Zed Mitchell & Band / 07.12.2012, Kniestedter Kirche, Salzgitter
Zed Mitchell Zed Mitchell & Band
Kniestedter Kirche, Salzgitter
07. Dezember 2012
Stil: Blues
Konzertbericht


Artikel vom 16.12.2012


Jürgen Bauerochse
Zed Mitchell Zum Abschluss der diesjährigen Konzertsaison, die seit Jahren unter dem Motto 'Blues in der Kirche' sehr erfolgreich in der Kniestedter Kirche, Salzgitter-Bad stattfindet, gab es noch einmal einen sehr interessanten Act zu begutachten. Zlatko Manojlovic, besser bekannt unter seinem Pseudonym Zed Mitchell war mit seiner Band zum ersten Mal in dieser Location und zeigte sich begeistert von der heimeligen Atmosphäre in dem ehemaligen Gotteshaus. Und da sich auch die RockTimes-Redaktion in diesen dicken alten Wänden immer sehr wohl fühlt, war es keine Frage, dass wir uns diesen Mann, quasi direkt vor unserer Haustür, geben würden, denn schließlich hatten wir hier schon etliche Auftritte miterlebt, von denen alle immer genau das hielten, was sie versprachen.
Zed Mitchell Zlatko bzw. Zed ist ja bei Weitem kein Unbekannter in der Musikszene mehr. In seiner Heimat, dem ehemaligen Jugoslawien, hat er durchaus den Star-Status inne, und auch hier bei uns ist er, vor allem als Studio-Musiker etabliert, seit er im Jahr 1988 erstmals nach Deutschland kam. Einen genaueren Überblick über seine Aktivitäten könnt ihr beim geschätzten Kollegen Joe (bei wem auch sonst?) nachlesen, der sich im vorigen Monat mit dem Album Game Is On auseinandersetzte und dabei den Karriereverlauf des Gitarristen sehr trefflich zusammenfasste. Extra möchte ich hier nur noch einmal erwähnen, dass die Band schon solche Größen wie Joe Cocker, Santana und B.B. King supportete. Wenn das keine Empfehlung ist, weiß ich es auch nicht.
Zed Mitchell Entgegen der erwarteten Besetzung, die an der Produktion der beiden letzten Studio-Alben beteiligt war und auch auf der Band-Homepage angegeben ist, gab es im Line-up für diesen Abend einige Veränderungen. So saß für Oliver Stricker der Albie Donnolly's Supercharge-Drummer Uwe Petersen hinter dem Schlagzeug und an den Keyboards ersetzte der Birth Control-Tastenmann Sascha Kühn Martin Drazek. So blieb lediglich Goran Vujic (u. a. Phishbacher New York Electric Trio, Gut, Act Lafee) am Bass von den herkömmlichen Musikern übrig, was sich aber in keinem Teil des Konzertes nachteilig bemerkbar machte. Das Quartett harmonierte prächtig. Aber das ist ja inzwischen ein bekanntes Phänomen, dass sich gute Profis sehr schnell in ein Bandgefüge einspielen können.
Zed Mitchell Kommen wir zur Musik. Wie nicht anders zu erwarten, gab es hauptsächlich Songs aus den letzten beiden Longplayern "Springtime In Paris" (2008) und "Summer In L.A." (2010) auf die Ohren, deren Höhepunkte auf dem von Joe besprochenen Album zusammengefasst sind. Und was bei diesen Stücken gleich besonders auffiel, war der hervorragende Aufbau in der Songstruktur. Immer wieder wechselten in den Titeln die Intensität und auch die Lautstärke, sodass niemals auch nur eine Spur von Langeweile aufkam. Im Gegenteil, immer wieder wurden neue Spannungsbögen aufgebaut, die in ihrer Entwicklung förmlich zu spüren waren. In Sachen Songwriting gehört Zed Mitchell zu den wahren Könnern der Szene. Daran besteht überhaupt kein Zweifel.
Zed Mitchell Während des gesamten Konzertes erwies sich Mitchell als äußerst feinfühliger und sensibler Gitarrist, was nicht nur bei den Bluesballaden "Springtime In Paris" und "I'm A River" deutlich wurde. Auch bei den rockigen Losgehnummern wurde immer auf das perfekte Timing geachtet. Hier sei besonders das richtig schön abgehende "Money For My Blues" erwähnt, das bei allem Schwung auch jede Menge an Emotionen freisetzte. So bestand das zweistündige Set aus einem Mix aus Blues, Rock und Balladen. Teilweise gab es auch Ausflüge in den Funk-Bereich. Das ganze Programm wirkte wohl durchdacht, um dem Publikum die optimale Unterhaltung zu bieten. Hier war ein Musiker am Werk, der sich richtig Gedanken gemacht hat.
Zed Mitchell Auch einige Coverversionen gab es auf die Lauscher, von denen mich der J.J. Cale-Klassiker "Cocaine", der als letzte Zugabe gespielt wurde, besonders beeindruckte. Klasse, wie hier improvisiert wurde. Außerdem war das legendäre "Black Magic Woman" ein weiteres Highlight des Abends, denn es bestand kaum ein hörbarer Unterschied im Gitarrenspiel. Zed Mitchell wandelte mühelos auf den Spuren von Carlos Santana und Peter Green. Doch gerade bei diesem Song muss Sascha Kühn besonders erwähnt werden. Die schweren Orgelsounds waren die ideale Ergänzung zum Sechssaiter, sodass der Titel sehr viel Ähnlichkeit mit den frühen Santana aufwies, als ein Gregg Rolie an den Keyboards saß und richtig Dampf machte.
Zed Mitchell Ich habe keine Ahnung, wie die Band live in ihrer normalen Zusammenstellung klingt, aber mit Sicherheit waren Sascha Kühn und Uwe Petersen wesentlich mehr als nur Notlösungen. Die Orgel-Passagen waren vom Feinsten, zumal Kühn auch reichlich Gelegenheit hatte, ausgiebig zu solieren und dabei richtig glänzen konnte. Und auch Petersen überzeugte auf ganzer Linie. Immer mit dem richtigen Timing trommelte er präzise, machte Druck wenn nötig oder leistete großartige Arbeit an den Becken. Auch das Zusammenspiel mit Goran Vujic passte.
Zu guter Letzt muss unbedingt noch die Stimme von Zed Mitchell erwähnt werden, denn auch hier ist er unglaublich variabel. Herrlich seine kurze Parodie auf Joe Cocker, die ihm täuschend ähnlich gelang. Meine Hochachtung, Zed. Das bringt auch nicht jeder zustande.
Alles in allem erlebten wir an diesem Freitagabend wieder mal ein richtig gutes Konzert von vier tollen Musikern und konnten total zufrieden in die kalte Winterluft zurückkehren.
Wir bedanken uns ganz herzlich bei Antje Fischer von der Stadt Salzgitter für die problemlose Akkreditierung und die nette Betreuung.
Line-up:
Zed Mitchell (guitar, vocals)
Goran Vujic (bass)
Sascha Kühn (keyboards)
Uwe Petersen (drums)
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