Nachdem Lee Dorian dieses Jahr erst einmal mit Church Of Misery und Firebird eher retroorientierte und doch etwas flottere CDs auf seinem Label Rise Above hatte, schlägt nun das Pendel in die andere, von ihm bevorzugte Richtung, Ultra-Doom. Also Musik, deren Geschwindigkeit sich etwa so beschreiben lässt: gaaaaaaaaaaaaaaaaaannnnz laaaaaaaaaaangsaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaammmm.
Nein, keine Angst, ich werde meinen Schreibstil nicht daran anpassen, ich wollte es nur mal kurz demonstrieren.
Die 2001 gegründeten, englischen, superslowen Sludgedoomer mit Hang zum Okkulten hatten uns bereits letztes Jahr schon mit Sub Templum beehrt und gezeigt, wie man 25 bzw. 35 Minuten lange Songs schreiben kann, in denen sehr wenig passiert. Dieses Mal fassen sich die Herren etwas kürzer, mit vier Songs in nur 40 Minuten, was auch daran liegt, dass eine Coverversion darunter ist. Diese fügt sich gut in den Gesamtsound ein, jedoch kann man die ursprünglichen, eher punkigen Klänge von Discharge darin immer noch ausmachen.
Das Material klingt insgesamt auch nicht ganz so episch, dafür etwas kompakter, rauer und aggressiver, jedoch nicht weniger finster. Lange instrumentale Passagen mit unheimlicher Atmosphäre sind immer noch dabei. Dieses Stilmittel wird beim Titellied gegen Ende eingesetzt, erinnert mich dann an Skepticism.
Man kann sich dabei herrlich altmodische Horrorfilmszenen dazu vorstellen. Kein Wunder, wurde jenes doch inspiriert von dem spanischen Filmemacher Amando de Ossorio und seinen Filmen, die von Tempelrittern handelt, die den esoterischen Drogenritualen der Hashshashin (auch Assassinen genannt) verfallen, so die Aussage der Band.
Gemeint ist wohl der "Reitende Leichen"-Mehrteiler, von dem ich zwar schon die Box in der Hand gehabt, aber sie doch nicht gekauft habe. Von dem Drehbuchschreiber und Regisseur habe ich leider nur "Der Exorzist und die Kindhexe" vor über zwanzig Jahren mal gesehen, daher kann ich nicht mehr dazu sagen. Das Besondere daran soll der Einsatz von Zeitlupe sein, womit sich der Kreis zur Musik von Moss schließt.
Die einzelnen Songs sind auch auf Vinyl erhältlich, "Skeletal Keys" und "Tombs Of The Blind Drugged" sind auf der 10", "Tombs Of The Blind Drugged".
Bei Track Nr. 3 wird es etwas verwirrend: Auf der Promo ist der Titel als "Serpent" gelistet. Im Booklet und im Internet, z.B. auf der RiseAbove-Homepage, als "Eternal Return", welches es auch auf der gleichnamigen einseitig bespielten Single gibt.
Das Discharge-Cover "Maimed & Slaughtered" stammt von der Split mit Monarch, die 2007 erschien.
Bei Moss und Vinyl kommt mir spontan der Gedanke, dass manche unbedarfte Hörer sicher denken, sie hätten die falsche Geschwindigkeit eingestellt. Dazu gibt es ein schönes Zitat von Tom G. Warrior (ex-Celtic Frost, ex-Hellhammer): »It sounds like a Witchfinder General 7" played at 33rpm! I love it! It's great!«. Umgekehrt haben Moss mit Sicherheit auch schon mal die Bands des Herrn Warrior gehört, z.B. "Triumph Of Death" von Hellhammer.
Ganz klar, das ist Minderheitenmusik, die selbst einige Doomer, die eher der Epic Doom-Variante zugetan sind, abschrecken wird. Moss hatten nie die Absicht, Musik für die Massen zu machen, sondern für eine kleine Gruppe von Freaks, die sich für ihren Okkultismus-Drogen-und-schlechte-Horrorfilme-Doom begeistern können. Diese werden nicht enttäuscht und dürfen sich auf die neueste Veröffentlichung freuen, auch wenn diese weniger mystisch, jedoch noch einen kalten Hauch bösartiger ausgefallen ist als der Vorgänger.
Neugierigen Neueinsteigern empfehle ich zum Antesten das Titellied "Tombs Of The Blind Drugged".
Line-up:
Olly Pearson (vocals)
Dominic Finbow (guitars)
Chris Chantler (hammer horror)
Tracklist |
01:Skeletal Keys (12:28)
02:Tombs Of The Blind Drugged (10:51)
03:Serpent / Eternal Return (11:16)
04:Maimed & Slaughtered (06:12)
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