Über die aus Augsburg stammende Band My Sleeping Karma hat unser schreibender Psychedelic-Groove-Master Ulli anlässlich ihrer Debüt-CD hier schon hoch interessante Tatsachen zu Papier gebracht.
Nun folgt der zweite Streich des Quartetts. »Inhaltlich wird auf "Satya", stellvertretend für alle Konflikte und Menschenrechtsverletzungen, der Tibet-Konflikt thematisiert, welcher während der Aufnahmen zum Album gerade wieder neu zu eskalieren begann.«
So steht ihr Zweitling unter einem nicht gerade sehr positiven Stern, aber auch in der Zuversicht und dem Balsam der Gefühle liegt, gepaart mit einem unbändigen Glauben viel Dynamik und positive Emotionen.
Mit diesem Background stellte My Sleeping Karma im Mjusix Studio "Satya" auf die Beine.
Die Tracklist auf dem ganz in weiß gehaltenen Digi-Pack ohne Booklet macht zunächst stutzig. Titel Nummer zwei, vier, sechs und acht fehlen. Die Auflösung dieser verkürzten Liste fördert der PC-Player ans Tageslicht.
Es gibt zu den Songs "Ahisma", "Satya", "A-Satya", "Svaatanya", "Brahmacharya" sowie "Apangraha" noch eine jeweilige Ergänzung (siehe Tracklist).
Die Namen der Songs mögen etwas seltsam anmuten. Sie haben einen tieferen Hintergrund und verkörpern, mit wenigen Ausnahmen die mehrteilige erste Stufe einer der vier klassischen Wege des Yoga.
"Ahsima" bedeutet Freundlichkeit oder Rücksichtnahme.
"Satya" steht dafür, in Worten, Taten und Gedanken wahrhaftig zu sein.
Dem "A-Staya", Gegenteil von 'Staya' (Diebstahl) folgend, soll man sich weder materielles noch geistiges Eigentum anderer zu eigen machen.
"Brahmacharya" ist die Bewegung auf das Wesentlich hin und von einer
"Apangraha"-Erklärung lasse ich lieben die Finger, denn das fünfte Yama heißt Aparigraha.
Jedenfalls befinden wir uns mitten in den allgemeinen Verhaltensregeln der Hindus, so haben es Recherchen im Internet ergeben.
In "Sandi" gibt es gesprochene Worte vom Dalei Lama.
My Sleeping Karma versteht es auf fast unnachahmliche Weise, den Hörer mit auf einen fantasievollen und abwechslungsreichen Trip durch und über unterschiedlichst gestaltete Regionen mitzunehmen. Von Beginn an fesseln sie einen vor den Boxen.
Mit "Satya" modelliert die Band eine Parallelwelt zur Realität, aus der man erst durch "Svaatanya" ein wenig zurück geholt wird, denn hierfür haben die Aschaffenburger Katrin Wiessler ins Studio geholt. Sie singt einen Text des Singer/Songwriters Morgan Finlay. Zunächst wird man mit einer verträumten Gitarren-Melodie umgarnt. Die wabernden Keyboards können sich für keinen festen Platz im Gefüge entscheiden und gehen zwischen linkem und rechtem Kanal auf Wanderschaft, bis die Gitarre zu einem heftig lauten, aber kurzen Fluchversuch ansetzt. Wiessler singt inbrünstig über mehrer Tonlagen und nach wenigen Momenten der Einkehr, des sich wieder auf Vorheriges besinnend, fleißt der Track dahin, um dann abermals heftig zu werden. Break! Diese traumhafte Gitarre. Der Song scheint zuende zu sein, doch wieder gräbt man das anfängliche Thema aus, nur um die Dymanik zu einem Spielball der eigenen Fantasien zu machen.
Beklemmend ist der zweite Teil der Kompostion. Stimmen, zersplitterdes Glas, Schreie, ein Mann dokumentiert das Geschehen, begleitet von flirrenden Sounds. Aufruhr!
Die täglichen Hiobsbotschaften, Unglücksmeldungen und andere zum Teil nicht nachvollziehbare Aspekte der Weltwirtschaft lassen "Satya" zu einem gigantischen Ablenkungsmanöver werden.
Wer sehnt sich nicht nach dem gemütlichen Sofa. Ebenso ist es mit diesem Album… Hineinsinken und dann in die My Sleeping Karma-Welt eintauchen.
Neben den herrlich getragenen Sounds, Momente der Einkehr, in denen der Bass klingt wie hinter einem seidenen Vorhang gespielt und sich die Gitarre in wiederholenden hypnotischen Mustern ergeht, gibt es auch Stoner Rock oder zupackend ausgefallenen Psychedelic Rock, entweder eruptiv ausbrechend oder sich mit einer kalkulierten Dynamik aufbauend.
Welche dieser Arrangements zu den persönlichen Favoriten gehören, mag jeder selber entscheiden. Vielleicht finden sich ja auch Anhänger beider Richtungen. Der Überraschungsmoment ist nicht ohne und auch an der sich stetig spannenden Triebfeder hat man seinen Hörspaß.
Das abschließende "Sandi" ist ein Musterexemplar für die vier Lenkdrachen-Flieger.
Einerseits lassen sie ihr Flugobjekt in höheren Sphären ganz ruhig gleiten oder gehen zu einer wilden Fahrt in der Nähe des Bodens über. Es kommt nie zu einer Bruchlandung.
My Sleeping Karma sind tonale Könner.
"Satya" verkörpert den Mut zum Risiko und die ganze positive Routine der Band, die sie durch ihre Live-Auftritte erhalten hat.
Was bleibt ist eine dicke Empfehlung…
Line-up:
Seppi (guitar)
Norman (keyboards)
Matte (bass)
Steffen (drums)
With:
Katrin Wiessler (vocals - #7)
Tracklist |
01:Ahimsa (5:12)
02:Ahimsa 2 (3:13)
03:Satya (7:51)
04:Satya 2 (1:33)
05:A-Steya (7:14)
06:A-Steya 2 (1:42)
07:Svataanya (6:49)
08:Svataanya 2 (1:15)
09:Brahmacharya (7:14)
10:Apangraha (6:49)
11:Apangraha 2 (1:41)
12:Sandi (8:06)
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