RockTimes: Hi, Al! Erstmal vielen Dank, dass Du Dir die Zeit zur Beantwortung unserer Fragen nimmst. Ich hoffe, es ist alles okay bei Euch? Al: Uns geht es ausgezeichnet - Danke der Nachfrage.
RockTimes: In diesem Jahr feiert moe. das 25-jährige Jubiläum. Konntet Ihr Euch zu Beginn vorstellen, dass Eure Reise derart lange andauern würde? Al: Überhaupt nicht - es sollte eigentlich keine richtige 'Karriere' werden. Es geschah einfach, ganz organisch und wuchs immer weiter. Wir sind deshalb überglücklich. In den US liegt die durchschnittliche Dauer eines Beschäftigungsverhältnisses bei etwa sieben Jahren - wir haben nun seit immerhin 25 Jahren die gleiche Arbeit...
RockTimes: Bei moe. sind verhältnismäßig wenige Wechsel im Line-up zu verzeichnen gewesen. Woran - meinst Du - liegt es, dass die Band derart gut funktioniert? Al: Diese Änderungen blieben stets auf die Suche nach dem 'richtigen' Drummer fokussiert. Ironischerweise war Jim Loughlin, unser Perkussionist und Multiinstrumentalist, erst der zweite Drummer, als er mit uns "Headseed" aufnahm. Das augenblickliche Line-up mit Vinnie Amico am Schlagzeug und Jim an den Perkussiongeräten hat die längste Zeit unserer Karriere Bestand. Man kann es mittlerweile als unser 'klassisches' Line-up bezeichnen. Es ist für mich sehr schwer vorstellbar, moe. mit anderen Typen als in dieser Besetzung zu gestalten.
RockTimes: Wo sind die Wurzeln Eurer Musik zu suchen und welche Rolle spielt für Euch der mysteriöse 'Jam Rock'? Wie würdet Ihr selbst Euren Stil bezeichnen? Al: Die Wurzeln des 'Jam Rock' reichen auf den improvisierenden Psychedelic Rock der sechziger und siebziger Jahre zurück. Bands wie Cream, Zeppelin, die Allmans, The Dead, Hendrix und Frank Zappa schrieben allesamt unglaubliche Songs und scheuten sich nicht, diese auf der Bühne ausgiebig auszudehnen, Themen und Modalitäten zu erforschen. Ähnliches fand auch im Blues und Jazz statt.
RockTimes: Die Frage, welche Künstler Dich inspiriert haben, möchte ich Dir nicht stellen. Stattdessen fände ich spannend, welches Album Dein Leben verändert hat? Al: Da sind so viele Namen... hahaha! Für mich steht "Live/Dead" von Grateful Dead ganz oben. Und von London Calling kenne ich auch jeden Zentimeter...
RockTimes: Euer aktuelles Album What Happened To The La La's war für meinen Geschmack weniger 'rootsy' als Sticks & Stones, sondern eher wieder improvisatorischer und 'freier' - wie es bspw. "Wormwood" seinerzeit war. Täuscht dieser Eindruck? Und falls ja, welche Umstände haben Eure Sichtweise verändert und den Kurswechsel beeinflusst? Al: Ich denke, das ist eine gute Sichtweise auf diese beiden Alben. Bei "Sticks And Stones" hatten wir versucht, das Schreiben, Arrangieren und Aufnehmen in einen Arbeitsgang zu vereinen. Das fühlte sich sehr organisch an. Mit "What Happened To The La La's" sind wir wieder zu unseren alten Arbeitsmethoden zurückgekehrt und nahmen die Songs 'auf die Straße' mit, um sie auf Herz und Nieren zu prüfen - ganz so, wie wir es zu "Wormwood"-Zeiten getan haben. Bei unserem nächsten Album [Anmerk.: das - wie bereits kurz erwähnt - im kommenden April etwa zeitgleich zur Deutschlandtour erscheinen wird] haben wir versucht, beide Herangehensweisen zu kombinieren.
RockTimes: Sind die Songs Eurer Studioalben vielleicht nur das lockere Grundgerüst für sehr viel zügellosere Live-Jams?
