Eins haben all die Alben aus Kanada gemeinsam, die in den letzten Monaten zur Besprechung reichlich bei mir gelandet sind: Qualität. Und eine gewisse Abgehangenheit, da gibt's keine Kraftmeierei, kein Rumgetöse - und vor allem keine Hektik. Gediegene, handwerklich hervorragende und meistens auch sehr inspirierte Musik auf Folk-Basis, die zeitlos klingt und dem Hörer akustische Entspannung bietet.
Nicht anders ist es mit dem Zweitwerk von
NQ Arbuckle, einer Band aus Toronto. Und nicht eines Einzelkünstlers, wie öfters, aber fälschlich, zu lesen steht. Das liegt am
NQ =
Neville Quinlan, die restlichen Dreiviertel sind
Mark Kesper, Peter Kesper und
John Dinsmore (sagt jedenfalls das Cover). Das Quartett spielt auch keineswegs (nur) 'Alternative Country', wie uns z.B. Wikipedia weismachen will. Das ist Roots-orientierte Musik, die aus der Singer/Songwriter-Tradition kommt, aber auch kräftig rockt.
Neil Young
ist nicht nur landsmännisch nah; allerdings gibt Mr.
Quinlan mit seiner kratzigen Stimme dem Ganzen einen wesentlich erdigeren Klang. Dazu reichlich verzerrte
Crazy Horse-Sounds, die mit den melancholischen Stimmungen kontrastieren. Artverwandt sind auch
Blackie And The Rodeo Kings.
Das erste Stück des Albums lässt jedoch Erinnerungen an die besten Aufnahmen von
The Band aufkommen. "Sure Friend" ist einer jener Songs, die ruhig dahinfließen, deren vermeintliche Schlichtheit aber voller Raffinesse steckt. "Outside The Star" rockt dagegen country-mäßig, worauf das Titelstück folgt. Die obligatorische 'Irgendwo in Amerika'-Nummer im Breitwand-Format mit Gesangsduett, diversen Gitarren samt Pedal Steel und Banjo. Es bleibt leicht depressiv mit "You Look Like A Wreck". "Angels And Devils" klingt nach einem anderen Lead-Singer, über die einzelnen Rollen der Bandmitglieder ist jedoch nichts zu finden. Diesmal sorgt ein Akkordeon für warmes Country-Flair. Bei "Creaky Old Chair" mit schönem moll-getönten Zwischenspiel stand der große
Townes Van Zandt Pate.
Der Verzweiflungs-Herz-Schmerz-Song darf natürlich nicht fehlen: "Sun's Hanging Low", aber auch der kommt ohne Schmalz aus. Das Ganze wird dann bei "Walls Are So Thin" mit den typischen Crazy Horse-Gitarren noch richtig dramatisch gesteigert. Der flotte Country-Rocker "I Can See The Moon" lockert die Stimmung auf, bevor bei "The Autumn Leaves" die schweren Bretter wieder dräuen. Mit "Darkness Has Fallen" geben NQ Arbuckle ein sanftes Zwischenspiel, um dann mit dem offiziellen Schlusssong "Goodnight Irene On New Years Eve" noch einmal alles aufzubieten. Es dauert ein bisschen, dann tönen seltsam feine Klänge aus den Lautsprechern, die sich nach einer Glasharfe anhören. Aber Vorsicht: Das war's noch nicht. Nach einem weiteren Minütchen donnert ein satter Rocker hinterher, der für Border-Stimmung sorgt.
Eine rundum gelungene CD, bestens produziert obendrein. Grad richtig jetzt, für die kalte Jahreszeit. Viele schöne instrumentale Zutaten, dazu des öfteren wohltönende Frauenstimmen im Duett oder als Backing Vocals, sind die richtige Würze für das Album, das ich den Americana-Fans wärmstens empfehlen kann!