Der nordirische Komponist, Musiker und Sänger Van Morrison hat verdammt viele starke Alben in seiner (nach wie vor andauernden) Karriere veröffentlicht. Nach den Jahren mit der Band Them war das erste dicke Solo-Ausrufezeichen das Album Astral Weeks aus dem Jahr 1968. Auch in den frühen Siebzigern folgten wahre Meilensteine wie etwa "Tupelo Honey" (1971) oder "Veedon Fleece" aus dem Jahr 1974 (um ganz spontan nur mal zwei zu nennen), aber ein weiterer Klassiker - und um den soll es in diesem Review gehen - war das 1970 erschienene "Moondance". Aufgenommen im September und zu größten Teilen im November 1969 erschuf sich der Brite damit ein weiteres Denkmal, eine ultimative Inselplatte.
Eigentlich fast nicht zu glauben, gelten heutzutage sämtliche fünf Titel der (damaligen) ersten Albumseite - zu Recht - als unumstößliche Song-Klassiker. Eine Künstler-Seele schlägt ja meist etwas anders als die der 'Normalos' und so tat sich auch der (glaubt man dem weltweiten Netz) hinsichtlich sozialer Kontakte eher als schwierig geltende Morrison immer wesentlich leichter, seine Emotionen statt durch Gespräche in musikalischer Form auszuleben. Den Nachweis dafür bzw. einen tieferen Blick in sein Innenleben bieten beispielsweise die zehn Tracks dieses Albums, die lyrisch tiefgehend, von den Kompositionen großartig und vom gesanglichen Ausdruck außergewöhnlich beeindruckend sind.
Bereits die beschwingte Perle "And It Stoned Me" glänzt durch ihre starken Bilder (die umgehend das Kopfkino beim Hörer in Schwingungen versetzen), die sofort das Herzblut in Wallung bringenden Gesangsmelodien und den soulvollen Gesang des Protagonisten. Ein Track, bei dem sich wahrscheinlich jeder Musiker wünscht, ihn geschrieben zu haben. Die musikalische Reise geht dann aber so unverblümt wie überraschend mit dem jazzigen Titelsong weiter. Van Morrison ließ und lässt sich ganz bewusst nicht einordnen, lässt sich in keine Schublade stecken, nimmt sich sämtliche Freiheiten heraus und blockt diesbezüglich von vornherein auch jeden Widerspruch entschieden ab.
Das großartige "Caravan" ist die Nummer, mit der der Nordire auch bei dem epochalen Konzert-Film "The Last Waltz" von The Band zu sehen war. Dieser weiße Soul in der Stimme ist einfach außerordentlich gut und bis vielleicht noch auf Jim Ford (R.I.P.) fällt mir spontan niemand ein, der Morrison diesbezüglich und auch vom Ausdruck her das Wasser reichen konnte und kann. Ganz anders dann aber die von Herzen kommende Liebeserklärung "Crazy Love", hauchzart und mit fast zu brechen drohender Stimme gesungen. Im Prinzip könnte man ganze Aufsätze über jeden einzelnen Song dieser Scheibe schreiben, aber es soll ja auch noch Raum für euch geben, die jeweiligen Tracks selbst zu erforschen und erleben.
Die neue, remasterte Ausgabe von "Moondance" gibt es gleich in mehreren Ausführungen. Angefangen von dem Originalalbum über die Expanded Edition (die mir für dieses Review vorliegt) bis hin zu einer 5 CD-Box.
Teil der sogenannten Expanded Edition ist dann eine zweite Scheibe, die acht alternative Takes der Songs des Albums beinhaltet. Hochinteressant, wie im Entstehungsprozess der Aufnahmen immer wieder mit Stimmungen und Tempi gearbeitet wurde, bis Van, the man schließlich zur vollsten Zufriedenheit gelangte. Dazu kommen unter anderem das starke Outtake "Nobody Knows You When You're Down And Out" (das Jimmie Cox-Stück, hier lediglich vom Piano, den Drums und Morrisons Gesang umgesetzt) sowie der Titel "I Shall Sing", mit dem Art Garfunkel Anfang der Siebziger mal einen kleineren Hit hatte, von unserem Protagonisten bisher aber noch gar nie offiziell erhältlich war.
In der 5-CD-Box befinden sich neben dem Originalalbum dann gleich drei weitere Scheiben mit alternativen Takes sowie eine Audio-Blu-ray-Version. Eignet sich übrigens auch ganz wunderbar als (ich weiß, ich weiß, ist noch früh...) freudespendendes Präsent, das unter einen Nadelbaum gelegt werden kann.
Definitiv also eine würdige Ehrung dieses Klassikers, der in keinem gut sortierten Musiksammlungs-Haushalt fehlen sollte.
Line-up:
Van Morrison (rhythm guitars, tambourine, lead vocals)
Jack Schroer (alto & soprano saxophones)
Collin Tilton (tenor saxophone, flute)
Jeff Labes (piano, organ, clavinette)
John Platania (lead & rhythm guitars)
John Klingberg (bass)
Gary Mallaber (drums, vibes)
Guy Masson (congo drum)
Emily Houston (background vocals - "Crazy Love" & "Brand New Day")
Judy Clay (background vocals - "Crazy Love" & "Brand New Day")
Jackie Verdell (background vocals - "Crazy Love" & "Brand New Day")
Tracklist |
CD 1 - "Moondance":
01:And It Stoned Me
02:Moondance
03:Crazy Love
04:Caravan
05:Into The Mystic
06:Come Running
07:These Dreams Of You
08:Brand New Day
09:Everyone
10:Glad Tidings
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CD 2 - "Alternates & Outtakes":
01:Caravan (take 4)
02:Nobody Knows You When You're Down And Out (outtake)
03:Into The Mystic (take 11)
04:Brand New Day (take 3)
05:Glad Tidings (alternate version)
06:Come Running (take 2)
07:Crazy Love (mono mix)
08:These Dreams Of You (alternate version)
09:Moondance (take 22)
10:I Shall Sing (take 7)
11:I've Been Working (early version)
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Externe Links:
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