RockTimes: Zunächst einmal vielen Dank dafür, dass ihr euch die Zeit zur Beantwortung meiner Fragen nehmt.
Euer neues Album Holy Shit ist ja seit ein paar Wochen im Handel. Was für Reaktionen haben euch bislang erreicht?
Chris M.: Bisher fallen die Reaktionen positiv aus, sowohl von der Fachpresse, als auch von den Fans.
Butcher: Bei mir waren da im persönlichen Bereich vom meist nicht allzu sachlichen Publikum auch schon einige recht unverschämte Bemerkungen dabei, so in die Richtung »Solch ein song- und soundtechnisch gelungenes Album auf diesem Niveau hätten wir euch gar nicht zugetraut.« Sowas find ich ganz schön frech… hihihi… Gott sei Dank mögen es aber bisher alle Kritiker und auch der zur Zeit vierte Platz in den Top-100-Verkaufscharts unseres (Haupt-) CD-Vertriebs spricht wohl ein wenig für sich, denke ich.
RockTimes: Zwischen eurem Debüt "Gasoline" und "Holy Shit" liegen ja ein paar Jährchen. Mir sind einige Punkte aufgefallen, die für mich eine Weiterentwicklung dokumentieren. Zunächst mal das Songmaterial: "Gasoline" bediente weitaus mehr Stilrichtungen während "Holy Shit" sehr viel zielstrebiger in Richtung Blues- und Southern Rock driftet. Ist dies Ausdruck eines kontinuierlichen Prozesses in den vergangenen Jahren?
Mr. Vibroking: Zum einen liegt es natürlich daran, dass mit Ausnahme von Butcher eine völlig andere Besetzung am Werk war. Was auf "Holy Shit" zu hören ist, ist der Sound, der sich in den letzten neun Jahren entwickelt hat. Und das auf völlig natürliche Art und Weise in unzähligen Live-Shows.
Chris M.: An der Entstehung von "Gasoline" war auch ich nicht beteiligt. Von der damaligen Besetzung ist auch nicht mehr viel übrig geblieben, was diese Entwicklung sicherlich stark beeinflusst hat. Musikalisch haben daher alle Bandmitglieder über die Zeit die gleichen Wurzeln entwickelt.
Butcher: Durch das viele gemeinsame Touren in den letzten Jahren hat sich bei uns so ein ganz bestimmtes Southern Blues Rock-Feeling eingeschliffen und wir haben alle gemeinsam ein Gefühl dafür entwickelt, welche Songs und welcher Sound am besten zu Moderate Pace passen. Auch egal, welchen Coversong wir anfassen, es klingt alles immer sofort und direkt nach Moderate Pace, weil jeder von uns weiß, wie er unseren identitätsstiftenden Sound umsetzen kann.
RockTimes: "Holy Shit" klingt extrem fett und dicht. Welchen Anteil hat der 'Soundguru' Martin Meinschäfer am Klang von "Holy Shit" und wie kam es zu dieser Zusammenarbeit?
Mr. Vibroking: Martins exzellenter Ruf ist uns schon lange bekannt. Und das nicht erst seit Henrik Freischlader. Außerdem, so eine fette Analog-Hölle quasi direkt vor der Haustür zu haben, erleichtert einem die Studio-Entscheidung zusätzlich. Nach der ersten Vorbesprechung war relativ schnell klar, wo die Reise hingehen soll. Dank Martins reichhaltiger Erfahrung und einigen abendlichen Amp-Sessions stellte sich dann auch recht bald ein fettes Grinsen ein.
The Eal: Martin wurde uns von einem Bekannten empfohlen, der für die erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen Henrik Freischlader und ihm schwärmte. Wir haben Martin daraufhin kontaktiert und einen Termin zur Studiobesichtigung vereinbart. So kam die Sache ins Rollen. Was den Sound angeht, haben wir ihm unsere Vorstellungen und unsere Klangphilosophie klar geschildert. Er hat das dann von der Mikrofonierung beim Recording bis hin zum Mastering umgesetzt.
