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'Sir' Oliver Mally / Candystore
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Im Süßwaren-Laden oder der -Abteilung bin ich sehr gerne.
Man trifft Gleichgesinnte, kann trefflich über unzählige Varianten der gemeinhin einfach als Schokolade bezeichneten Leckerei reden und fachsimpeln. Wer hat diese Süßigkeit schon einmal in einer schwindelerregend hohen Kakaoanteil-Version probiert? In Stücke brechen hat etwas völlig unsystematisches und ist erbarmungslos dem Zufall überlassen. Der Geruchssinn findet Gefallen, die Geschmacksnerven springen im Dreieck. Furztrocken, dieses Produkt und ohne ein Glas Wasser ist es nicht zu genießen. Köstlichkeiten für Extrem-Fans. Der österreichische Komponist, Sänger und Gitarrist 'Sir' Oliver Mally lädt uns in seinen "Candystore" ein.
Dietmar Hoscher schreibt im Booklet: »Gesundheitspuristen warnen in unseren Zeiten vehement vor dem Candystore. Ungesund soll es sein, dort nach Köstlichkeiten zu stöbern und sich ihnen hinzugeben.« Das mache ich trotzdem gerne, auch in der musikalischen Variante eines 'Sir' Oliver Mally.
Neben selbst erzeugtem Schnupp (niederrheinisch für Süßigkeiten) hat er sich auch in anderen Läden umgesehen und ist auf zwei Leckereien von Townes Van Zandt gestoßen, die er direkt in sein eigenes Sortiment übernommen hat. "Loretta" sowie "No Place To Fall" heißen die Produkte, sind keine Sonderangebote, sondern 'special offers' und nach dem ersten Kontakt steht fest, dass Mally sie weiterhin anbieten darf. Mit der Weihnachtszeit hatte es der Singer/Songwriter wohl immer schon.
Auf Bound For Nowhere, zusammen mit Raphael Wressnig war es "My White Christmas Turned Out To Be Blue", jetzt freuen wir uns über "Hooray, It's Christmas Time" und der Devil war auch schon dran. Über seinem "Candystore" spannte Mally ein Genre-Dach aus Folk-, Blues- sowie Singer/Songwriter-Material.
Die Kompositionen sind sehr ausdrucksstark, sein Finger-Picking ist klasse und in die Texte verdeutlichen, dass der Österreicher auch den Schalk im Nacken sitzen hat. Mally trägt fast alle Stücke alleine vor, aber dennoch hat er einige Kunden in seinem "Candystore". Wenn Martin Gasselsberger dran ist, bildet sich unweigerlich die bekannte Gänsehaut. "Green Light/Red Light" heißt der Track und der Piano-Part des Tastenmannes ist einfach nur wunderbar. Es geht bei der Musik ja immer darum, Töne aneinander zu reihen. Manche bewältigen diese Aufgabe nicht. Es passiert nichts, oder nur wenig an den Nervenenden. Mally ist da von der anderen Sorte. Wenn er singt und seine Gitarre spielt, hat das etwas Ergreifendes. Er trifft die richtigen Töne, hat wieder mal tolle Melancholie-Stücke geschrieben und die CD reflekiert eine intime Atmosphäre. Gasselsberger ist so etwas wie ein Stammgast beim Mally. Auch wenn er Keyboard spielt, hält er sich an die Feinabstimmung in den Songs. Ein musikalisch ebenbürtiger Partner, ein Zwilling sozusagen. Den braucht es auch. Man muss sich blind verstehen und auf einer Wellenlänge denken sowie fühlen. Ein weiterer Musiker in diesem Bund ist Klaus Paier, der das 'Wiegenlied' "Sleep Well, My Love" sowie das bereits erwähnte "Green Light/Red Light" mit seinem Akkordeon anreichert.
Alles konzentiert sich auf diesen Track: Petra Linecker singt im Kontrast zu Mallys rauer Stimme. Das letzte Stück ist keine zehn Minuten lang!
Nach "No Place To Fall" hat der Protagonist einen Song versteckt, der auf den Namen ""The" Grammy Song" hört. Den hat er nach der Grammy Award-Show geschrieben. Wie war das mit dem Schalk? Der Mally hat es atonal faustdick hinter den Ohren und bringt dadurch jeden Hörer zum Lachen. "Candystore" ist Feeling, ist einfach toll und kann jedem Leser, der den Genuss in ruhigerem Fahrwasser sucht, wärmstens ans Herz gelegt werden… im wahrsten Sinne des Wortes.
Übrigens: Geschmolzene Schokolade schmeckt auch.
Line-up:
'Sir' Oliver Mally (guitar, harmonica, kazoo, vocals) Guest Musicians: Martin Gasselsberger (piano - #7, keyboard - #8,10,11) Klaus Paier (accordion - #2,7) Petra Linecker (vocals - #7)
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