Yeeeaaaah, Baby!!! Vinyl feiert immer öfter und erfolgreicher sein Comeback und das ist auch verdammt gut so! Es macht einfach einen Höllenspaß und irgendwie fühlt man sich auch gleich wieder ein paar Jahre jünger, wenn man solch eine schwarze Scheibe in den Händen hält. Außerdem sogar auch noch ganz easy und ohne jegliche Verrenkungen der Augen das Geschriebene entziffern kann. Zurück in die Zukunft sozusagen...
Das Yellow Label (SPV) hat nun auch das Debütalbum der legendären Mountain wieder auf den Markt gebracht. Einer Band, die 1969 gegründet wurde, in Woodstock ganz mächtig abräumte und anschließend mit dem hier zu besprechenden "Climbing!" sowie dem nachfolgenden "Nantucket Sleighride" (1971) absolute Perlen veröffentlichte. Anschließend rappelte es ganz kräftig im personellen Karton und trotz mehrerer Neuanläufe war die einst im New Yorker Stadtteil Long Island zusammengekommene Band wohl nie wieder so überzeugend wie auf ihren ersten beiden Werken.
Aber hier soll es ja um die erste Scheibe gehen und die hatte es tatsächlich in sich! Gleich am Anfang der wohl bekannteste Song dieser Band, "Mississippi Queen". In gerade mal zweieinhalb Minuten macht Mountain hier klar, warum sie in den Geschichtsbüchern der Rockmusik nicht fehlen darf. Ein fettes Gitarrenriff, ein pumpender Bass, hämmerndes Schlagzeug-Spiel und Leslie Wests rauer, kraftvoller Gesang blasen einem hier die Fönfrisur sprichwörtlich nach hinten weg. Hammer!
Auch der Jack Bruce/ Pete Brown-Song "Theme For An Imaginary Western" gilt schon lange als Klassiker. Und das zu Recht. Hier hatte Felix Pappalardi ganz alleine den Platz vor dem Mikro eingenommen, was neben dem warmen Orgelsound von Steve Knight ein weiterer Grund ist, warum es wesentlich sanfter, verträumter und sogar psychedelischer zugeht. Alleine dieser Track und der Opener würden einen Kauf dieser Platte bereits mehr als rechtfertigen.
Für "Never In My Life" wird dann wieder in den vierten Gang geschaltet, selbst wenn dies weniger die Geschwindigkeit, als vielmehr die Power und Intensität dieses Blues Rock-Stücks betrifft. West ist zurück vor dem Mikrofon und macht jede Menge Druck. Auch "Silver Paper" punktet durch den vehementen Sound von West, Pappalardi und Laing, der hammergeil durch die fette Orgel von Knight unterstützt wird.
Herrlich melancholisch und in Erinnerungen schwelgend beginnt dann "For Yasgur's Farm", das noch einmal Bilder des dreitägigen Festivals im US-Bundesstaat New York freisetzt, während sich West und Pappalardi die Lead Vocals teilen. Definitiv ein weiteres Highlight, das durch "To A Friend" von einer Soloeinlage des Gitarristen abgelöst wird, auf der es - logischerweise - lediglich Saiteninstrumente zu hören gibt, die von Leslie West aber nicht reißerisch, sondern vielmehr sehr melodisch wie auch atmosphärisch eingesetzt werden und sich durch sein Spiel gar ein bisschen nach einer Sitar anhören.
Auch mit "The Laird" bleibt es eher ruhig. Felix Pappalardi hat hier seinen zweiten Soloeinsatz vor dem Mikro und mit viel Gefühl überzeugt er ebenso wie beim ersten. Mit genauso viel Feeling kommt das Gitarrensolo, während Corky Laing bei dieser Nummer die Drums außen vor ließ und das Ganze lediglich mit Percussions untermalte. Bei "Sittin' On A Rainbow" ist dann aber wieder Schluss mit Lustig und es wird im Trio-Format (ohne Steve Knight) heftig gerockt. Dazu gesellt sich ein richtig starker Refrain! Pappalardis Piano eröffnet "Boys In The Band" und hier teilt er sich den Gesang ein drittes Mal mit West. Etwas Cream-lastig fällt dieses Stück aus, das trotz dem geilen Orgelspiel nicht unbedingt zu den Highlights der Scheibe gehört.
"Climbing!" sollte im Plattenschrank jedes (Blues) Rock-Liebhabers und Freundes dieser Zeitepoche stehen. Sehr gute Songs, gepaart mit richtig starken Musikern und einer dichten, fetten sowie atmosphärischen Produktion sollten ausreichende Argumente sein, diesen Klassiker unbedingt auf die persönliche Merkliste zu setzen und nicht allzu lange mit dem Anchecken zu warten.
»This record was made to be played loud!« ist auf der Rückseite des Covers vermerkt. Oh ja, da kann ich nur zustimmen! Aber nochmal die Warnung: Nicht vorher die Haare fönen, das wird dann schon von den Songs ganz allein übernommen...
Line-up:
Leslie West (guitars, lead vocals)
Felix Pappalardi (bass, piano, background vocals, lead vocals - #2 [side 1], #3 [side 2])
Steve Knight (organ, mellotron, hand bells)
Corky Laing (drums & percussion)
Tracklist |
Seite 1:
01:Mississippi Queen
02:Theme For An Imaginary Western
03:Never In My Life
04:Silver Paper
Seite 2:
01:For Yasgur's Farm
02:To My Friend
03:The Laird
04:Sittin' On A Rainbow
05:Boys In The Band
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Externe Links:
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