Butcher: Martin weiß ganz genau, was er macht und wir haben uns, was die Mikrofonauswahl, die Mikrofonierung selbst und das komplette Abmischen betrifft, vollkommen auf ihn verlassen. Er wusste, wo wir soundtechnisch hinwollen und er hat es für unseren Geschmack perfekt umgesetzt. Wir haben gespielt, er hat gemischt. Arbeitstrennung ohne Kompromisse. Ergebnis perfekt. Wir wussten, dass Martin Meinschäfer bei uns hier in der Gegend ein Studio betreibt. Er hatte allerdings bei mir persönlich eher immer den Ruf, ein Produzent für die 'Charts' zu sein, wo er ja auch einige kommerzielle Erfolge feiern konnte. Ich wurde erst durch das Album "Produced By Martin Meinschäfer" wieder auf ihn aufmerksam und so rückte er mehr und mehr in unseren Fokus.
RockTimes: Ihr habt diesmal auf Orgelsounds verzichtet. Hatte das einen bestimmten Grund?
The Eal: Wir haben die Songs des Albums einfach möglichst nah an den Live-Versionen gehalten, sodass man bei Konzerten nichts Maßgebliches vermisst und auf dem Album nichts Maßgebliches hört, was live nicht auch genau so gespielt wird. Die Album-Versionen unterscheiden sich von den Live-Versionen also eigentlich nur durch einige wenige zusätzliche Rhythmusgitarren- und Percussion-Spuren. Das Album klingt dadurch so, wie man Moderate Pace von den Gigs her kennt.
Butcher: Wir wollten unseren Sound diesmal nicht zusätzlich 'andicken'. Zudem bot sich der Orgeleinsatz bei der letzten Produktion einfach an, weil unser damaliger Aufnahmeleiter, mein Bruder Heiner, auch ein exzellenter Organist ist und er dann noch irgendwas ergänzen konnte, wenn es passte. Ich denke aber, dass Moderate Pace mit "Holy Shit" bewiesen hat, dass der Sound auch ohne Orgel unheimlich fett klingen kann.
RockTimes: Woher kennt ihr die Background-Sängerin Jen Matura und was haltet ihr (analog zu Skynyrd) von zwei, drei 'Moderettes' als Live-Unterstützung? Und warum - zur Hölle - hat sie nur bei einer Nummer mitgesungen???
The Eal: Ich kenne Jen durch unsere gemeinsame Unterrichtstätigkeit in der Music School Brilon. Als sich während der Gesangsaufnahmen zu "Holy Shit" der Bedarf einer weiblichen Backgroundstimme abzeichnete, war sie unsere erste Wahl und sie hat freundlicherweise zugesagt. Sie hat übrigens nicht nur bei einer Nummer gesungen sondern ist bei den Songs "Feel The Heat", "Hip And Run", "Save Me", "Next To You" und "Make My Day" zu hören. Einen zwei- oder dreistimmigen Damenchor halte ich bei Gigs aber nicht unbedingt für erforderlich. Wir sind ja halt nicht Lynyrd Skynyrd.
RockTimes: Wessen scharfer Chopper ist auf dem Cover abgebildet und vor allem: Wie lautet die Telefonnummer der Fahrerin?
Mr. Vibroking: Wenn ich ihre Nummer hätte, würde ich sie dir nicht geben ;-) Und den anderen Pacers übrigens auch nicht... Wir teilen viel, aber nicht alles ;-)
Chris M.: Den Chopper wie die Fahrerin kenne ich auch nur als Gemälde, hätte aber nichts dagegen, beide mal im Original zu sehen.
Butcher: Der Chopper gehört dem Künstler Michael Knepper, der ihn zusammen mit Anatol Egbuna in Hamburg mit einer unglaublichen Detailversessenheit aufgebaut, ihn dann gemalt und uns sein Bild als Cover für unser Album zur Verfügung gestellt hat.
Michael ist der einzige offizielle Orange County Choppers-Künstler, der deren auch im deutschen Fernsehen bekannten Fahrzeuge malen darf. Ich kenne ihn schon seit etlichen Jahren persönlich und uns verbindet eine gemeinsame Liebe zum Harley-Fahren und zur Kunst und Musik.
Die Frau auf dem Cover ist - glaub ich - die Frau oder Freundin seines Sohnes? Genau weiß ich's nicht mehr… aber die Dame ist definitiv vergeben und in so genannten besten Händen… hihihi!
RockTimes: Einige Stücke besitzen ja bereits den 'Live-Proof'. Welche sind brandneu?