Al: Möglicherweise - man weiß ja nie... Wie Brian Eno einmal gesagt hat: Man kann das Studio dazu nutzen etwas zu schaffen, das man nie auf die Bühne bringen könnte, und wir tendieren dazu, dies genau so anzugehen. Manche Songs lässt man allerdings besser im Studio - andere dagegen auf der Bühne! Wir haben eine Unmenge von Songs, die feste Bestandteile unserer Liveshows sind und die wir nie aufnehmen wollten. Es ist andererseits immer interessant zu sehen, was aus dem 'Baby' - wenn man ein Stück so nennen mag - wird, wenn wir es als brandneuen Song mit auf Tour nehmen.
RockTimes: Ihr wollt im April durch Europa touren. Mit welchen Erwartungen kommst speziell Du nach Deutschland? Gibt es etwas Bestimmtes, das Du an Deutschland schätzt? Al: Deutschland fühlt sich wie die Mitte von New York City an - die Gegend, wo wir leben. Die Menschen sind hier sehr bodenständig und empfänglich für das, was wir zu tun versuchen. Ganz offensichtlich sind die Geschichte, Kultur und Architektur in Deutschland völlig anders als unsere, aber wir fühlen uns hier sehr willkommen und freuen uns immer, wenn wir hierher kommen dürfen.
RockTimes: Wie erlebt Ihr die europäischen Fans, speziell uns Deutsche?
Al: Als Amerikaner ist es für mich interessant zu beobachten, wie verschieden die Menschen und Kulturen in den einzelnen Ländern sind. Ihr liegt geografisch so eng beieinander und trotzdem unterscheiden sich eure Kulturen ganz erheblich. Die deutschen Fans erinnern mich ein wenig an unsere 'moe.rons' im Nordosten der US. Ihr Typen seid auch so rauflustig und trinkt gerne einen, hahaha!!
RockTimes: Was macht den Unterschied zwischen einer Show, sagen wir mal in Berlin und einem 'Heimspiel' in Buffalo oder NYC aus? Al: Die Leute in Berlin sprechen besser Englisch (grinst)!!
RockTimes: Werdet Ihr im Rahmen Eurer Europatour auch Songs des neuen Albums spielen? Al: Wir werden ganz sicher ein paar davon bringen, warten aber lieber bis das Album veröffentlicht ist, bis wir alle spielen werden...
RockTimes: Wie sind denn die neuen Songs entstanden? On the road? Im heimischen Studio? Oder aus einzelnen Fragmenten gemeinsam im Studio? Al: Ein paar sind entstanden, während wir auf Tour waren und wurden live entwickelt und gespielt. Der Rest sind simple Demos, an denen wir zunächst unabhängig voneinander gearbeitet und sie später aufgenommen haben.
RockTimes: Gibt es manchmal zwischen Euch unterschiedliche Auffassungen, wenn es um die Arrangements bestimmter Songs geht? Und wenn ja: Wie geht Ihr damit um? Al: Chuck und ich sehen üblicherweise die Dinge aus sehr unterschiedlichen Perspektiven, aber nur selten widersprechen sich oder kollidieren diese Sichtweisen. In der Regel ergänzen sie sich und das hilft wirklich, den Sound von moe. zu diversifizieren. Ich denke, das gilt für alle Jungs in der Band.
RockTimes: Eine nicht ganz ernst gemeinte Frage: Sind Chuck und Du bereits von Gregg Allman angerufen worden, dessen ABB gerade beide Gitarristen verloren hat? Al: Falls Gregg Allman anruft, musst Du mit ihm verhandeln, hahaha!! Im Ernst, ich hoffe doch sehr, dass Dickey den Anruf bekommt. Das wäre längst überfällig, denn er ist einer der Besten!!
RockTimes: Auch Du musst meine obligatorische Scherzfrage zum Schluss dieses Interviews beantworten: Was wolltest Du schon immer mal von einem Interviewer gefragt werden? Al: YES!! »Mein Großvater hatte sich 1959 eine Les Paul gekauft und die lag all die Jahre unter seinem Bett. Ist das etwas, was Dich interessieren würde?« (grinst).
RockTimes Noch irgendeine Message an die moe.-Fans in Deutschland und deutschsprachigen Raum? Al: [auf Deutsch] Wir lieben Deutschland - rock on!!
Unser Dank geht an Maren Kumpe von Music Matters für das Zustandbringen dieses Interviews!
Externe Links:
|