Moss / Horrible Night
Horrible Night Spielzeit: 54:10
Medium: CD
Label: Rise Above, 2013
Stil: Doom Metal

Review vom 26.06.2013


Andrea Groh
Was kommt da in doomigem Tempo angekrochen? Ah, die neueste Moss. Hatte schon viel im Vorfeld darüber gelesen. Songdienlicher wollten sie nun vorgehen, nicht mehr sich beweisen müssen mit Extrem-Doom-Stücken. Also kein 'Macrocosmic Caveman Crust Doom' mehr? So hatten sie ihren Stil noch auf dem Debüt bezeichnet - bis heute muss ich grinsen, wenn ich zurückdenke bzw. das noch einmal anschaue.
Schon ein Jahr später auf der Tombs Of The Blind Drugged waren die Stücke deutlich kürzer, die ganze EP dauerte ja nur etwas länger als auf dem Debüt der letzte Song. (Randbemerkung falls es jemanden interessiert: Die DVD-Box mit den "Reitenden Leichen" habe ich mittlerweile gekauft…danke für die Inspiration…)
Die angekündigte Entwicklung wundert mich daher nicht unbedingt. Mal sehen, ob es dann auch stimmt… die meisten Songs sind auch auf dem neuen Werk "Horrible Night" über zehn Minuten.
Die 'schrecklichen Nächte' kommen dunkel, unheilvoll und langsam aus den Boxen herausgequollen. Also keine Angst, Moss frönen immer noch dem britischen (Horrorstreifen-)Doom. Doch sie sind tatsächlich nicht mehr ganz so untergrundig und fies, für ihre Verhältnisse relativ harmonisch (Melodic Rocker/Metaller werden trotzdem das Gesicht verziehen oder höchstens meinen, dass es mittlerweile fast schon musikalisch ist…).
Wäre "Horrible Night" ein Film, hätte er die Chance, nicht nur im Rahmen eines Fantasy-Film-Festes zu laufen, sondern vielleicht auch normale Kinobesucher anzusprechen, also einen kleinen Schritt aus der Kategorie Kult Richtung Mainstream (von einer sterilen Hollywood-Produktion wäre er jedoch immer noch weit, weit entfernt, lediglich durch das vergrößerte Budget besser umgesetzt).
Im Kontext Musik bedeutet dies: Moss haben einen Schritt nach vorne gemacht, könnten nun auch andere Hörer erreichen, beispielsweise solche, die im Bereich Doom eher Saint Vitus statt Super-SloMo-Dröhnen bevorzugen. Mag sein, dass nun manche Extremfans etwas enttäuscht sein werden, doch die meisten Anhänger der Briten sollten der Weiterentwicklung folgen können.
Es ist verständlich, wenn eine Band nicht immer nur gleich sein will und der Meinung ist, wenn etwas nicht mehr zu steigern ist, ist vorankommen sinnvoller als einen Abklatsch zu versuchen.
So haben wir es hier mit einer Abwandlung des bereits bekannten bandeigenen Zeitlupensounds zu tun, der immer noch monoton und hypnotisch ist, sich so fast eine Stunde finster herumschleppt. Olly Pearson bietet dazu eine Stimme, die irgendwo zwischen jammern, klagen und leiern liegt, irgendwo zwischen Epic Doom-Gesang und dem Stil von Ozzy.
"Horrible Night" ist damit näher an den Genrevorvätern als ihre Vorgänger, ohne Retro zu sein, und baut traditionelle Elemente ein und transzendiert diese in ihre eigene Klangschiene.
Die "Dreams From The Depths" sind nun nicht länger unterhalb von irgendwelchen obskuren Tempeln gefangen, sondern schleichen herauf bis über die Erdoberfläche, mischen dort Dunkel mit Licht und sollten damit doch einige Genrefans ansprechen, die sich an Riffs aus dem Abgrund und Songs voller Schatten erfreuen können, die eine 'schreckliche Nacht' lang Stories von Unheil und Chaos erzählen.
Moss sind somit immer noch Meister des Horrorfilm-Dooms, scheinen nun lediglich die Umsetzung und die SFX auf anderes Niveau gehoben zu haben.
Line-up:
Olly Pearson (vocals)
Dominic Finbow (guitars)
Chris Chantler (drums)
Tracklist
01:Horrible Nights (10:58)
02:The Bleeding Years (7:05)
03:Dark Lady (11:04)
04:Dreams From The Depths (4:18)
05:The Coral Of Chaos (10:02)
06:I Saw Them That Night (10:43)
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