Mr. Vibroking: Alle besitzen den 'Live-Proof'. Bevor eine Pace-Nummer auf Platte kommt, kommt sie auf die Bühne. Das mag für manche ungewöhnlich klingen, ist nach unserer Auffassung aber der einzig richtige Weg.
The Eal: Wir haben bereits alle Songs vor den Aufnahmen auch schon bei Gigs gespielt. Das neue Album war ja eigentlich schon viel früher geplant. Der Beginn der Produktion hat sich aber aus verschiedenen Gründen immer wieder nach hinten verschoben. Dieser Umstand hat aber dazu beigetragen, dass wir letztendlich beim Martin Meinschäfer gelandet sind.
Butcher: Wir haben uns das Prinzip bei Gov't Mule abgekupfert…erst die Songs 'nen paar Monate live spielen und dort reifen lassen und dann erst aufnehmen. Diese Methode hat sich für uns bewährt. Es sind eher noch mal ältere Songs als totaaaal neue auf der Scheibe… "New Rock" sollte schon immer mal auf eine Veröffentlichung. Es war einer der allerersten Moderate Pace-Songs vom Anfang der Neunziger. Jau, nach zwanzig Jahren haben wir das Teil jetzt endlich mal auf 'ner Scheibe mit drauf. Gut Ding will Weile haben oder besser gesagt: Beim Sauerländer kann's auch schon mal 'ne Weile dauern, bis was klappt… höhöhö!
RockTimes: Gewährt unseren Lesern doch mal einen Blick in den Proberaum: Wie schreibt ihr Songs? Gemeinsam aus Ideenfragmenten oder kommt da einer mit 'nem fertigen Stück in den Proberaum?
Mr. Vibroking: In letzter Zeit komme meistens ich mit einigen zusammenhängenden Gitarrenparts an, die Butcher und ich dann zusammen ausarbeiten. Wenn die Gitarrenarbeit weitgehend fertig ist, kommen die anderen beiden Jungs ins Spiel. Allerdings ist einiges auch bei Jam-Sessions im Proberaum oder auch beim Soundcheck vor Gigs entstanden. Man sollte es einfach immer so nehmen, wie es gerade am natürlichsten auf einen zukommt!
The Eal: Ja, gemeinsam aus Ideenfragmenten in Form von Gitarrenriffs, die zum Großteil und meist schon konkret ausgearbeitet von Mr. Vibroking oder Butcher, aber auch schon mal von Chris M. kommen können. Aus den vorgeschlagenen Riffs wird dann der Songablauf arrangiert und festgelegt. Jeder einzelne steuert seinen Part dazu bei. Der Hauptteil der Texte stammt dabei vom Butcher. Überleitungen zwischen den einzelnen Parts der Songs kommen meistens von der Rhythmussektion. Die Chorgesänge arrangieren wir schon mal in separaten Gesangsproben.
Butcher: Meistens kommt einer mit 'ner halbfertigen Songidee und wir arbeiten die dann alle zusammen gemeinsam aus… das kann nur 'nen Riff sein oder auch schon mal ne komplette Idee für Strophe und Refrain. Als Sänger lege ich meistens die Gesangslinien endgültig fest und die Texte schreib auch meistens ich. Der Rest wird vollkommen gemeinsam abgeklärt.
RockTimes: Wollt ihr mit euren Songs ein bestimmtes Lebensgefühl ausdrücken? Irgendwas mit "Beer Drinkers And Hell Choppers", von "Green Gras And High Homert" oder "Sweet Home Sauerländ"?
Butcher: Wir sehen uns schon auch als Vorreiter einer neuen 'Landlust-Bewegung'… hihihi! Wir machen gerne die Hügelchen hier vor Ort mit unseren Harley-Choppern unsicher. Zudem veranstalte ich den 1000 Hills Run hier in Eslohe, ein internationales Meeting für Fahrer traditionell gebauter Chopper. Da hat mir schon mancher weit gereister Veteran erzählt, dass ihn dieses Meeting stark an die kleinen Bikertreffen in den Südstaaten der siebziger und achtziger Jahre erinnert hat, die er damals besucht hatte. Das hat alles hier 'nen kleinen familiären und privaten Charakter, den es auch behalten soll. Wir bauen und renovieren unsere Häuser hier gerne noch selbst, arbeiten zähneknirschend auch mal im Garten, wenn uns unsere Frauen dorthin mal wieder abgeordnet haben… hihihi… und Mr. Vibrokings Freundin hat 'nen eigenes Pferd und reitet - auch meine Tochter reitet. Also von daher geht's bei uns schon ganz bewusst sehr ländlich und idyllisch zu. Wir sind hier auch alle stark im regionalen Handwerk verwurzelt… also, hardcore-konservativ wäre wohl noch merklich untertrieben…hihihi!!
