouldering Fire".
Fazit: Mirror Of Deception untermauern und bestätigen hiermit den Status, den sie innerhalb der deutschen Doom-Szene innehaben. Es gibt keine großen Überraschungen (was sicher auch niemand haben wollte), dennoch feine Details, die zu entdecken sich lohnen und natürlich: Doom vom Feinsten, der die Erwartungen erfüllt und teilweise sogar übertrifft.
Wovon sich die Fans auch live überzeugen können, wenn das neue (und alte) Material auf dem Hammer Of Doom 4 am 23.10. in Würzburg präsentiert wird.
Line-up:
Michael S. (Gesang, Gitarre)
Jochen F. (Gitarre)
Andreas T. (Bass)
Jochen M. (Gesang, Schlagzeug)
Tracklist
01:Isle Of Horror (4:09)
02:The Riven Tree (4:59)
03:Heroes Of The Atom Age (1:14)
04:Bellwethers In Mist (6:38)
05:Unforeseen (6:02)
06:December (1:00)
07:Lauernder Schmerz (5:44)
08:Walking Through The Clouds (6:00)
09:Leguano (0:59)
10:Sojourner (7:54)
11:The Flood And The Horses (5:01)
12:Voyage Obsure (7:27)

Bonus CD "The First 2 Decades"
01:Der Student von Ulm (von der Split 12" m. Garden Of Worm)
02:The Falls (Hick Hubins Loundess War Remix)
03:Ode (Bathory Cover von der Split 12" m. Garden Of Worm)
04:Yearn (vom unveröffentlichten August 2000 Demo)
05:Leaves (vom unveröffentlichten August 2000 Demo)
06:One Mind (Saint Vitus Cover vom unveröffentlichten August 2000 Demo)
07:Katharsis (von der Split 7" mit Tefra)
08:Mirrorsoil 2010 (neue Version eines Demo Songs vom August 2000 Demo)
09:Chapter MMX (neue Version eines Demo Songs von 1994)
10:(We Are) Mirror Of Deception (neue Version des ersten Songs von 1990)
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