Die Hannoveraner Mother Jane um den Gitarristen Klaus Hess haben sich in den zurückliegenden ca. anderthalb Jahren nicht nur durch die beiden starken Konzert-Scheiben Hungry For Live und Hungry For Live II, sondern auch durch ihre Gigs in Deutschland und der Schweiz wieder einen sehr guten Namen erspielt. Am 30. April machten sie einen Abstecher in die Schillerstadt Marbach, einem netten schwäbischen Ort mit vielen Fachwerkhäusern und insgesamt auch sehr gemütlicher Atmosphäre. Der Auftritt kam zwar relativ kurzfristig zustande, aber da die Band am nächsten Abend in Frankfurt auftrat und sie sich im Jahr davor sehr wohl in dieser schwäbischen Location gefühlt hatte, nahm sie den zusätzlichen Gig gerne auch noch mit.
Das Cafe Provinz ist ein relativ kleiner Club (man könnte fast schon Kneipe sagen), der an diesem Freitag-Abend jedoch sehr gut gefüllt war. Das Vorprogramm wurde von Sascha Santorineos bestritten, der eine gute Hand voll seiner Songs solo mit Akustik-Gitarre, Mundharmonika und Gesang zum Besten gab. Und das war nicht von schlechten Eltern, denn sowohl das Songwriting wie auch die Umsetzung (inklusive der deutschen Texte) ließen wenig zu wünschen übrig. So wurde der sich mehr und mehr füllende Saal bereits von Beginn an bestens unterhalten.
Anschließend stieg die Spannung unter dem durchaus fachkundigen Publikum immer mehr, bis die Herren Hess, Schiering, Betjemann und Quentin schließlich die Bühne betraten und ihr Set mit "There For You" begannen. Was mir bereits sehr früh auffiel, war der sehr gute Sound und auch wie 'zusammen' die Band war. Sehr tight wurde darauf eine Nummer nach der anderen ("Another Way", "Spain", "Together We Stand") vorgetragen und die sehr druckvoll gespielten Drums knallten in Verbindung mit Schierings Bass so richtig schön im Kopf. Apropos Kai Schiering: Sehr positiv überrascht war ich von dessen tollem Gesang, der live auf der Bühne sogar noch besser rüber kam, als auf den Tonkonserven.
Das Programm bestand aus einer guten Mischung aus neueren Tracks und alten Jane-Klassikern aus den siebziger Jahren. "(Wishdream) Lady", "Out Of Control", "Fire, Water, Earth & Air" ... Mother Jane rockten und das Cafe Provinz ging tierisch mit, wurde gar richtig laut zwischen den Stücken. Für die zu setzenden Akzente bei den Songs ist zwar jemand anderes zuständig, aber die Rolle von Jens Betjemanns Gitarre und seinen Background Vocals ist auch nicht zu unterschätzen, denn er bildet zusammen mit dem Bass sowie dem Schlagzeug ein felsenfestes Fundament, gesegnet mit den Ecken und Kanten, die ein Konzert-Erlebnis zu einem eben solchen werden lassen.
Dass Klaus Hess sein Handwerk nach wie vor beherrscht - und meiner Meinung nach weiterhin zu den prägnantesten Gitarristen Deutschlands gehört -, war bereits auf den Mother Jane-Live-Scheiben klar geworden. Jetzt also hatte ich das Vergnügen, den Mann zum ersten Mal livehaftig auf der Bühne sehen und hören zu dürfen. Und das war schon ein Erlebnis, denn auch an diesem Abend in Marbach ließ der 'Kinski des Rock' nichts anbrennen und feuerte seine Riffs, Licks und Soli so geil und souverän wie gewohnt in die Ohren der Zuschauer. Den Gesang übernahm er u. a. bei den Klassikern "Daytime" und "Hangman" sowie der Zugabe "Southern Line" (aka "Your Circle"), die das Konzert ausklingen und das Publikum begeistert zurück ließ.
Ein auf ganzer Linie überzeugender Abend, der noch dadurch abgerundet wurde, dass sämtliche vier Musiker sowohl vor wie auch nach der Show sehr nett und zugänglich waren, keinem Gespräch aus dem Weg gingen und auch bereitwillig Autogramme schrieben. Ein sympathischer Haufen, der hoffentlich sehr bald wieder seinen Weg nach Marbach finden wird. Authentischer Rock, gespielt von authentischen Musikern. Genau so, wie es auch sein sollte! Gespannt darf man nun auf die für das Jahresende vom Management angekündigte Doppel-CD sein, die hoffentlich auch viele neue Songs beinhalten wird.
Fazit: In dieser Form sind Mother Jane bärenstark und ein absolutes Erlebnis auf der Bühne!
Line-up:
Klaus Hess (guitar, lead vocals)
Kai Schiering (bass, lead vocals)
Jens Betjemann (guitar, background vocals)
Lucas Quentin (drums)
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