Nicht geizen, sondern Klotzen. Das Quartett hatte die Spendierhosen an. Damit wurde auch gleich eine der vorkonzertlichen Fragen beantwortet, denn keiner der vier Musiker trug einen Kilt. The Nimmo Brothers hautnah. Die schottischen Brüder Alan und Stevie Nimmo entzündeten von Beginn an ein extrem farbenfrohes Feuerwerk des Blues Rock. Das Interesse an der Gruppe war groß, denn irgendwann hing an der Eingangstür ein Hinweis, dass es drinnen keinen Platz mehr gab. Das Konzert war gewaltig gut. Natürlich standen die musizierenden Brüder im Fokus des Interesses und definitiv kein Besucher wurde enttäuscht. Es gab einerseits zwar kein Solo des Tieftonspezialisten Mat Beable, andererseits nur ein Blitzlicht von Alleingang des Schlagzeugers Craig Bacon, aber auch die Rhythmusabteilung war in ihrer unspektakulären Art und Weise einige Goldbarren Wert. Mat Beable zupfte eine knackige wie auch butterweiche dicke Saite und an den Drums standen die Grooves quasi Schlange. Da war das erste Lied, ein shufflendes "Bring It On Home", mit einem herrlichen Break und runtergekochter Dynamik, die Verwirklichung einer infizierenden Zwölftakter-Session.
Die einzelnen Songs hatten eine sehr unterhaltsame Länge, natürlich geprägt von einem brillanten Wechselbad der Emotionen sowie Soli der beiden Frontmänner. Auf ihren Instrumenten wahre Meister waren ihre Stimmen eine weiterer Mehrwert des Auftritts. So sorgten auch rauchig-raue Vocals für eine Dauergänsehaut. Der Szenenapplaus war ein eindeutiger Gradmesser für die einzigartige Qualität der Band. Die Mitte der Bühne entwickelte sich zu einem Zentrum der Solo-Aktivitäten von Alan beziehungsweise Stevie Nimmo. Dort fanden die tief in der Seele verankerten Gefühle in den Einzelaktionen durch ein weit geöffnetes, riesiges Scheunentor ihre Freiheit. Ungläubiges Kopfschütteln war ein Beleg dafür, wie die beiden Brüder den Blues auf vielfältige Weise rockten. Allerdings waren die 12-Takter-Kracher nur die eine Seite der schillernden Medaille. Nach dem Opener wurde man Zeuge, wie sich eine Gruppe aus einem balladesken Beginn auf den Weg machte, um sich bei steigender Dramatik in eine Welt spielte, die von Wah Wah-Pedal und Power geprägt war. Diese Darbietung hatte einen Namen, den man sich unbedingt merken musste: "A Long Way From Everything". Bevor es auf die Überholspur des Highways ging, entzog Alan Nimmo seinem Arbeitsgerät immer mehr Lautstärke und brach diesen wunderschönen Teil leider schon vor dem Ende ab. Da gab es wieder einmal Leute, die, trotz netter Aufforderung des Gitarristen, die Klappe nicht halten konnten. Ein Ärgernis, das den Künstlern nicht gerecht wurde.
Bei den Nimmo Brothers feierten die Gitarrenriffs eine ausgelassene Party und es gab auch musikalische Abstecher in den Southern Rock. Da war man dann auch mit fantastischen Twin-Sounds zur Stelle. Innerhalb eines Songs sorgten die wechselnden Lead Vocals für Aufmerksamkeit und an tollen Showeffekten mangelte es auch nicht. Wiederholte Wortduelle auf den Sechssaitern wurden zu einer Selbstverständlichkeit, als die beiden Protagonisten in einer Fretboard-Crossover-Aktion mit einer Hand auf dem Arbeitsgerät des Bruders spielten. Selbstredend gab es auch einige hochklassige Kostproben aus dem Album Brother To Brother. "Still Here Strumming" war die Nimmo Brothers-Verbeugung vor Bands wie Free oder Bad Company. Auch hier brachte man die Riffs in heftige Rotation und Alan Nimmos Gibson Les Paul hatte dabei einen krachenden, aber auch messerscharfen Klang. Ein solcher Knaller durfte dann von der Spielzeit her durchaus auch etwas kürzer ausfallen.
Mit frisch aufgeladenen Akkus standen nach einer kurzen Pause das Bottleneck von Stevie Nimmo und leckere Boogie-Riffs à la ZZ Top prominent im Vordergrund. Hammer! Welch ein Vergnügen nicht nur dabei, sondern mittendrin zu sein. Obwohl die möglichen zwei Stunden für ein Blues Moose-Konzert nicht ganz ausgenutzt wurden, waren The Nimmo Brothers eine Klasse für sich, besonders als man eine weitere Ballade namens "Waiting For My Heart To Fall" im wahrsten Sinn des Wortes zelebrierte. Man wurde den Eindruck nicht los, als kreierten Alan und Stevie Nimmo mehr an Klängen, als es die zwölf Saiten ihrer Gitarren ermöglichten. Nicht die Note auf dem Papier machte den Ton, sondern wie man ihn spielt. Gegen Ende des Gigs gab es sozusagen auch noch einige Spritzer Sahne auf die eh schon große Begeisterung. Beide Daumen reckten sich nach dem Slide-Boogie-Groove-Riff-Monster "One Way Out" von der Allman Brothers Band gen Bardecke und mit einer funkigen Wah Wah-Action von den beiden Brüdern gab es zum Abschluss noch "Black Cat Bone" auf die Ohren. Als Zugabe ging dann schließlich doch noch eine krönende Nummer ... Bobby 'Blue' Blands "Ain't No Love In The Heart Of The City" mit Whitesnake-Antrieb. Hats off! The Nimmo Brothers muss man live erlebt haben!
Wie immer gibt es die Videos zu den einzelnen Songs auf dem YouTube-Kanal von Blues Moose Radio zu sehen.
Line-up:
Stevie Nimmo (guitar, vocals)
Alan Nimmo (guitar, vocals)
Mat Beable (bass, backing vocals)
Craig Bacon (drums)
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