Die zu einem 'I' stilisierte Sanduhr muss zum Uhrmacher und neu eingestellt werden, denn bei einer Gesamtspielzeit von knapp über siebenundsiebzig Minuten reicht eines dieser Stundengläser gar nicht aus. Darüber hinaus ist die ganze Scheibe eine treffliche Werbung für eine tolle Melange aus Soul, Funk und Blues. Tim Austin Mitchell und seine hervorragende Band haben den Bogen raus.
Dreizehn der sechzehn Titel sind Eigenkompositionen und neben seinen Mitmusikern Patti Ballinas (Schlagzeug), Unai Iker Calvo Garcia (Gitarre) sowie Bassist Victor Tugores Rodriguez stellt der Protagonist den Gitarristen Javier Vargas in "Troubled Blues" und die Sängerin Sharon McKie bei "Treat Me Right" prominent in den Vordergrund.
Bei den Coversongs kommen John Mayer, Neil Young sowie Bobby 'Blue' Bland zum Zuge. Bezogen auf die Michael Price/ Dan Walsh-Komposition "Ain't No Love In The Heart Of The City" und letztgenanntem Künstler können zum Beispiel auch Long John Baldry, Chris Farlowe und ganz besonders natürlich Whitesnake genannt werden.
Tim Austin Mitchell & Co. zögern nicht lange und schicken den Hörer direkt in medias res. Bei "Cold As Ice" geht es mit der Gitarren-Klangverwandtschaft zu Carlos Santana und toller Percussion direkt in Richtung ansteckend-lateinamerikanischer Rhythmik. Schon wippen die Füße wechselseitig auf und ab und die Herzschläge erhöhen sich bei Tim Mitchells klasse Gesang. Da sind Feuer und Emotionen direkte Nachbarn. Der Mann hat seine Stimmbänder im Herzen des Soul und man darf in einem Atemzug auch gleich ein Lob für das tolle Songwriting nachschieben.
Wie es um die Interpretation von Liedern aus fremden Quellen bestellt ist, konnte die Tim Mitchell Band bereits bei ihrem Konzert im blues, Rhede unter Beweis stellen. Auf vorliegender Platte ist es mit zum Beispiel "Down By The River" nicht anders.
In dieser Beziehung legt man gesteigerten Wert auf eine eigene Handschrift. Wer eine fesselnd-soulige Ausgabe von Neil Youngs Titel haben möchte, der schlägt dem Protagonisten garantiert nicht sofort die Tür vor der Nase zu. Genauso freuen darf man sich über bereits erwähntes "Ain't No Love In The Heart Of The City". Besonders gefallen hier die Bläsersätze, die in anderer Form auch bei anderen Tracks eingesetzt werden.
Bereits mit der zweiten Nummer, dem Titeltrack "Time", zeigt der Frontmann, was man bei ihm von einer Ballade zu halten hat. Auch hier wird der Hörer die im Opener bereits produzierte Gänsehaut so schnell nicht los.
Hier ist eine Band in Aktion, die ihr Handwerk quasi von der Pike auf gelernt hat. Dabei sind alle Musiker der Formation gemeint und man kann nur hoffen, dass die zwischenmenschlichen Beziehungen, kreativen Quellen noch lange bestehen bleiben und da passt die vom Künstler im Booklet ausgedrückte Bitte perfekt: »Lets make the next Album together.« Ja, schallt es dabei durch die eigenen vier Wände.
Was live auf der Bühne geboten wird, hat auch bei dieser Studioproduktion seinen hohen Stellenwert. Nach einem locker- fluffigen Instrumental namens "Spanish Amor", abermals mit Gebläse-Einsatz und einem herrlich dahinfließenden E-Gitarrensolo wird beim folgenden "Ya Got Me Whipped" mit dem Blues durch die Hütte gerockt. Hammer! Oh, das Album "Time" ist so toll! Vielschichtige Unterhaltung mit einem sehr persönlichen Band-Stempel.
"Treat Me Right" ist eines der Funk-Überdinger der Platte. Darüber hinaus auch noch mit einem Duett von Tim Austin Mitchell sowie Sharon McKie angereichert. Fantastisch, mit welch energischer Stimme die Sängerin rüberkommt. Power-Soul im Doppelpack. Herrlich, die Beiden singen nicht nur, sondern haben zwischendrin auch noch eine nette Konversation. Diese Scheibe ist moderner Soul/Funk/Blues der Extraklasse. Wenn man die Tim Austin Mitchell Band noch nicht live erlebt hat, dann ist "Time" definitiv genau der richtige Motivationsschub, um ein Konzert zu besuchen. Das abschließende Song-Trio "The Matrix", "Gotta Leave You Alone" und "A Matter Of Time" sind perfekte Beispiele für die drei erwähnten Genres. Diese Band präsentiert sich in Höchstform und man darf gespannt auf weitere Tonträger sein. Vielleicht lässt man ja hier und da bei Gigs das Aufzeichnungsgerät mitlaufen. Ein Livealbum wäre nicht das Schlechteste.
Line-up:
Tim Mitchell (vocals, guitar, keyboards)
Unia Iker Calvo Garcia (guitar)
Victor Tugores Rodriguez (bass)
Patti Ballinas (drums)
With:
Javier Vargas (guitar - #6)
Sharon McKie (vocals - #9)
Tracklist |
01:Cold As Ice (4:35)
02:Time (4:30)
03:Spanish Amor (3:55)
04:Ya Got Me Whipped (5:10)
05:Uncle Bo (5:30)
06:Troubled Blues (5:43)
07:It's Like That (4:38)
08:Got Me Feeling Blue (3:49)
09:Treat Me Right (4:30)
10:Down By The River (6:27)
11:Ain't No Love In The Heart Of The City (4:18)
12:I Don't Trust Myself (4:41)
13:I Gotta Believe (4:24)
14:The Matrix (5:23)
15:Gotta Leave You Alone (4:57)
16:A Matter Of Time (4:36)
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Externe Links:
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