RockTimes: Nun ein Blick durchs Studio-Schlüsselloch: Wie seid ihr bei den Aufnahmen von "Holy Shit" vorgegangen? Wer hat wie produziert und noch mal: welchen Anteil hat Martin Meinschäfer am Endergebnis?
The Eal: Wichtig war uns, das Album so weit wie möglich live einzuspielen, um die Atmosphäre des Zusammenspielens aufs Band bzw. die Festplatte zu bekommen. Wir haben also tatsächlich Rhythmusgitarren, Bass und Schlagzeug im gleichen Take aufgenommen. Gab's bei einem von uns Unsauberkeiten oder Fehler, mussten demnach alle noch mal ran. Das war aber zum Glück nur selten der Fall, da wir uns im Vorfeld zusammen gut vorbereitet hatten. Wir mussten übrigens fast alle Grundspuren für Bass-Gitarre-Drums bei einem erneuten Studioaufenthalt ein zweites Mal aufnehmen, da durch einen Blitzeinschlag mit Überspannungsschaden die Festplatte mit unseren Daten im Studio zerstört wurde. Das war zwar anfangs ein Schrecken, hatte im Endeffekt aber den Vorteil, dass wir beim zweiten Durchlauf gelassener ans Werk gehen konnten. Die von der ersten Session gemachten Roughmixes waren als CD noch vorhanden und wurden von uns dann als Vorproduktion genutzt, um noch einige Feinheiten verbessern und in die neuen Aufnahmen mit einfließen lassen zu können. Zu den live eingespielten Grundspuren wurden dann zunächst die Gitarrensoli, dann die Lead- und Backgroundgesänge und zum Schluss die Percussion-Spuren aufgenommen. Hierfür waren dann meist nur noch die entsprechenden Instrumentalisten mit Martin im Studio. Wie oben erwähnt, wurde das Ganze dann von Martin, bei regelmäßigem Gegenhören unsererseits, in drei Versionen gemischt und gemastert. Die von uns favorisierte Version wurde schließlich zum fertigen Album.
Butcher: Zuerst gleichzeitig Drums, Bass und Rhytmusgitarren. Später darauf den Gesang und die Soli. So haben wir es bisher bei allen Moderate Pace- Aufnahmen gehalten. In Martins Arbeit haben wir uns nicht mehr eingemischt. Keiner von uns war beim Abmischen anwesend. Unser Vertrauen in seine unbestrittenen Fähigkeiten hat sich ausgezahlt. Er wusste, was wir wollten und er hat es perfekt umgesetzt, ohne dass wir uns am Mischpult unnötig und künstlich wichtig gemacht hätten. Dann kommt auch etwas raus, was man sich anhören kann… hihihi…Kontrolle ist gut - Vertrauen ist besser!
RockTimes: Steht ihr lieber im Studio oder auf der Bühne? ;-) Ich weiß, blöde Frage, aber machen Studioarbeiten wirklich Spaß?
The Eal: Das sind zwei sehr unterschiedliche Paar Schuhe. Mir macht Studioarbeit sehr viel Spaß! Besonders, was leider heutzutage sehr selten der Fall ist, wenn das Budget der Arbeit keine Grenzen aufzeigt. Man kann dann verschiedene Ideen aufnehmen und Gegenhören, um sich für die Beste zu entscheiden. Man spielt ein, hört gegen und entscheidet. Bei Gigs herrscht eine ganz andere Energie vor. Man kommuniziert während des Spielens mit dem Publikum und den Mitmusikern. Jeder Moment ist einzigartig und nicht reproduzierbar.
Chris M.: Es geht nichts über ein Live-Konzert! Wir haben uns jedoch bemüht, dieses Live-Feeling in der Konserve festzuhalten und auch bei den Aufnahmen als Band live zusammengespielt.
