Nitrogods / Same
Nitrogods Spielzeit: 43:04
Medium: CD
Label: SPV / Steamhammer, 2012
Stil: Rock


Review vom 24.02.2012


Jochen v. Arnim
Holla! Gerade eben hatte ich diese Scheibe auf dem Teller und jetzt stolpere ich erneut über den Namen Klaus Sperling und eine Veröffentlichung aus dem Hause SPV. Und was für ein Cover mir da entgegenstrahlt: Unter den großen Lettern Nitrogods (was für ein Name!) prangen ein Totenkopf mit Helm, V-Pistons und drei Cockpit-Instrumente, deren Nadeln am Anschlag stehen - alles in schwarz-weiß. Das ist Old School Rock'n'Roll in seiner Reinfassung. Drehen wir das Jewel-Case mal um und schauen auf die Tracklist. Mamma mia, was für Titel: "Demolition Inc.", "Gasoline", "At Least I'm Drunk", "Licence To Play Loud", klingt nach no nonsense. Und genau dafür sind die drei Herren Oimel Larcher am Tieftöner und dem Mikro, Henny Wolter (ex-Primal Fear, Thunderhead) an der Sechsaitigen sowie Klaus Sperling (ex-Primal Fear, Freedom Call) an den Fellen angetreten. Das ist böser, lauter und dreckiger Rock'n'Roll, der die Tränen in die Augen treiben soll - so zumindest sagt es die Band über ihre Musik. Erst unlängst kam ich abends spät nach Hause und sah auf einem der einschlägigen Musiksender in der Glotze gerade die ersten Töne und Bilder vom Promo-Video zu "At Least I'm Drunk", und eigentlich hatte ich den Fernseher eingeschaltet, um ein bisschen runterzufahren - Pustekuchen.
Jetzt liegt das schöne Album, das auf den schlichten Namen "Nitrogods" lauscht, also hier vor mir. Rein mit der Scheibe, aufdrehen und… leck mich am Mokka (um mal etwas Öcher Lokalpatriotismus zu zeigen), ich will nix anderes mehr hören! Aber, habe ich da im Booklet einen Namen übersehen, das ist doch Motörhead? Nee, natürlich nicht, aber es klingt ein wenig danach, böse, laut und dreckig, und keine Zeit zum Luftholen. Zwölf Songs fegen dir auf noch nicht einmal 45 Minuten das Hirn frei. Roh und ungeschliffen schieben sich "Black Car Driving Man", "Demolition Inc." oder "Gasoline" aus den Speakern. Trommel, Bass und Klampfe sind im ständigen Wettstreit, treiben einander voran, ganz so, wie es die eingangs erwähnten Instrumente auf dem Cover vorgeben. Logisch, dass die Bezeichnungen auf den Anzeigen nicht Rev Counter und Speed heißen, sondern boost, bpm und dB! Dann zieht sich natürlich auch "At Least I'm Drunk" durchs Musikzimmer, leicht untermalt von einer Gitarre, die auch der Rockabilly-Sound Brian Setzer von den Stray Cats hätte erzeugen können. Dazu die Lyrics: »Go get some whiskey, pour a bottle on my grave, so you can tell, at least I'm drunk in hell.« Granate, Granate und nochmals Granate! Genau in diesem Stil geht es weiter über die komplette Fläche des Silberlings, ohne Pause und immer auf die Zwölf.
Wen könnte man nicht alles an berühmten Vorbildern in diesen Tracks finden und trotzdem würde es sehr schwer fallen, ein Kopieren zu unterstellen. Die Jungs klingen an einigen Stellen fast besser als das eine oder andere Vorbild. Dass ihnen musikalisches Know-how bescheinigt werden kann, sagen uns ja schon Lebenslauf und auch ihre äußerst umfangreiche Bühnenerfahrung. So wundert es dann wenig, wenn sie auf "Whiskey Wonderland" die Mutter aller Whiskey-geschwängerten Stimmen in Form von Dan McCafferty aus dem Ärmel ziehen und ihn mit Oimel Larcher ein Duett singen lassen. Die Beziehung zu McCafferty kam über den Umweg der Rock-Meets-Classic-Produktion zustande, wo auch Henny Wolter an der Gitarre steht. Als weiteres Bonbon gibt es Edward 'Fast Eddie' Clarke auf "Wasted In Berlin". Der Saitenhexer dürfte vielen Lesern auch von seinem Mitwirken bei Motörhead bekannt sein, zu deren Line-up er in den m. E. erfolgreichsten Jahren der Band gehörte.
Ich könnte jetzt mit Superlativen schließen, werde mich aber zügeln. Diese Truppe hat natürlich den Rock'n'Roll nicht neu erfunden. Sie vermag es aber auf eine unglaublich eindrückliche Art und Weise, ihre Musik dahin zu schicken, wo sie dauerhaft hängenbleiben wird. Diese Mischung aus Country, Blues, Metal, Classic Rock und allem, was wir in dem Zusammenhang noch gerne hören, hat eine rohe Eingängigkeit, die wahrlich gefällt. Ich hoffe, dass wir es hier nicht mit einem dieser multiplen Projekte zu tun haben, die eine einzige Scheibe zustande kriegen und sich dann wieder verziehen. Jungs, wir wollen mehr davon und ich will schweißgebadet in der ersten Reihe stehen und volle Kanne abrocken. Ach ja, KAUFEN!
Line-up:
Oimel Larcher (bass, vocals)
Henny Wolter (guitars, vocals)
Klaus Sperling (drums)

sowie:
Dan McCafferty (vocals - #5)
Edward 'Fast Eddie' Clarke (guitar - #11)
Tracklist
01:Black Car Driving Man
02:Demolition Inc.
03:At Least I'm Drunk
04:Gasoline
05:Whiskey Wonderland
06:Licence To Play Loud
07:Lipsynch Stars
08:The Devil Dealt The Deck
09:Rifle Down
10:Riptide
11:Wasted In Berlin
12:Zombietrain
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