Ryan McGarvey zum Zweiten: Der Auftritt in Groesbeek war so beeindruckend, dass ein weiterer Konzertbesuch her musste. Da bot sich der Termin in Mook (NL) geradezu an, denn der Ort ist nur ganze sieben Kilometer von Groesbeek entfernt. Als Support-Act stand allerdings zunächst die niederländische Gruppe Blue Monday auf dem Programm. Bei der Band-Vorstellung wollte ich es erst nicht glauben, aber der Sänger und Harpspieler wohnt gegenüber vom V.O.F. De Poort. Folglich war es ein echtes Heimspiel für den Frontmann. Die anderen Bandmitglieder kommen aus der Mooker Umgebung.
Blue Monday spielte sich durch eine Setlist, die von vielen Coversongs geprägt war. Der Erkennungs-Blues "Automatic" der britischen Band Red Devils machte den Anfang und bei einem sehr gut aufgelegten Harper war eine weitere Band von der Insel nicht weit entfernt. Mit "20 Ton Weight" wurde ein Song von The Hoax gespielt. Mit gleich zwei Gitarristen, die auf der Bühne die Außenpositionen innehatten, kamen Nummern von Kenny Wayne Shepherd und John Mayer ganz gut an. Das Publikum ging ordentlich mit und Blue Mobday konnte die Stimmung steigern.
Mit dem Tommy Castro-Song "Like An Angel" blieb man gleich in den Vereinigten Staaten und "Taxi" von Guy Forsyth brachte den agil agierenden Harper wieder in Position. Richtig auf Touren kam das Quintett bei "Highway 44". Der Track wurde von einem klasse Groove-Shuffle unterlegt und die beiden Gitarristen Jan sowie Sjarl trafen sich zum Austausch von tonalen Informationen zu einem Zwiegespräch in der Bühnenmitte. Wieder räumlich voneinander getrennt kreierten beide auch noch einen Twin-Sound mit Southern-Flair. Sehr gut war die ausladend gespielte Ballade "For The Last Time" und mit Peter Greens Komposition "Oh Well" hatte Blue Monday eine gute Wahl getroffen. Dieser einstige Fleetwood Mac-Hit aus den Endsechzigern passte perfekt als Schlusspunkt einer guten Show. In etwas mehr als einer Stunde konnte die Combo das Publikum auf Betriebstemperatur bringen.
Um Punkt 22:00 Uhr war dann endlich McGarvey-Time. Nach der Ansage des Lokalbesitzers brandete schon vor dem ersten Ton des Gigs großer Beifall auf und der sympathische Amerikaner aus Albuquerque fetzte gleich auf einer Music Man Albert Lee und einem Bottleneck-gesteuerten Opener los. Live verstand es der Gitarrist und Sänger, einen Song perfekt aufzubauen. Er gönnte sich bei einigen Tracks die Zeit über lang ausladende, herrlich melodische Intros bunte Facetten zu entwickeln. Seine gigantischen Solo-Ausflüge gestaltete er allerdings merklich kürzer, als beim Groesbeek-Gig.
So befanden sich doch glatt um die acht Songs im ersten, einstündigen Set. McGarvey kostete den Funk-Ableger seines temperamentvollen Blues voll aus und zeigte auch durch gehaltvolle Flinkefinger-Einlagen, dass er schon mit allen Genre-Wassern gewaschen wurde. Bei dem Instrumental "Texas Special" trat man zeitlich auch etwas kürzer, aber jeder Song wurde von den Zuschauern gefeiert. Mit dem Wechsel zu seiner Gibson Les Paul servierte er ungemein viel Wah Wah-Action bis zum Anschlag und schon gab es wieder diese magischen Momente.
Wow! Beim Beginn von "Mystic Dream" verlieh McGarvey seinem Arbeitsgerät einen psychedelischen Sitar-Sound und dann sorgten ein oder zwei Sekunden Pause des Trios für eine unglaubliche Spannung und der erste krachende Riff aus den Boxen hatte so etwas wie eine urgewaltige, luftelektrische Entladung zur Folge. Bei diesem Song wurde der Toggle-Schalter seiner Gibson einer enormen Belastungsprobe unterzogen. Mit einem Affentempo bewegte er den Switch rauf und runter und erzeugte so betörende Klangkaskaden. Dem ersten, einstündigen Teil folgte eine kurze Pause und dann ging es mit einem bereits vorher angekündigten Special Guest in die zweite Runde.
Alex von Blue Monday hatte auf der Bühne bereits seinen Harp-Amp und weiteres Equipment bereitgestellt und dann wurde Mal eben innerhalb von zwanzig Minuten im Rhythmus des klassischen Chicago Blues gejammt, was das Zeug hergab. Dafür hatte McGarvey abermals das Metallröhrchen angelegt, was unter anderem ein langes Harp-/Slide-Duell sowie Frage-Antwort-Spielereien zur Folge hatte. Inklusive dieser Nummer knackte der Protagonist mit den noch folgenden Nummern locker die zehn Minuten für ein Stück. Sein selbstgeschriebenes Tribut an Jimi Hendrix war Psychedelic pur und "Hey Jimi" entwickelte sich zu einer galaktischen Raumfahrt mit unglaublichen Eindrücken.
Mit einem beeindruckenden Drum-Solo eröffnete Mike Chavez den "Blue Eyed Angel Blues" und das Publikum konnte sich auch noch an McGarveys "Joyride" erfreuen. Seltsam: Noch vor dem Ende des Tracks war der Lokalbesitzer rechts auf der Bühne, bedankte sich nach dem letzten Ton bei der Band und sagte etwas von einer 'Sperrstunde um Mitternacht'. Wie jetzt? Alles schon zu Ende? Kann nicht sein, darf nicht sein! Dann bat er McGarvey aber doch noch, einen Song zu spielen und einige Leute, die den Musiker vorher schon erleben durften, ahnten, was nun angesagt war. Beim BlueMoose-Konzert war "If Six Was Nine" der Quell der musikalischen Exstase. Ryan blieb im V.O.F. De Poort bei Hendrix, allerdings wechselte er zu "Hey Joe" und einer weiteren halben Stunde gigantischer Klang-Eindrücke, die von vielen Anwesenden entweder mit einem Daumen nach oben oder ungläubigem Kopfschütteln kommentiert wurden. Nach Feedbacks am Verstärker und dann auf den Brettern, überließ er seiner auf dem Boden liegenden Fender den absoluten Schlusspunkt eines abermals überwältigenden Auftritts. Im ersten Teil eher Song-orientiert (wenn man das überhaupt so nennen darf) und dann mit seiner gesamten Psychedelic konnte McGarvey trotz der 'Sperrstunde um Mitternacht' in hundertdreißig Minuten voll überzeugen. Mit Mike Chavez sowie Justin McLaughlin hatte McGarvey zwei kongeniale Begleitmusiker dabei.
Wir danken Rob vom BluesMoose Radio und Ryan für die kurzfristige Akkreditierung.
Line-up:
Ryan McGarvey (guitar, harmonica, vocals)
Justin McLaughlin (bass)
Mike Chavez (drums)
Line-up: Blue Monday
Alex (harmonica, vocals)
Sjarl (guitar)
Jan (guitar)
John (bass)
Léon (drums)
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