Butcher: Es tut allen Beteiligten gut, sich mal wirklich wieder auf die Exaktheit der Ausführung zu konzentrieren. Eingeschliffene Schlampigkeiten werden so ausgemerzt und man kriegt mal wieder ganz andere Einblicke in den Song. Man taucht echt in das Lied ab. Das ist schon 'nen geiles Gefühl, wenn ein Song einen so gefangen hält.Beim Live-Musizieren konzentriert man sich schon eher auf die Unterhaltung des Publikums, insbesondere dann, wenn man wie wir oft in kleineren Pinten spielt. Da wollen die Leute auch mal zwischendurch was zu Lachen haben.
Zwei Fragen vielleicht an alle: Welcher Gig war dermaßen geil, dass ihr gar nicht mehr von der Bühne wolltet - und analog dazu: Bei welchem wärt ihr am liebsten im Erdboden versunken?
Mr. Vibroking: Ganz klar: Museumsmeile Bonn als Support für ZZ Top. Vor den eigenen Helden zu spielen und 6000 Blues Rock-Fans vor der Flinte zu haben ist schon einer dieser ganz seltenen Momente. Großartig!
The Eal: Es gab viele sehr geile Gigs! Herausragend war für mich auch der Support für ZZ Top auf dem Bonner Museumsplatz. Allein schon wegen der gigantischen Menschenmenge, die uns als Vorgruppe tatsächlich aufmerksam zugehört und uns mit reichlichem Applaus bedacht hat. Über die eventuellen Peinlichkeiten rede ich jetzt mal nicht ;-)
Butcher: Grundsätzlich will man in meinem Alter (43… hihihi) nach getaner Arbeit von der Bühne… höhöhö… wir haben oft auch längere Sets… das ist harte Knochenarbeit, wenn man gleichzeitig singt, 'tanzt' und die Klampfe zupft… ich teile mir meine Energie so ein, dass ich wirklich am Ende des Sets auch wirklich körperlich und mental 'am Ende' bin. Klar vor 6000 begeisterten Blues Rock- Begeisterten im Vorprogramm von ZZ Top zu spielen, treibt den Adrenalinspiegel schon deutlich in die Höhe und macht ein Höllenspaß. Auch alle anderen Vorgruppenauftritte ermöglichten uns, in großen Locations vor echtem und zahlreichem Fachpublikum aufzuspielen. Aber auch jeder kleine Kneipenauftritt ist eine besondere Herausforderung, wenn man dann Leute, die vielleicht gar nicht speziell zu einem selbst gekommen sind, von seiner Musik nach 'hartem Kampfe' überzeugen kann. Grundsätzlich spielen wir immer weiter… irgendwie… wenn einem z. B. live die Verstärker abrauchen, wird immer weitergemacht, improvisiert, hart für den Erfolg gekämpft. Da sind wir mittlerweile so 'abgefuckt' und routiniert, dass kaum einer im Publikum was merkt… drei Mann spielen weiter, der andere besorgt 'nen neuen Amp oder alle spielen nur noch zu dritt weiter. The Show must go on….wir kämpfen IMMER bis zum bitteren Ende, das es - Gott sei Dank - bisher noch nie gegeben hat. Von daher sind wir bisher NIE im Erdboden versunken… und - klopf auf Holz - dass nie mehr als bisher passiert!
RockTimes: Daran anschließend: Welche Band, die ihr supporten durftet, war denn am coolsten drauf?
Mr. Vibroking: Das ist schwierig zu sagen, da die Rahmenbedingungen nicht immer ausgiebigen Party-Kontakt zulassen. Sehr geil waren auf jeden Fall die Jungs von Molly Hatchet. Das konnte man mal als echte Aftershow-Party verbuchen. Da wurde auf jeden Fall so manches Klischee voll erfüllt :-)
The Eal: Nazareth und Blackfoot. fand ich locker. Wir konnten am gleichen Tisch sitzen, zusammen essen und trinken und waren irgendwie auf einer Augenhöhe. Das ist nicht immer so. Simple Minds oder ZZ Top wurden durchs Tourmanagement quasi vom restlichen Backstage-Geschehen abgeschottet. Mit Molly Hatchet hingegen soll es ein gewaltiges Fest gegeben haben. Was Fotos auch belegen. Leider konnte ich da das einzige Mal in meiner Pace-Laufbahn nicht dabei sein und wurde für den Gig wie die Party vertreten.
