Wynton Marsalis & Eric Clapton/Play The Blues - Live From Jazz At Lincoln Center
Play The Blues - Live From Jazz At Lincoln Center Spielzeit: 74:44
Medium: CD
Label: Reprise Records, 2011
Stil: Oldtime Jazz, Blues, Dixieland

Review vom 15.09.2011


Norbert Neugebauer
Bei drei ausverkauften Shows am 7., 8. und 9. April 2011 spielten zwei Legenden mit insgesamt 28 Grammies gemeinsam auf der Bühne des Rose Theater, Heimstatt des Jazz At Lincoln Center. Der aus New Orleans stammende Trompeter-Professor Wynton Marsalis (zuletzt mit Willie Nelson als noch seltsameres Team) und Englands Gitarren-Denkmal Eric Clapton. Unterstützt von einer illustren Schar von Musikern des hauseigenen Orchesters und Gast Taj Mahal, womit sich die Zahl der Grammies auf 30 erhöhte.
"Play the Blues" - die beiden Virtuosen widmeten sich dem Blues in altem, sehr jazzigen Gewand, tauchten tief ein in die ersten Jahrzehnte des vergangenen Jahrhunderts und zelebrierten die Musik der Vorväter zwar traditionsbewusst, aber in heutigem Sound. Es geht vorwiegend um den Blues, so wie ihn Kid Ory, Louis Armstrong oder King Oliver mit ihren Combos in New Orleans spielten. Das, was bei uns bis heute als 'Dixieland' zum Vatertag-Frühschoppen oder bei ähnlichen Gelegenheiten verwurstet wird, damals aber eine verdammt heiße Geschichte war. Mr. 'Slowhand' nahm die Songauswahl vor, Mr. 'Conservative' arrangierte die bekannten Vorlagen. Die Combo war wie seinerzeit üblich instrumentiert, dazu kamen noch Chris Stainton an den Keyboards und eben Clapton an der E-Gitarre. Dokumentiert wurde das denkwürdige Ganze, das als Benefit für den Gastgeber veranstaltet wurde, auf CD und DVD und wird so für immer der Nachwelt erhalten bleiben.
Und dass das 'alte Zeug' immer noch turnt, wenn richtig gespielt, beweist die Truppe gleich mit dem abgenudelten Gassenhauer "Ice Cream", der richtig aus den Boxen spritzt und bei dem die diversen Akteure sich schon mal solistisch positionieren können. Howlin' Wolfs Klassiker "Forty-Four" zeigt dann erstmals Clapton in der Leader-Rolle und der rockt das vornehme Rose Theater, dass es nur so kracht. Eine klasse Vorstellung, die er hier auch stimmlich abliefert - so hätte man sich den Altmeister bei seinen letzten 'Blues-Produktionen', ob solo oder mit den anderen namhaften Kollegen, immer gewünscht. Und sein Gitarrenspiel (diesmal auf zwei Gibson - Hollow Bodies) - einmal mehr - einfach nur grandios. "Joe Turner's Blues" rollt mit einem lässigen Groove dahin, "The Last Time" swingt elegant. Auch was die illustre Truppe aus dem W.C. Handy-Schleicher "Careless Love" macht, ist ebenfalls sehr hörenswert, Clapton und Marsalis spielen zwei creméweiche Soli im Mittelteil. Mit dem kraftvollen Jump Blues "Kidman Blues" zieht das Tempo wieder an, diesmal darf Stainton loslegen. Claptons Trademark "Layla" hat Marsalis als getragenen New Orleans-Marsch ziemlich schwülstig arrangiert, was natürlich schon eine neue Hörerfahrung bringt. Ob das allerdings wirklich gelungen ist, lassen wir mal dahingestellt, 'Geschmackssache' allemal.
Dafür überzeugt das flotte, in kleiner Besetzung gespielte "Joliet Bound", diesmal mit Marsalis am Mikro und da macht der auch keine schlechte Figur. Zu dem traditionellen zweiteiligen 'Nawlins'-Begräbnis-Marsch "Just A Closer Walk With Thee" kommt dann Taj Mahal auf die Bühne und verleiht dem über zwölfminütigen Stück mit seiner markanten Stimme das richtige Gospel-Feeling. Die Combo läuft zum Finale noch mal zur Hochform auf. Mit der ausgiebigen Zugabe "Corrine, Corrina", erneut mit Taj Mahal als Leadsänger und am Banjo, endet der Mitschnitt auf der CD. Da die Playlist auf der (uns nicht beigefügten DVD) fast identisch ist, dürfte es sich um das gleiche Ausgangsmaterial handeln. Allerdings gibt es dort lt. Medieninfo als Bonus den weiteren Taj Mahal-Song "Stagger Lee".
"Play the Blues" macht einfach nur Spaß, wenn man ein Faible für diese alte Musik hat, die hier aber in keiner Weise antiquiert, sondern sehr frisch klingt. Eine Top-Besetzung, in der weder Marsalis noch Clapton den Star geben und die auf hohem Niveau sehr gekonnt und lustvoll 'The Good Times' rollen lässt. Der Klang passt bestens zur Musik und das Falt-Booklet öffnet sich zum Poster mit schönem Live-Foto der ganzen Belegschaft. Mit fast 75 Minuten Spielzeit ist die Kapazität der Silberscheibe komplett und in diesem Fall auch sinnvoll ausgenützt.
Line-up:
Wynton Marsalis (vocals, trumpet)
Eric Clapton (vocals, guitar)
Victor Goines (clarinet)
Markus Printup (trumpet)
Chris Crenshaw (trombone, vocals)
Don Vappie (banjo)
Chris Stainton (keyboards)
Dan Nimmer (piano)
Carlos Henriquez (bass)
Ali Jackson (drums)
Tracklist
01:Ice Cream
02:Forty-Four
03:Joe Turner's Blues
04:The Last Time
05:Careless Love
06:Kidman Blues
07:Layla
08:Joliet Bound
09:Just A Closer Walk With Thee - feat. Taj Mahal
10:Corrine, Corrina - feat. Taj Majal
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