Nemesis. Als erstes scrollen wir mal nach unten und gucken uns die Namen der Songs an.
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Fertig? Schön. Na, nach was sieht das aus? Na klar - Nemesis machen machen Heavy Metal, verdammt noch mal. Laut Namen der Songs: urigen True Metal? Das ist zumindest die klangliche Grundlage des kraftvollen Fünferpacks aus dem Nordsaarland, der mit "When Gods Are Calling" sein Premieren-Album vorlegt - 'nur' eine gute halbe Stunde lang; aber sie nennen das Teil passenderweise 'Demo-Album'. Alles klar. So unbefleckt 'true & only' bleiben sie aber gar nicht. Ein Schuss Prog steckt mit drin. Das wird in den handwerklich feinen Läufen klar, oder wenn zum Beispiel im Opener "Dawn Of Darkness" die Rhythmussektion mal ein paar rythmische Haken schlägt. Und auch in der Struktur der Songs - denn da steckt ungeheuer viel drin, trotz 'Normallänge'!
Aber vor allem hängt das Herz von Hauptsongschreiber Johannes Müller in vergangenen Jahrhunderten: In seiner Musik steckt viel Barock. Es sind nicht nur Andeutungen - mit seiner Vorliebe geht er sehr offensiv hausieren. Dadurch bekommt "When Gods Are Calling" hier und da einen ordentlichen Yngwie-Touch - insbesondere "Vicious Circle" hätte gut und gern auf "Facing The Animal" stehen können (mit Ausnahme des coolen Gitarren-Doppel-Solos; das ist wieder Heavy Metal pur!). Die im Verhältnis zu den ordentlich unmodern-rohen Gitarren sehr weichen Synthie-Streicher haben viel von Royal Hunt - das macht schon die Intros von "Dawn Of Darkness" und "When Gods Are Calling" zu Barock-Partys. Und die Ballade "Tainted With Silence" ... die Abfolge dieser Harmonien, das ist ja Bach pur - schön!
Interessant an der ruhigen Nummer ist auch, dass Frontfrau Rubina Amaranth auch mal tief singt - das klingt gleich geheimnisvoll. Ansonsten macht sie im mittelhohen Bereich viel Druck, wird dabei mit zweiten Gesangsspuren - mal höher, mal tiefer gelegen - gelungen in Szene gesetzt und veredelt ihre Leistung mit kleinen Screams an der richtigen Stelle. Rubina ist natürlich kein Elfen-gleich dahinzwitscherndes, fragil-filigranes Kristallstimmchen. Nein, das würde nicht passen. Sie ist ein Powerpaket. Die stecken wir mal eher in die Kategorie Maria Breon ( HolyHell), Ida Haukland ( Triosphere) oder Veronica Freeman ( Benedictum), wobei sie viel weiblicher klingt als die beiden Letztgenannten.
Es gehört sich unbedingt noch genauer erwähnt, wie komplex Nemesis zur Sache gehen. Melodisches und Dramatisches liegen immer eng beieinander. In ein und demselben Song stecken bedrohliche Schlepp-Drives, Double Bass in richtig heißem Tempo und anpeitschender Galopp. Man wechselt so oft die Gangart und packt so viele verschiedenartige Parts ins Päckchen, dass gleich in mehreren Stücken der Chorus bloß zwei Mal vorkommt. Und den muss man erst einmal als solchen identifizieren. Denn selbst manche Bridge - bei anderen ein notwendiges Füllsel - kommt so edel und elaboriert rüber, dass sie für sich genommen gut und gern als Refrain durchgehen könnte. Ganz klar: diese Nummern zieht man sich sofort mehr als nur ein Mal rein ...
... um welche Highlights zu diagnostizieren? Schwer zu sagen. Ausfälle gibt es keine. "Dawn Of Darkness" schafft es wohl am Besten, alle Facetten der Band zu bündeln - übrigens einschließlich episch-dramatischer Melodic-Einflüsse, die mich an Balance Of Power oder Pyramaze erinnern. "Symphony Of Power" hat so eine hinreißende mystische Bridge ( Symphony X?) ... und der Titeltrack "When Gods Are Calling" hat diesen speedigen Power Metal-Chorus ( Avantasia?), der das Teil zur inoffiziellen Band-Hymne machen kann. Am meisten im Ohr bleibt aber "In Hell Shall Be Thy Dwelling Place" - geheimnisvoller Beginn, tonnenschwere Strophe, Speed-Part, und dann ein marschierender Mid-Tempo-Chorus, bei dem live aber so was von mit Sicherheit die Fäuste in die Luft gereckt werden!
Es kommen mindestens so viele Anspieltipps zusammen wie Stilrichtungen in den Mix der Band eingeflossen sind (man könnte hier noch viel mehr Bands als Referenzen anführen!). Und trotzdem bleibt unterm Strich ein purer Heavy Metal-Sound, der die Chose zusammenhält - sympathisch ungeschliffen und außerdem bei diesem Erstlingswerk noch mit dem Charme des aufnahmetechnisch 'Unperfekten' behaftet. In digitalen Zeiten kann das richtig erfrischend sein! Nemesis machen nichts, was die Welt noch nicht gehört hätte - aber sie haben das Zeug zum Fan-Favoriten. Denn sie haben's drauf, machen Laune und bleiben im Ohr. Insofern: "When Gods Are Calling" - 'Nemesis mit!'
Sorry, konnte nicht widerstehen ...
Line-up:
Rubina Amaranth (vocals)
Johannes Müller (bass)
Patrick Kapahnke (guitar)
Georg Krömer (guitar)
Jan Drumm (drums)
Tracklist |
01:Intro (1:46)
02:Dawn Of Darkness (3:53)
03:Symphony Of Power (3:50)
04:Vicious Circle (4:23)
05:Tainted With Sadness (4:28)
06:Another Dimension (4:46)
07:In Hell Shall Be Thy Dwelling Place (4:36)
08:When Gods Are Calling (4:16)
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