Zed Mitchell und seine Band eröffneten das Blues-Jahr 2015 im blues, Rhede. Ihm zur Seite stand sein Sohn Ted Mitchell. Die fünf dicken Saiten zupfte Goran Vuijc und der Wirbelwind am Schlagzeug war Ulf Striker.
Das gut zweistündige Konzert fand großes Interesse und der Bandleader sowie seine Mitmusiker servierten einen Auftritt, den man wohl noch lange in Erinnerung behalten wird. Die Gruppe spielte einen Blues, bei dem man hier und da über den Tellerrand des Genres schaute. Mit zwei so versierten Gitarristen gab es viel zu bestaunen, zu bewundern und zu applaudieren.
In einem schwebend-gleitenden instrumentalen Intro stellte Zed Mitchell die musikalische Mannschaft vor und mit "Money For My Blues" gab es gleich eine erste Kostprobe vom dem, was die Combo unter Groove und rockendem Blues verstand. Ted Mitchell war mit einem sehr griffigen Solo zur Stelle und über die gesanglichen Fähigkeiten seines Vaters brauchte man keine Worte zu verlieren. Gespickt war die Nummer mit einem wunderschön-ruhigen Intermezzo. Alle Musiker folgten Zed Mitchell und gingen auf halbe Kraft, nur um dann wieder Dampf im Kessel zu erzeugen.
Der Frontmann hautnah. In "Lonely Just Like Me" unternahm Zed Mitchell seinen ersten Spaziergang durch das Publikum. Ulf Striker und Goran Vuijc packten im Vergleich zum vorherigen Track noch ein Kilo Groove oberdrauf. Swing im Titel und Mitsingen bei den Zuschauern war angesagt. Klasse Stimmung!
Zwei Zähne der Tempo-Handbremse wurden angezogen. "King Of The Blues" war dennoch furios und die Funk-Spritze hatte eine ordentlich dicke Nadel, um das Innenleben des Tracks zu puschen. Im Gepäck hatte man die Alben "Springtime In Paris", "Summer in L.A." und Autumn In Berlin. Songs von diesen drei Alben füllten die Setlist des Konzerts und zunächst gab es einen klingend-geografischen Abstecher in die Hauptstadt der Bundesrepublik. Gitarrenklänge von rechts, Gitarrenklänge von links und zurück. Zed und Ted Mitchell öffneten nicht erst jetzt die Trickkiste der Blues-Riffs. Die zwei Sechssaiter-Spezialisten waren in voller Fahrt und bei ihrem Twinsound durfte es keine Sünde sein, an Wishbone Ash zu denken. Diese geschmeidigen Klänge zogen sich wie ein roter Faden durch den Gig.
Die Arrangements der Stücke entwickelten sich zu einem Seil aus Blues-Fasern. Im Jonglieren mit der anschwellenden beziehungsweise abnehmenden Lied-Dynamik, dem Setzen von Breaks oder Tempovariationen waren die vier Musiker echte Meister. Da durfte man Zed Mitchell als einen hervorragenden Songwriter sinnbildlich gratulieren. Sein Zwölftaker war sehr ausgewogen und ein höchst unterhaltsamer Trip durch die Jahreszeiten, denn im gemeinsamen Einklang der Gitarren gab es auch ein "Summer In L.A.".
"River Minus Water" war eine Ballade, bei der der Würfel gefrorenes Wasser im Whiskey noch schneller schmolz. Ein Slow Blues zum Niederknien. Ein Slow Blues mit einem furiosen Ted Mitchell-Gitarren-Filet-Mittelstück aus krachenden Riff-Rock-Emotionen, ein Song, der Maßstäbe setzte.
Vor der Pause zeigten die beiden Musiker aus der Rhythmusabteilung, wie unterhaltsam Bass- und Schlagzeugsolos sein konnten. Goran Vuijc nutzte das gesamte Fretboard und die darüber liegenden fünf Saiten voll aus, um seine sehr flexible Fingerfertigkeit unter Beweis zu stellen. Ulf Striker ließ die Drumsticks über Felle und Becken fliegen, die Double-Bass machte Druck und zwischendrin gab es Abstecher zur Cowbell. Sich rhythmisch entladende Power, ein Alleingang, der an den Kraftreserven zehrte, eine Einlage, die spontan zum Mitklatschen animierte. Hammer!
Bei einem sanften Einstieg ließ "Blue Heart" dann das Riesenrad der Dynamik auf Hochtouren laufen. Mit einem tollen Undercover- Deep Purple-"Smoke On The Water"-Take wurde das riffige "Like You Do" zur musikalischen Diskussionsplattform für zwei E-Gitarren. Vater und Sohn hatten sich in ihrem Frage-Antwort-Spiel so einiges zu sagen und folglich war diese Einlage nur ein Element der fraglos tollen Unterhaltung für die Zuschauer.
Mit einem leichten Touch von Jazz im Blues war "I'ts Killing Me" die Zeit, zu der Ted Mitchell das Lead Vocal-Mikrofon übernahm. Ihm durfte man eine gute Stimme attestieren und sein Gitarrensolo war ein Genuss der Emotionen. Wah Wah-Action von rechts, Riffs à la Jimi Hendrix von links und mittendrin heizte "Gonna Keep You Satisfied" ordentlich ein. Hölle, der Zed Mitchell-Blues war wandlungsfähig wie ein Chamäleon.
Die Zugabe durfte zum Chillen genutzt werden. Ulf Striker und Goran Vujic hatten Pause, denn Vater und Sohn gaben als Duo Zed & Ted den in ihren Händen langandauernden Klassiker "Sleep Walk" zum Besten. Beim instrumentale Traumschiff verweilten die beiden Musiker fast die gesamte Zeit im Publikum.
Chapeau, die Herren Zed, Ted, Goran und Ulf! Ein spezielles Konzerterlebnis, das einem nicht alle Tage widerfährt.
Wir bedanken uns bei André Knoch für die problemlose Akkreditierung.
Line-up:
Zed Mitchell (guitar, vocals)
Ted Mitchell (guitar, vocals)
Goran Vujic (bass)
Ulf Striker (drums)
Bilder vom Konzert
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