Chris M.: Stimmt, die lustigsten Geschichten hatten Molly Hatchet zu erzählen...
Butcher: Auch ganz eindeutig Hatchet. Das sind echte Partygeier. Da gibt's noch richtige Backstage-Partys im guten, alten Rock'n'Roll-Style. Die Jungs sind megacool, können saufen und geben in allen Lagen Vollgas…Wahnsinn… und was die dann noch für Geschichten drauf haben…echt geil… diese Jungs haben echt Style!
RockTimes: Ihr geltet allgemein als 'Biker-Band'. Nerven euch die von vielen Leuten damit verbundenen Klischees?
Mr. Vibroking: Ich liebe eigentlich alle typischen Biker-Klischees. Wenn ich damit ein Problem hätte, sollte ich wohl lieber zuhause bleiben ;-)
The Eal: Nein, die nerven nicht. Mir sind eigentlich auch keine Bikerband-Klischees bekannt. Wir spielen gerne bei Bikerveranstaltungen. Fahren ja auch selbst. Das ist halt unser Publikum, weil's einfach passt. Außerdem spielen wir ja auch regelmäßig bei anderen Events. Dabei empfinde ich es eher als Kompliment, wenn man als Deko einen fetten Chopper auf die Bühne gestellt bekommt - das gibt's dann wirklich ab und zu mal
Chris M.: Ich kann mit den Biker-Klischees gut leben, wer hat schon etwas gegen schöne Bikes, schöne Frauen und Rock'n'Roll? Darüber hinaus haben wir die Biker als begeisterungsfähige Musikliebhaber kennengelernt.
Butcher: Ich fahre genau so lange Motorrad, wie ich Rockmusik zelebriere - beides nämlich über 25 Jahre lang. Daher bewege ich mich seit genau so langer Zeit in einer Schnittmenge von Leuten, die selbst alle traditionelle Harley-Chopper bauen und fahren und gleichzeitig auch traditionellen Blues- und Southern Rock mögen. Diese Leute haben wie wir sehr oft Familie und Grundbesitz, für den sie sich verantwortlich zeigen, sind handwerklich dazu in der Lage, selbst ihre Maschinen zu choppen oder aufzubauen, führen aber wie wir auch ein im Prinzip 'geregeltes bürgerliches Leben'. Wir leben allerdings andererseits auch vollkommen kompromisslos unseren Style aus und haben auch schon mal ganz eigene Vorstellungen davon, was in dieser unserer Welt nun besonders wichtig sein soll. Und natürlich kennt man aber auch viele Clubmitglieder aus großen und bösen Outlaw-Motorcyclegangs und spielt auch schon mal auf deren von der Öffentlichkeit abgeschotteten Clubveranstaltungen. Dennoch muss wirklich absolut niemand, der ein Konzert von uns besucht, die Befürchtung haben, mit diesem Milieu in direkte 'Feindberührung' zu kommen. Wir selbst sind wie gesagt, alles sehr lustige, bodenständige und schwerpunktmäßig harmlose Familienväter vom Lande. Zu unseren normalen Kneipenkonzerten kommen keine 'gefährlichen Bikergangs', sondern nur ganz normale nette Bluesrockfreunde. Die 'bösen Bikergangs' bleiben einfach auch gern für sich und feiern ihre eigenen Partys, auf denen wir dann auch mal spielen. Diese Jungs sind jedes Wochenende teilweise weltweit auf 'ner anderen Party unterwegs und besuchen sich gegenseitig. Die kämen NIEMALS auf die für sie völlig abstruse Idee, als normaler Gast ein normales Kneipen- oder Clubkonzert zu besuchen. Also von daher muss hier niemand Angst haben, dass er auf unseren Konzerten irgendwelche 'Verbrecher' antrifft. Zu uns kommen auf den öffentlich zugänglichen Konzerten nur partyfreudige Southern-Rocker, tanzwütige Girls und natürlich auch trinkfeste und rustikale Harley Davidson-Fahrer, aber definitiv keine Outlaw-Motorcyclegangs!
RockTimes: Southern Rock ist mehr als einmal totgesagt worden und quicklebendig wie eh und je. Was haltet ihr von 'neuen' Southern Rock-Bands wie bspw. Blackberry Smoke oder Swampdawamp?
