Mythos / Jules Verne Forever
Jules Verne Forever Spielzeit: 78:21
Medium: CD
Label: Groove Unlimited, 2015
Stil: Electronic

Review vom 17.06.2015


Markus Kerren
Stephan Kaske alias Mythos ist zurück. Nochmal zur Erinnerung: Die Band Mythos startete in den frühen siebziger Jahren in Berlin, wurde dem sogenannten Krautrock zugeordnet und veröffentlichte mehrere Alben. Gegen Ende jenes Jahrzehnts verlor Kaske aber die Lust am Bandformat und nimmt seine (übrigens weltweit sehr erfolgreichen) Scheiben im wahrsten Sinne des Wortes, von wenigen Ausnahmen abgesehen, solo auf. Und nachdem wir euch zuletzt Ende des Jahres 2012 von dem Album Surround Sound Evolution berichten konnten, liegt nun das brandneue Werk des Hauptstädters vor.
Gewidmet ist es - logisch, bei dem Titel - dem französischen Schriftsteller Jules Verne, der es Kaske offensichtlich sehr angetan an. Und wenn man sich die Songtitel nacheinander so durchliest, handelt es sich bei der vorliegenden (wie immer instrumentalen) Platte offensichtlich ebenfalls um eine Geschichte in zehn Kapiteln. Dass sich die Musik bzw. der Stil des Berliners für ein solches Unternehmen besonders gut eignet, dürfte bekannt sein. Bereits bei "The Mysterious Island" geht es sehr sphärisch und mysthisch zu, ohne jedoch den perkussiven Hintergrund vermissen zu lassen. Und man kann ihr folgen, dieser Geschichte, die uns durch die Tracklist grobe Anhaltspunkte gibt, von der Musik und dem eigenen Kopfkino dann aber zu vollem Leben erweckt.
Die Songs tragen den Hörer zu geheimnisvollen Orten, teilweise gespenstischen, teilweise erleuchtenden, manchmal traurigen, aber immer auch abenteuerlichen und hoffnungsvollen. Dabei schafft es der Musiker ein ums andere Mal, den Hörer zu fesseln, neue Fragen entstehen sowie die Auflösungen finden zu lassen. Der spacige Anteil kommt bei diesen knapp achtzig Minuten (also auch hier beinahe Spielfilmlänge) ebenfalls nicht zu kurz, sodass selbst der erfahrene Mythos-Fan niemals Gefahr läuft, von "Jules Verne Forever" auch nur ansatzweise enttäuscht zu werden. Im Gegenteil, dem Verfasser dieser Zeilen macht die neue Platte sogar noch mehr Spaß, als ihr Vorgänger.
Hier einzelne Songs herauszuheben, ist aufgrund der Kompaktheit des Gesamtwerks nahezu unmöglich, selbst wenn mich persönlich der Opener, das tolle "Southern Star Mystery" (hier doch tatsächlich mit weiblichem, wortlosen Gesang) sowie "Five Weeks In A Balloon" und "The Ice Sphinx Adventure" ganz besonders anmachen. Und Kaske wäre nicht Kaske, hätte er nicht wieder einmal das breit aufgestellte Arsenal seiner Instrumente eingesetzt. Alleine dadurch erzeugt er bereits viel Raum und schafft jede Menge Abwechslung.
Wer Mythos bereits kennt und mag, kann hier bedenkenlos zugreifen. Interessierten und Neugierigen sei dieses Album aber ganz genauso ans Herz gelegt. Zum Relaxen ebenso geeignet wie dafür, sich mal auf eine Reise ins Innere Ich zu begeben und sich dabei von diesen coolen Songs führen zu lassen.
Line-up:
Stephan Kaske (laser harps, flute, mellotron, vocoder, sequencers, synthesizers)
Tracklist
01:The Mysterious Island
02:Mighty Orinoco
03:Eight Hundred Leagues On The Amazon
04:All Around The Moon
05:Southern Star Mystery
06:A Drama In The Air
07:Off On A Comet
08:The Ice Sphinx Adventure
09:Jules Vernes Forever
10:Five Weeks In A Balloon
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