Mr. Vibroking: Ich muss gestehen, beide Bands sind mir unbekannt. Aber danke für den Tipp. Bei Gelegenheit hör ich mal rein.
Chris M.: Leider kenne ich diese Bands auch nicht, freue mich aber, dass die Szene so lebendig ist.
Butcher: Blackberry Smoke ist wirklich geil, die anderen kenne ich leider nicht. Aber Du hast völlig recht. In diesem Bereich wird auch gerade von jüngeren Leuten noch Großartiges geleistet. Und es gibt so haufenweise ganz kleine Bands, die keiner kennt, die aber unglaublich gut sind. Ein Beispiel dafür sind vielleicht King King oder die Australier Dirty York.
RockTimes: Ihr macht ja bluesigen Southern Rock. Hört ihr privat auch ganz andere Sachen (vielleicht sogar was richtig Peinliches, hähähä) und wenn ja: Beeinflusst und befruchtet euch dieser Kram im Hinblick auf neue Pace-Songs?
Mr. Vibroking: Ich höre seit eh und je sehr vielseitig Musik. Sich gegen irgendwas zu verschließen, kann einen als Musiker - meiner Meinung nach - nicht weiterbringen. Was Peinliches muss jetzt allerdings nicht unbedingt sein ;-)
The Eal: Ich mag eigentlich alle Rockmusikrichtungen, Blues und auch gern Metal, wenn's nicht zu geknüppelt klingt. Klar beeinflusst einen auch vieles davon. Aus Fernost habe ich mir mal CDs mit Indonesischer Gamelan-Musik mitgebracht. Die wird mit Gongs, Flöten und Trommeln gespielt und hat mit unseren westlichen Hörgewohnheiten überhaupt nix zu tun. Ein Album namens "Sabi Lulungan" finde ich davon wirklich richtig gut. Nicht fürs Autofahren oder Partys aber so zum Entspannen... ist das peinlich genug? ;-) Die Songs von Pace hat das bisher- glaube ich - nicht wirklich beeinflusst.
Chris M.: Ich höre allen möglichen Kram, meine Vorliebe liegt jedoch beim Blues Rock. Sehr gerne mag ich auch progressiven Rock wie z. B. Porcupine Tree, kann aber beim besten Willen nicht beurteilen, ob das wirklich irgendeinen Einfluss auf die Musik von Moderate Pace hat.
Butcher: Ich persönlich höre fast ausschließlich Blues, Blues Rock und Southern Rock. Ich höre seit über 15 Jahren kein Radio mehr… ich lebe völlig in meinem Southern Rock-Kokon. Ich kriege über Shops wie Rock-CD mit, was in diesem Genre neu rauskommt und das hole ich mir auch. Alles andere interessiert mich auch überhaupt nicht. Ganz selten kriege ich auch außerhalb meines Tellerrandes etwas mit, was mich vollkommen anspricht. Dieses ist zum Beispiel diese vollkommen kompromisslose Rock'n'Roll-Attitüde der Band Red Fang. Keine Ahnung, wie man diesen Musikstil heutzutage nennt… für mich ist das einfach nur vollkommen zeitgemäßer Rock'n'Roll. Deren Clip ist mit meilenweitem Abstand das Beste, das ich je im Musikvideobereich zu Gesicht bekommen habe! Hahaha, ich bin jedes Mal wirklich von den Socken, so geil finde ich das. Selten hat irgendwer anderes das Rock'n'Roll-Feeling so dermaßen auf den Punkt gebracht. Ich liebe diese Jungs!
RockTimes: 'Supergroups' sind ja derzeit wahnsinnig angesagt. Stellt doch mal eine Supergroup rund um Moderate Pace zusammen!
Mr. Vibroking: Ooch, wenn gelegentlich Warren Haynes oder Billy F. Gibbons zur Session reinschneien würden, wäre mir das schon Supergroup genug ;-)
The Eal: Für mich wären Warren Haynes und Matt Abts (endgeil!!) von Gov't Mule dabei - das würde passen. Die restliche Auswahl überlasse ich den Kollegen.
Butcher: Ich persönlich glaube nicht, dass das gut gehen würde. Pace klingt nach Pace mit genau den Leuten, die da gerade mitspielen. Ich würde vielleicht gerne mal als Gastgitarrist bei Gov't Mule oder Lynyrd Skynyrd mitspielen, aber die Pace-Musik mit den 'fremden Leuten' spielen, die sich wahrscheinlich nie mit dem Pace-Feeling auseinandergesetzt haben? Ich weiß nicht, ob das funktionieren würde. Andersherum geht das… wir kennen deren Zeugs, aber die halt nicht unseren Krams…that's it!
RockTimes: Nächstes Jahr feiert ihr 25-jähriges Bestehen? Habt ihr zur Feier dessen schon irgendeine Idee?
Butcher: Bis jetzt eigentlich nicht. Wer 'ne Idee hat, melde sich bitte. Vielleicht lassen wir uns 'Moderate Pace-25th Anniversary-Tattoos' stechen oder so… keine Ahnung…
RockTimes: Was für Ziele habt ihr? Wo soll der Weg von Moderate Pace hingehen?
The Eal: Das frage ich mich auch ;-) Vielleicht kann einer der Kollegen das beantworten?
Chris M.: Ich würde mich freuen, wenn die Platte von den Fans gut angenommen wird und wir viele Gelegenheiten haben, diese auch live zu präsentieren. Ansonsten sollte die nächste Scheibe vielleicht nicht so lange auf sich warten lassen.
Butcher: Als 'alten Sauerlänner' sach ich nur, dass besser mal alles beim Alten bleiben sollte. Wir wollen regelmäßig spielen, ob zusammen mit unseren Vorbildern als Support-Act oder in kleineren Pinten, ob auf großen Harley-Events oder auf kleineren Clubpartys… Wir wollen einfach nur spielen… immer mal wieder so richtig die Hütte rocken, wie es so schön heißt… und wir wollen sicherlich auch wieder spätestens in zehn Jahren mal wieder 'ne neue Scheibe machen. Aber gut Ding will Weile haben… erstmal müssen die Leute "Holy Shit" richtig fressen und sie sich live reinschrauben. Lasst es euch gesagt sein, ihr macht damit wirklich keinen Fehler!
RockTimes: Mal 'ne ganz doofe Frage am Rande: Warum seid ihr eigentlich noch nicht bei Facebook?? Ist ja seit dem Niedergang von MySpace DAS Medium für Bands...
Mr. Vibroking: Stimmt, das ist 'ne berechtigte Frage. Die Sache sollten wir in absehbarer Zeit mal in den Griff bekommen. Aber ich schätze das liegt daran, dass wir alle nicht unbedingt PC-Nerds sind.
Chris M.: Wir leben nicht nur musikalisch in der Vergangenheit, sondern auch kommunikationstechnisch Wir sind einfach rundum 'old school'. Immerhin hat der größte Teil der Band mittlerweile ein Mobiltelefon!
Butcher: Ich glaube, dass es einfach der Zeitmangel ist. Das Internet frisst einfach zuviel Zeit. Das ist echt Wahnsinn. Ich schätze, wir sind erst dann bei Facebook, wenn dieser Zug wieder längst abgefahren ist… hihihi… so haben wir es bisher immer gehalten…höhöhö!!!
RockTimes: Noch irgendeine 'Message' an die RockTimes:-Leserschaft?
Mr. Vibroking: Kauft "Holy Shit"!
The Eal: Ja, kauft das neue Album und besucht unsere Konzerte! Wir werden Spaß zusammen haben.
Chris M.: Keep on rockin'!
Butcher: Latürnisch: Bitte kauft unsere neue CD "Holy Shit", bitte besucht unsere Konzerte und lasst uns bitte zusammen eine schöne Zeit erleben. Mehr kann man vom Leben nicht verlangen und die Zeit ist viel zu kurz, um sich diese Momente nicht zu gönnen.
RockTimes: Und 'ne kleine Scherzfrage zum Schluss: Was wolltest Ihr schon immer mal gefragt werden?
The Eal: Genau diese Frage! Leider weiß ich aber bis heute keine Antwort darauf ;-)
Butcher: Wer bei uns zuhause den Müll runterbringt. Das mach nämlich ich.
RockTimes: Wow, ein echter Frauenversteher und Hardcore-Hausmann - da klappt mir schwerst beeindruckt die Kinnlade runter ;-)
Jungs, besten Dank für dieses geile Interview und: Wir sehen uns wie immer an der Bühnenkante!!
Externe Links:
|